Grevenbroich Mieter für Finanzamt gesucht?

Grevenbroich · Das Bau- und Liegenschaftsamt (BLB) sucht einen Käufer für das alte Finanzamt. Bisher findet sich kein Interessent, der 1,6 Milllionen Euro für das 51 Jahre alte Objekt zahlen will. Die Planer der DSK schlagen vor, Mieter zu suchen.

 Noch kein Käufer wurde für das alte Finanzamtsgebäude (Kaufpreis: 1,6 Millionen) gefunden. Zeitweise Vermietung wäre eine Alternative.

Noch kein Käufer wurde für das alte Finanzamtsgebäude (Kaufpreis: 1,6 Millionen) gefunden. Zeitweise Vermietung wäre eine Alternative.

Foto: H. Jazyk

Für mehr als 1,6 Millionen Euro ist das Alte Finanzamt an der Bahnstraße/Erckensstraße zu kaufen. Seit April 2011 wartet das Bürogebäude mit knapp 3200 Quadratmeter Fläche in einem Online-Immobilienportal auf einen neuen Eigentümer — bisher vergeblich, weiß Ruth Dreidoppel vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW. Zwar habe es mehrere Anfragen gegeben, aber noch keine Unterschrift unter einen Kaufvertrag: "Manche Objekte sind schwierig zu veräußern", so Dreidoppel.

Das Finanzamt als schwerer Fall — hier könnte das neue "Integrierte Stadtentwicklungskonzept Innenstadt Grevenbroich" neue Möglichkeiten aufzeigen. Die Studie wurde für die Bewerbung der Stadt am Landesförderprogramm "Aktive Orts- und Stadtteilzenten" erarbeitet. Hierbei waren vier Kernräume — Montzquartier, Bahnhof, City mit Fußgängerzone und Lindenquartier — auf ihr Entwicklungspotenzial untersucht worden. Gerade ein Leerstand über vier Etagen wie das frühere Verwaltungsgebäude fällt in die Kategorie Problem — ein Problem, vor dem bereits zahlreiche Grevenbroicher Politiker gewarnt hatten.

Um es zu lösen, schlagen die Planer von der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungs- GmbH (DSK) vor, nicht die Immobilie als Ganzes zu veräußern, sondern sie in Zeilen zu vermieten. So könnte ein leerstehendes Objekt an einer markanten Stelle wieder genutzt — und eine Abwertung des gesamten Viertels, des Montzquartiers, verhindert werden.

"Mit den Leerständen der Finanzämter an der Bahn- und Erckensstraße fallen wichtige Frequenzbringer weg", so die DSK-Konzept-Entwickler Dieter Wahlen und Silke de Roode. Diese Standorte sollten für Zwischennutzungen — in Abstimmung mit dem Besitzer — genutzt werden können.

Wie eine solche Zwischenlösungen aussehen könnte: "Mit der Nähe zum Museum könnte über eine Kooperation mit der Villa Erckens nachgedacht werden, um eine temporäre Sonderausstellung zu etablieren. Auch eine Kombination aus Gastronomie mit Kunst konnte erwogen werden", heißt es in dem Konzept. Künstler könnten ihre Werke ausstellen, die Kantine in ein Kunst-Café verwandeln und in weiteren Räumen Workshops anbieten. Ein weiterer Vorschlag: das Finanzamt als Ort für Lesungen oder Theater-AGs. "Temporär könnten auch Geschäfte mit 1a-Lage die Räume als Outletstore nutzen oder für innovative Geschäftsideen, etwa für junge Bürogemeinschaften", so die Planer. Die Vorteile: Durch eine Nutzung könnten Verfall und Vandalismus verhindert werden, zudem seien Mieteinnahmen möglich.

Der Planungsausschuss hatte die Bewerbung für das Landesprogramm begrüßt.

(NGZ/rl)
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