Mönchengladbach Altes Finanzamt als Investorenprojekt
Mönchengladbach · Vermarkten die Stadt und eine Landesbehörde die Immobilie künftig gemeinsam? CDU-Abgeordneter Jochen Klenner vermittelte jetzt in einem Gespräch. Sein Kollege Frank Boss will mehr Videoüberwachung - etwa am Hauptbahnhof.
Wer die Vorgeschichte des Minto verfolgt hat, wird sich vermutlich noch daran erinnern: Bevor das Unternehmen Mfi das Einkaufscenter gebaut hat, war Konkurrent ECE im Rennen und als Betreiber nahezu ausgeguckt. Die Hamburger hatten ein ganz anderes Konzept. Sie wollten ihr Einkaufsparadies über die Steinmetzstraße ziehen, das alte Finanzamt an der Ecke Steinmetz-/Kleiststraße und sogar einige Häuser an der Yorckstraße einbeziehen. Letztere hat die EWMG dann zeitnah gekauft. Von ECE ist schon lange keine Rede mehr, das Minto ist fertig und erstreckt sich entlang der Hindenburgstraße. Nur das alte Finanzamt ist unberührt. Und leer. Und weiterhin ohne Perspektive.
Als NRW-Ministerin Ina Scharrenbach, zuständig für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung, jüngst von ihren Parteifreunden, den CDU-Landtagsabgeordneten Jochen Klenner und Frank Boss sowie von OB Hans Wilhelm Reiners und Stadtdirektor Gregor Bonin, durch die Stadt geführt wurde, blieb die Gruppe am alten Finanzamt stehen. Man brauche da Scharrenbachs Hilfe, bat die Stadtspitze. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB), der das Gebäude vermarktet, zeige sich unbeweglich. Die Ministerin versprach, sich einzuschalten.
Klenner verkündete gestern Vollzug. Er war dabei, als OB Reiners und Planungsdezernent Bonin mit dem BLB-Chef mögliche Chancen für das alte Finanzamt ausloteten. Die Hoffnung der Stadt: Sie hätte gerne ein Vorkaufsrecht, um eine vernünftige bauliche Lösung für diese markante Stelle zu entwickeln. "Das ist alles nicht so einfach, weil der BLB an den verkaufen muss, der am meisten bietet", sagte Klenner gestern. Aber es gibt einen Ansatz, wie BLB und Stadt unter Umständen in ein Boot steigen können - indem sie das alte Finanzamt und die EWMG-Häuser gemeinsam vermarkten. "Bei dem Gespräch haben wir auch über das alte Polizeipräsidium gesprochen. Auch da kann man unterschiedliche Interessen bündeln", sagt Klenner.
Der CDU-Landtagsabgeordnete bucht diese Gesprächsergebnisse in seiner persönlichen Bilanz nach einem Jahr im Landtag als Erfolg ab. Klenner und Boss betonten gestern: Es sei ein überaus interessantes erste Jahr gewesen, das sich in einigen Punkten auch bereits in Mönchengladbach mit konkreten Maßnahmen widerspiegeln würde. Boss, Vorsitzender des Gladbacher Polizeibeirats und Mitglied im Innenausschuss des Landtags, sieht die schwarz-gelbe Landesregierung auf einem guten Weg, wenn es um die Aufstockung der Polizei geht. "Die CDU hat im Wahlkampf versprochen, mehr Polizisten einzustellen. Dieses Versprechen halten wir und werden die Gesamtzahl der vorgesehenen 2000 neuen Stellen bei der Polizei um weitere 300 Stellen erhöhen", sagt er. Ein Beispiel, wie Mönchengladbach profitiert, konnte Boss präsentieren: "Bei der Gladbacher Polizei werden etwa zehn bis zwölf Stellen mit Verwaltungsassistenten besetzt. Sie sollen die Beamten bei ihrer Arbeit von Verwaltungsaufgaben entlasten."
Boss will sich bei weiteren Gesprächen im Land auch dafür stark machen, dass über eine Ausdehnung der Videoüberwachung in Mönchengladbach nachgedacht wird. "Das muss man sehr sorgsam prüfen. Aber ich kann mir das Umfeld des Gladbacher Hauptbahnhofs und auch den Platz der Republik für eine präventiv wirkende Videoüberwachung sehr gut vorstellen", sagt Boss.
