Grevenbroicher Tafel braucht Hilfe Existenzhilfe startet Aktion „Ritter der Tafelrunde“

Grevenbroich · Saftige Spritpreise, hohe Entsorgungskosten und reparaturbedürftige Autos machen der Tafel zu schaffen. Um Unterstützer zu finden, hat die Existenzhilfe jetzt eine Aktion gestartet. Wer mitmacht, kann „Ritter der Tafelrunde“ werden.

 Geschäftsführer Wolfgang Norf und Mitarbeiterin Erika Dietze an einem reparaturanfälligen Transporter der Existenzhilfe.

Geschäftsführer Wolfgang Norf und Mitarbeiterin Erika Dietze an einem reparaturanfälligen Transporter der Existenzhilfe.

Foto: Kandzorra, Christian

Die Existenzhilfe hat die Aktion „Ritter der Tafelrunde“ gestartet – aus einer Not heraus. Denn es wird immer schwieriger, die Versorgung von Bedürftigen kostendeckend zu bewältigen. Deshalb hat die Mannschaft um Vorsitzenden Detlef Bley und Geschäftsführer Wolfgang Norf nun ein Förderprojekt ins Leben gerufen – in der Hoffnung, dass sich möglichst viele Grevenbroicher daran beteiligen werden. Wer einen kleinen – oder auch größeren – finanziellen Beitrag leistet, hat die Aussicht auf einen besonderen Titel: Sie oder er wird von den Leuten der Tafel in den Ritterstand erhoben.

Zweimal in der Woche – an jedem Dienstag und Freitag – bilden sich Schlangen vor der Lebensmittel-Ausgabestelle an der Merkatorstraße hinter dem Bahnhof. Daran hat Corona nichts geändert. Allerdings ist der Andrang infolge der Pandemie deutlich geringer geworden. „Zum jeweiligen Termin erscheinen nur noch um die 150 bis 160 Menschen“, sagt Wolfgang Norf. „Früher waren es weit mehr als 230.“ Viele Kunden seien vorsichtiger worden, hätten Angst davor, sich in der Warteschlange mit dem Virus anstecken zu können – obwohl es ein Sicherheitskonzept gibt.

Die Kunden der Tafel zahlen zwar lediglich einen Euro für den kompletten Einkauf, doch: „Wir merken schon, dass uns durch den geringeren Andrang am Monatsende einiges an Geld fehlt“, sagt Norf. Hinzu komme eine weitere, deutlich spürbare Belastung infolge der steigenden Spritpreise. „Unsere Transporter-Flotte muss täglich im Einsatz sein, um Lebensmittel abzuholen – daran geht kein Weg vorbei“, berichtet der Geschäftsführer. „Die Touren werden für uns allerdings immer kostspieliger. Zurzeit zahlen wir für das Benzin monatlich rund 300 Euro mehr als sonst.“

Auch die Entsorgungskosten für den Grünabfall tun der Existenzhilfe mittlerweile ganz schön weh. Zwar ließ bislang ein Betreiber einer privaten Biogasanlage die Container mit aussortiertem Blattgemüse regelmäßig leeren – doch: „Davon hat er jetzt Abstand genommen“, schildert Wolfgang Norf. „Die Transportkosten waren letztlich höher als die Einnahmen aus der Biogas-Produktion. Das lohnte sich für ihn nicht mehr.“ So müssen die Mitarbeiter der Tafel die grünen Abfälle auf dem normalen Weg entsorgen, dafür wurden insgesamt neun Müllcontainer auf dem Gelände postiert. „Obwohl uns die Stadt schon mit dem Preis etwas entgegenkommt, kostet uns die Abfuhr des Biomülls gut 2000 Euro im Jahr“, beklagt Norf.

Die Existenzhilfe gerate mit solch zusätzlichen Ausgaben aber nicht in akute Existenznot, sagt der Geschäftsführer. „Wir haben Rücklagen gebildet und verfügen noch über ein gesundes finanzielles Polster.“ Aber auch das drohe zu schwinden. Denn die aus fünf Transportern bestehende Flotte der Tafel ist in die Jahre gekommen – und bei fast allen der zwischen 2009 und 2011 vom Band gerollten Fahrzeuge müssen immer wieder Ausfälle verzeichnet werden. „Mal ist ein Auspuff kaputt, mal ein Kühler, mal ein Radlager“, schildert Norf. In manchen Fällen sei eine Instandsetzung kaum noch lohnenswert. Über kurz oder lang müsse daher der Fahrzeugpark für die Lebensmittelbeschaffung erneuert werden. „Das wird teuer – und leider sind keine Sponsoren für neue Autos in Sicht“, berichtet der Geschäftsführer.

Vor dem Hintergrund schwindender finanzieller Mittel und dringender Investitionen hat die Existenzhilfe nun die Aktion „Ritter der Tafelrunde“ gestartet. Gesucht werden Grevenbroicher, die bereit sind, die Existenzhilfe über einen kürzeren oder längeren Zeitraum finanziell zu unterstützen. „Dieses Projekt ist nicht auf unserem eigenen Mist gewachsen. Wir haben es bei anderen Tafeln abgeguckt, die es bereits erfolgreich durchgeführt haben“, gibt Wolfgang Norf zu.

Der Chef der Existenzhilfe hat soeben mit der Werbung für die Aktion begonnen und sucht Grevenbroicher, die bereit sind, für einen kürzeren oder längeren Zeitraum an der symbolischen Tafelrunde Platz zu nehmen, um den Verein finanziell zu unterstützen. „Das ist schon mit mindestens fünf Euro im Jahr möglich“, sagt er. Risiken gebe es nicht, da zu jeder Zeit aus dem Sponsoring ausgestiegen werden könne, auch eine Vereinsmitgliedschaft sei damit nicht verbunden.

Namensgeber für die Aktion ist der erlauchte Kreis, der sich der Sage nach um König Artus scharte. „In der Legende waren es zwölf Ritter, die sich an der Tafel versammelten. Wir hoffen natürlich schwer darauf, dass sich mehr Leute finden, die sich zugunsten unserer Tafel einsetzen wollen“, meint Norf schmunzelnd. Einen Ritterschlag soll es auch geben, zwar nicht mit dem Schwert, sondern in Form einer Urkunde. Und zu Beginn eines Folgejahres soll jeder Mitstreiter automatisch eine Spendenquittung erhalten.

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