Rotorblatt im Sturm abgeknickt Neuartiges Windrad „Vertical Sky“ in Grevenbroich ist erneut havariert

Grevenbroich · Am Samstagmorgen ist eines der 54 Meter langen und 22 Tonnen schweren Rotorblätter abgeknickt. Offenbar hatte einer der Rotor-Arme nachgegeben. Polizei und Feuerwehr haben einen Sperr-Radius um die Anlage gezogen.

Windrad „Vertical Sky“ in Grevenbroich ist erneut havariert
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Foto: Kandzorra, Christian

Der Prototyp des neuartigen Windrads „Vertical Sky“ auf dem Windtestfeld in Grevenbroich ist am Samstagmorgen im Sturm erneut havariert. Einer der drei Arme des horizontal montierten Rotors hat nachgegeben und ist eingeknickt. Am Ende des Arms ist ein 54 Meter langes und 22 Tonnen schweres Rotorblatt befestigt, das beim Abknicken gegen den stählernen Mast der Anlage prallte und sich in dem Gerippe verfing. Wie der Schweizer Hersteller Agile Windpower mitteilte, konnte der Rotorarm bei den am Samstag herrschenden Windgeschwindigkeiten den Lasten nicht mehr standhalten. Der Rotorarm soll bereits zuvor beschädigt gewesen sein. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand.

Allerdings löste die Havarie einen Einsatz von Polizei und Feuerwehr aus. Die Retter rückten an, um das Gelände weiträumig abzuriegeln. Ein Wanderparkplatz wurde geräumt, Spaziergänger mussten kehrtmachen. In einem Radius von 500 Metern darf sich seitdem niemand mehr der Anlage nähern. Die Sperrzone war von der Feuerwehr festgelegt worden. Wegen des starken Winds war zu befürchten, dass sich Teile lösen und von den Böen auch in weitere Entfernung geweht werden könnten.

Wie es jetzt mit dem Windrad weitergeht, ist unklar. Arbeiter hatten in der vergangenen Woche damit begonnen, angesichts der bestehenden Schäden die Rotorblätter und den Rotor abzubauen. So sollte den zuvor festgestellten Rissen am Rotor auf den Grund gegangen werden können. Anschließend sollte das Windrad mit erneuerten Komponenten wieder aufgebaut werden. Als es am Samstag zu dem Unglück kam, hatten die Arbeiter eines der Rotorblätter bereits sicher zu Boden gebracht und vor dem Windrad abgelegt. Wegen des starken Winds auf der Halde waren die Arbeiten zur Demontage des zweiten Rotorblatts am Freitag zur Sicherheit abgebrochen worden. Wie Agile Windpower mitteilte, sollten sie eigentlich am Sonntag fortgesetzt werden.

Der Sperrbereich, den die Feuerwehr aus Sicherheitsgründen festgelegt hat.

Der Sperrbereich, den die Feuerwehr aus Sicherheitsgründen festgelegt hat.

Foto: Feuerwehr GV

Nun wirkt es so, als würde das abgeknickte Rotorblatt „am seidenen Faden“ hängen. Weil sich der untere Teil des mächtigen Blatts in den Stahlstreben des Stützmasts verfangen hat, kann sich der Rotor im Wind nicht mehr richtig drehen. Auch einige Hundert Meter entfernt in Neurath waren am Samstag in Folge dessen laute Knarzgeräusche zu hören, die typischerweise auftreten, wenn große Metallteile schweren Belastungen ausgesetzt sind.

Wie Agile Windpower erklärte, soll der Abbau des Windrads fortgesetzt werden. Am Wochenende waren den Mitarbeitern vor Ort laut Unternehmen zunächst aber die Hände gebunden. Denn auch sie durften sich der Anlage nicht nähern, „da es sein könnte, dass der geknickte Arm gänzlich abbricht“. In einer Mitteilung der Schweizer hieß es: „Agile Windpower arbeitet an verschiedenen Konzepten, je nachdem, wie sich die Situation am Prototyp entwickelt.“ Glück im Unglück: Augenscheinlich soll der Mast, auf dem das Herzstück der Anlage sitzt, bei der Havarie keinen Schaden genommen haben. Auch das dritte Rotorblatt blieb offenbar unbeschädigt.

Die Kostenpflichtiger Inhalt Risse am Rotor waren Ende 2022 entdeckt worden, bevor der Prototyp in den Testlauf gehen sollte. Im Sommer davor war das Windrad neu aufgebaut worden – nachdem im Herbst 2020 bei einer ersten Havarie ein Rotorblatt abgestürzt war. Laurenz Zellweger, Sprecher von Agile Windpower, hatte kürzlich erklärt, dass das Unternehmen der Entwicklung eine dritte Chance geben will. Die Anlage zeichnet sich durch drei vertikal um die Anlage kreisende Rotorblätter aus, die sich wiederum 360 Grad um ihre eigene Achse drehen können.

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