Grevenbroich Ein Borusse unter Kölnern

Grevenbroich · Ulrich Neumann hat es nicht leicht: Sein Herz schlägt für Borussia Mönchengladbach, doch ein Großteil seines Freundeskreises besteht aus Fans des 1. FC Köln. Und auch auf die Söhne ist kein Verlass.

 Ulrich Neumann hat es nicht leicht: Sein Freundeskreis besteht zu großen Teilen aus Köln-Fans. Er selbst ist waschechter Borusse.

Ulrich Neumann hat es nicht leicht: Sein Freundeskreis besteht zu großen Teilen aus Köln-Fans. Er selbst ist waschechter Borusse.

Foto: lothar berns

Ulrich Neumann hatte Glück im Unglück. Als er 1992 mit seiner Frau nach Grevenbroich zog, fand er schnell Anschluss. Und seine neuen Freunde teilten auch noch seine Leidenschaft für Fußball. Dummerweise aber nicht für denselben Verein. Neumann ist überzeugter Fan von Borussia Mönchengladbach. Seine Freunde bejubeln die Tore des Erzrivalen 1. FC Köln.

"Als ich nach Grevenbroich zog, war mir diese Rivalität gar nicht so bewusst", sagt Neumann. Geboren wurde er in Norddeutschland. In seiner Jugend, als er selbst gegen das Leder trat, habe Borussia einfach den attraktivsten Fußball gespielt. So sei er zum Fan geworden. Zum Studium hat ihn die ZVS dann nach Mönchengladbach geschickt. "Das war Schicksal", meint Neumann heute. 1977 hat er sein erstes Spiel auf dem Bökelberg gesehen — gegen den FC. "Da gab es eine dicke 5:2-Niederlage. Kein so toller Einstand", sagt der Vater von drei Kindern.

Sohn ist FC-Fan

Ein einziges Mal hat er sich mit seinen FC-Freunden zum Derby nach Köln gewagt. In die FC-Fankurve. "Das war aber nicht sehr angenehm. Da wünscht man sich als Gladbacher ja schon, dass der Ball nicht ins Tor geht, damit man heil da raus kommt", sagt Neumann. Seitdem guckt er die rheinischen Derbys lieber mit Gleichgesinnten.

Vor einigen Jahren haben seine Kumpels dann den Grevenbroicher 1. FC Köln-Fanclub gegründet. Da er gerne fotografiere, hätten sie ihn gefragt, ob er bei ihren offiziellen Fantreffen, zu denen auch prominente Gäste kommen, ein paar Bilder liefern könnte. "Was sollte ich da sagen? Das sind ja immerhin meine Freunde", so der 58-Jährige. Und so verbringt er manchen Abend allein unter 70 bis 80 Kölnern.

Das sei schon schmerzhaft. Vor allem, wenn sie am Schluss der Veranstaltung die Vereinshymne singen. "Mittlerweile haue ich immer eine Viertelstunde vorher ab. Weil es sonst wirklich zu hart für mich wird." Und als wäre das nicht genug, sind die Geißböcke seit einigen Jahren auch noch der Partnerverein seines Heimatclubs TuS Grevenbroich, bei dem Neumann als Jugendkoordinator tätig ist.

Vor dem Derby am Freitag wird im Freundeskreis wieder fleißig gestichelt. Zurzeit ist Neumann in einer komfortablen Situation: Gladbach steht auf Platz drei der Tabelle, Köln ist Elfter. Neumann ist zuversichtlich: "Die letzen beiden Derbys haben wir auch gewonnen." Er wird das Spiel gemeinsam mit anderen Gladbachern im TV gucken. Sohn Frederik fährt ins RheinEnergieStadion. Allerdings feuert er die falsche Mannschaft an. "Ich weiß nicht, was da schiefgelaufen ist. Diesbezüglich habe ich in der Erziehung wohl versagt", so Neumann. Immerhin: Der Älteste ist auch Fan der Borussia— aus Dortmund.

(NGZ/rl)
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