Bürger-Engagement Die drei „Bänker“ von Grevenbroich

Grevenbroich · Peter Lys, Jürgen Rohde und Peter Heier pflegen ehrenamtlich 50 Sitzbänke bei Mühlrath, Hülchrath und Langwaden entlang der Erft, des Gillbachs und im Wald. Die kleine Gruppe von Ruheständlern nennt sich selbst die „Bänker“.

 Die rührigen „Bänker" Peter Lys, Peter Heier und Jürgen Rohde (v.l.) bei der Pflege einer der rund 50 Sitzbänke, die sie jedes Jahr neu streichen und vom Pflanzenbewuchs befreien.

Die rührigen „Bänker" Peter Lys, Peter Heier und Jürgen Rohde (v.l.) bei der Pflege einer der rund 50 Sitzbänke, die sie jedes Jahr neu streichen und vom Pflanzenbewuchs befreien.

Foto: Georg Salzburg(salz)/Georg Salzburg (salz)

Mit Rechen, Freischneider, Farbtopf und Pinsel sind drei Grevenbroicher im Frühjahr im Norden des Stadtgebietes unterwegs: Peter Lys, Jürgen Rohde und Peter Heier sind allesamt Ruheständler – und haben dennoch viel zu tun. Die drei pflegen und erneuern rund 50 Sitzbänke entlang der Erft, des Gillbachs und im Wald bei Langwaden. Die kleine Gruppe nennt sich selbst die „Bänker“.

Mit ihrer Aktion wollen sie nicht nur für schöne saubere Sitzgelegenheiten sorgen, sondern zugleich auch andere Bürger motivieren, anzupacken, sich ebenfalls für die Gemeinschaft zu engagieren. „Net kalle, donn“, nennt Peter Lys als Devise.

Vor sechs Jahren lief die Initiative an, als für den heute 69-Jährigen aus Mühlrath der Vorruhestand begann. „Ich ging viel spazieren und wollte mich zwischendurch mal auf eine Bank setzen. Doch so gut wie alle Sitzbänke waren ,versifft’, etwa mit Vogelkot verschmiert, oder sie waren zugewachsen“, berichtet der frühere kaufmännische Angestellte bei den Gemeinnützigen Werkstätten (GWN) in Neuss. „Man kann dann auf die Stadt schimpfen, oder man kann die Mängel selbst beheben“, so Lys, der sich für die zweite Möglichkeit entschied.

Lys engagiert sich auch an anderen Stellen. Er ist Sprecher des Ortsteams Mühlrath und Vorsitzender des Orgelbauvereins, der in 13 Jahren rund 200.000 Euro für die neue Orgel in der Hülchrather Pfarrkirche St. Sebastianus zusammen gebracht hat. „10.000 Euro für die Finanzierung fehlen noch“, sagt Lys.

Mit Jürgen Rohde (71) aus Langwaden fand der Mühlrather einen Mitstreiter für saubere, gepflegte Bänke. Der Fliesenlegermeister im Ruhestand mit fünf Enkeln übernimmt noch die ein oder andere Dienstfahrt im Betrieb.

Vor rund zwei Jahren stieß Peter Heier aus Kapellen zum Team dazu, der als Feinmechaniker bei der Firma Selex (heute Leonardo) in Neuss-Rosellen gearbeitet hat, das Unternehmen engagiert sich in den Bereichen Meteorologie und Telekommunikation. Peter Heier ist zudem bei der SPD aktiv.

Vor allem im Frühjahr ist das Trio bei der Bank-Pflege zu finden. Der Pflanzenwuchs, der oft die Bänke überwuchert, wird zurück geschnitten. Mulch sorgt dafür, dass nachwachsendes Kraut schnell entfernt werden kann. Einmal im Jahr erhalten die Holzbänke zudem einen neuen Anstrich – mit gesponserter umweltfreundlicher Farbe, wie Peter Lys erklärt. Außerdem werden defekte Teile erneuert. „Holz dafür stellt uns Bertram Graf von Nesselrode zur Verfügung“, sagt Lys.

Bei der Unterhaltung und Wartung vorhandener Sitzgelegenheiten im Freien blieb es nicht. Im Laufe der Jahre haben die Bänker etwa 20 Bänke neu gebaut und damit zusätzliche Möglichkeiten für kleine Ruhepausen geschaffen. Wie Lys erläutert, hatte die Stadt dafür nach dem Sturm Ela einige alte Beton-Unterteile zur Verfügung gestellt.

An eine Ausweitung ihres Projekts denkt das rührige Trio derzeit aber nicht. „Bei noch mehr Bänken droht man den Überblick zu verlieren“, begründet Peter Lys. Schließlich stehen die Bänke in und um Mühlrath, Langwaden und Hülchrath bis hin zu den Ortsrändern von Wevelinghoven, Kapellen und Münchrath.

Auf sieben bis acht Quadratkilometer schätzen die Bänker den Einzugsbereich ihren Engagements. Jürgen Rohde leert zudem im Wald bei Langwaden mehrere Abfalleimer und hängt neue Mülltüten ein.

Die drei wollen Vorbild sein für andere, Möglichkeiten für Eigeninitiative gebe es schließlich viele. „Wer sich beispielsweise über Müll ärgert, an dem er jeden Tag vorbei radelt, kann das ändern, indem er ihn aufsammelt. Es ist unsere Stadt, unsere Heimat“, betont Peter Lys.

„Die Stadt begrüßt solche ehrenamtlichen Initiativen“, sagt Stadtsprecher Stephan Renner im Rathaus. Er nennt weitere Beispiele für bürgerschaftliches Engagement. „Mittlerweile haben wir rund zwei Dutzend Paten für städtische Spielplätze gefunden, die dort nach dem rechten sehen, beispielsweise der Stadtverwaltung Mängel melden.“

Ein neues Projekt ist die Vergabe von Grünflächen-Patenschaften, bei denen Bürger sich um Baumscheiben und kleine Grünanlagen kümmern, bei trockenem Wetter beispielsweise für Wasser sorgen.

Ein großer Erfolg wurde die Initiative „Grevenbroich blüht wieder auf“, die der ehemalige Grevenbroicher Schützenkönig Victor Göbbels vor rund drei Jahren ins Leben gerufen hatte. Hunderte Bürger setzten seitdem an vielen Stellen in der Stadt Tausende Blumenzwiebeln in die Erde. Das tolle Ergebnis dieses bürgerschaftlichen Engagements konnten Besucher jetzt wieder bei der Narzissen-Blüte überall im Stadtgebiet zu sehen.

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