Schulstart in Grevenbroich in der Corona-Krise Vor dem Abi steht das Vermummungs-Gebot

Grevenbroich · Der Neustart in den Abschlussjahrgängen an den weiterführenden Schulen erfolgte am Donnerstag im Schichtbetrieb und auf Abstand. Die Stadt Grevenbroich schenkt allen Schülern eine Maske.

 Pascal-Schulleiter Manfred Schauf begrüßt Paul Ruetten, Melvin Holz und Dezernent Michael Heesch.

Pascal-Schulleiter Manfred Schauf begrüßt Paul Ruetten, Melvin Holz und Dezernent Michael Heesch.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Im Musikraum hat ein Leistungskurs Sozialwissenschaften normalerweise wenig verloren. Doch an diesem Donnerstag ist alles anders. Im Musikraum ist am meisten Platz. Lehrerin Jasmin Vogt beginnt einen Satz und spricht nach den ersten Worten lauter: „Die Maske schluckt ziemlich viel“, stellt sie fest. Zudem sitzen alle Zuhörenden weit auseinander – an Tischen, auf denen ihr Namensschild klebt, um den korrekten Anti-Infektions-Abstand herzustellen. Wie hier in der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule starteten am Donnerstag alle Abschlussjahrgänge der weiterführenden Schulen. Mit Markierungen auf dem Boden, Masken und Desinfektionsmitteln an den Eingangstüren und der klaren Ansage: Pro Schultoilette ist nur ein Besucher erlaubt. Rote Balken vor der Klotür markieren die Wartepositionen.

Die Abiturienten kommen freiwillig, um noch einmal den Stoff der vergangenen beiden Jahre zu wiederholen und letzte Fragen zu stellen – bevor es Mitte Mai in die Abi-Prüfungen geht. Der Neustart des Unterrichtsbetriebs war für den Schulleiter des Pascal-Gymnasiums, Manfred Schauf, auch ein Rechenexempel: Von den 134 Abiturienten des Jahrgangs 2020 haben sich 22 vorab abgemeldet – aus Angst vor Ansteckung oder aufgrund von Vorerkrankungen in der Familie. Von den 107 Lehrkräften am Pascal-Gymnasium müssen 22 zu Hause bleiben, so will es ihr Dienstherr. Diese Pädagogen gehören zu den Risikogruppen, sie müssen durch Fachkollegen vertreten werden.

„So ist es auch bei uns. Schüler mit Asthma beispielsweise kommen natürlich nicht“, sagt die Oberstufenkoordinatorin der Gesamtschule, Angelika Kollberg. Ähnliches gelte für Lehrer-Kollegen, die bereits einen Herzinfarkt hatten. An der Gesamtschule empfängt Lehrerin Wiebke Meyer die Schüler, die zum ersten Mal in ihrer Schulkarriere mit dem Auto bis auf den Schulhof fahren dürfen. Schließlich sind ja alle anderen Schüler noch nicht wieder zurück. Zur Begrüßung gibt es erst einmal eine kalte Hand-Dusche Desinfektionsmittel für die Hände und ein Geschenk der Stadt Grevenbroich: Für jeden Schüler liegt eine Maske bereit, waschbar bei 60 Grad und ausdrücklich zur mehrfachen Benutzung.

 Unterricht mit Maske: Der Leistungskurs Sozialwissenschaften an der Käthe-Kollwiltz-Gesamtschule.

Unterricht mit Maske: Der Leistungskurs Sozialwissenschaften an der Käthe-Kollwiltz-Gesamtschule.

Foto: Dirk Neubauer

Die Vermummten sind geteilter Meinung darüber, ob sich all der Aufwand lohnt. Lukas (18) trägt eine Brille, die durch den Mund-Nase-Schutz bei jedem Ausatmen beschlägt: „Ich hätte meine Fragen auch per Mail stellen können.“ Einige hundert Meter Luftlinie weiter, am Pascal-Gymnasium, sind die Schüler Paul und Melvin „ganz froh darüber, dass wir jetzt noch ein paar Tage mit den Lehrern haben“.

Der erste Beigeordnete Grevenbroichs, Michael Heesch, berichtet, wie er Desinfektionsmittel und Masken für den Schulbeginn organisiert hat. Auf kreativen Wegen, sagt Heesch. Eine ordentliche Bestellung von Ende Februar sei bis heute nicht geliefert worden.

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