Generationen-Projekt Kunst verbindet Generationen

Goch · Im Josefshaus trafen sich in den vergangenen Monaten Firmlinge und Senioren. Anschließend illustrierten die Jugendlichen ihre Aufzeichnungen, die Ergebnisse werden im März ausgestellt.

 Adele Schulz zeigt Mika Kisters Fotos aus ihrer Jugend.

Adele Schulz zeigt Mika Kisters Fotos aus ihrer Jugend.

Foto: KAN

(RP) „Sie hat viel erlebt“, sagt Mika. „Und sie hat mir viel erzählt.“ Mika Kisters (15) spricht über Adele Schulz (91). Aber eigentlich sprechend die beiden lieber miteinander als übereinander. Um voneinander zu erfahren und zu lernen.

Neun Firmlinge aus Gocher Gemeinden und zwölf Bewohnerinnen des Josefshauses in Pfalzdorf haben sich in den vergangenen Monaten zu einem Kunstprojekt zusammengefunden. Im Rahmen lebendiger Archivarbeit erzählten die Seniorinnen von ihrer Kindheit und Jugend, von ihrer Zeit als junge Erwachsene, von ihrem Alltag und Leben. Die Jugendlichen schrieben dazu kurze Geschichten und illustrierten ihre Aufzeichnungen.

Die Bilder und Geschichten aus den Fotoalben der Seniorinnen wurden dabei zu neuem Leben erweckt. „Frau Schulz ist nur acht Jahre zur Schule gegangen und hat danach als Bäuerin auf dem Feld gearbeitet“, erzählt Mika. „Richtig hart gearbeitet.“ Beim Erzählen wird klar: Jeder war mal jung. So staunten die Jugendlichen nicht schlecht, wenn eine ältere Dame von ihrem quietschgelben Ford erzählte oder eine andere ein Foto hervorholte, das sie zu Karneval als Beatles verkleidet zeigte. Adele Schulz blickt gerne zurück. „Ich habe ein wunderschönes Leben gehabt“, sagt sie. „Auch jetzt genieße ich die Zeit.“ Die Jugendlichen erfuhren viel beim gemeinsamen Blick zurück – über die Berufe der Bewohnerinnen, über ihren Alltag und Reisen, die sie unternommen haben. Sie führten Lebensmittel- oder Friseurgeschäfte, Elektroläden, arbeiteten in der Schuhfabrik Hoffmann, in der Plätzchenfabrik XOX oder im Textilwerk Goch. „Ich wollte auf keinen Fall einen Bauern heiraten“, lacht Christine Pöpping, die in ihrer Jugend auf dem elterlichen Hof aushelfen musste. Erzählungen von Reisen durch Deutschland, nach Italien und Übersee machten deutlich, wie unternehmenslustig die Damen waren.

Die Idee des Kunstprojektes, im Rahmen des Kulturrucksacks NRW gefördert durch die Landesregierung Nordrhein-Westfalen, war ein generationsübergreifender Dialog. „Das Museum Goch hat ein Projekt ermöglicht, das für alle Beteiligten eine neue Erfahrung war“, resümiert Jörg Matenaers, Leiter des Pfalzdorfer Josefshauses. Gemeinsam mit Museumspädagogin Jasmin Schöne vom Museum Goch und den Künstlern Maren Rombold und Marco Henkenjohann wurden mit den Jugendlichen anschließend die künstlerischen Arbeiten und Texte erstellt. Unterstützung erhielten sie bei den Projekttreffen von Pastoralreferent Dieter van Wickeren und der Kulturgeragogin Nicole Brögmann.

Wenn das Firmlingsjahr im März zu Ende geht, werden die Geschichten, die gerahmten Bilder und Collagen, die die Jugendlichen im Rahmen des Projektes erstellt haben, einen Platz im Josefshaus in Pfalzdorf finden.

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