Jubiläum 30 Jahre Buchhandlung am Markt

Goch · Annette Hagen leitet seit drei Jahrzehnten die Gocher Traditions-Buchhandlung. Stete Anpassung an die Gegenwart ist ihre Leitidee. Zum Angebot gehören auch eine Geschenke-Abteilung und der RP-Leserservice.

 Martina Kruse (l.) und Annette Hagen in der Buchhandlung am Markt.

Martina Kruse (l.) und Annette Hagen in der Buchhandlung am Markt.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Drei Ordner, einen für jedes Jahrzehnt, prall gefüllt mit Erinnerungen in Form von Fotos, Texten, Zeitungsberichten und Dokumenten, liegen auf dem Tisch im Eingangsbereich der Buchhandlung am Markt. „Weißt du noch? Ach ja, da stand der große Schreibtisch, und das Regal stand da, und die hat auch bei uns gearbeitet..“ Annette Hagen, die seit genau 30 Jahren die Geschicke der Gocher Traditions-Buchhandlung lenkt, schaut zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Martina Kruse zurück. Sie teilen zwei Drittel der Erinnerungen, denn Martina Kruse absolvierte hier ihre Buchhändlerinnenlehre und kann in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum feiern.

„Niemals stillstehen, stets verändern und neugestalten“ – so fasst Annette Hagen die durchaus wechselvolle Geschichte des Geschäftes zusammen. Mit der Übernahme 1990 habe sie mit dem Umgestalten und Umstrukturieren begonnen, was sich bis heute fortsetze. „Wir müssen uns ständig den wirtschaftlichen Gegebenheiten und dem veränderten Konsumverhalten anpassen“, sagt sie. So erweiterte man 2007 die Kinder- und Jugendbuchabteilung. Eine große Veränderung stellte auch die Aufgabe des Bertelsmann-Clubs im Jahre 2012 dar. Der 1950 durch Reinhard Mohn gegründete „Bertelsmann-Lesering“ schloss 2015 endgültig sein deutschsprachiges Buch-Club-Geschäft. Der Grund war eine rückläufige wirtschaftliche Entwicklung. „Das war für viele unserer Lesering-Kunden sicher schade“, so die Buchhändlerin.

Sie wandelte das Ende der Club-Ära jedoch ins Positive, indem sie das Kinder- und Jugendbuch wiederum erweiterte. Hier gibt es nun ein umfassendes Sortiment. Neben „Lesefutter“ für alle Altersstufen finden sich Lernspiele für die Kleinsten und reichlich Platz zum Schmökern und Verweilen. Bereits mehr als 30 Jahre ist die Buchhandlung an der Ecke Markt/Frauenstraße auch Servicepunkt der Rheinischen Post. Das heißt im Einzelnen: hier kann man Anzeigen aller Art aufgeben und wird dabei von den Mitarbeitern der Buchhandlung beraten. „Die Kunden schätzen das persönliche Beratungsgespräch. Das ist für viele angenehmer, als im Internet ein Inserat zu erstellen“, berichtet Hagen. Weiter kann man Reklamationen loswerden, wenn die Morgenzeitung mal nicht geliefert wurde. Der Servicepunkt leistet auch Hilfestellung bei allen Fragen zum Abonnement, zum Beispiel bei Nachsendungen oder Unterbrechungen während des Urlaubs. Ein weiteres Standbein entstand 2009 mit der Einrichtung einer Verkaufsstelle der Deutschen Post. „Das ist für viele unserer Kunden eine bequeme Möglichkeit, auch bis halb sieben Uhr am Abend noch Pakete aufzugeben“, erzählt Hagen.

Zum reinen Buchgeschäft kam mit den Jahren ein immer reichhaltigeres Geschenke-Sortiment dazu. Ledertaschen, Kissen, Duftkerzen, ausgefallene Deko-Ideen, Schmuck – die Liste ist noch länger. Artikel der Firma Räder sind bereits seit Jahren eine feste Größe. Aber auch im Geschenke-Ressort wäre Stillstand Rückstand. Drei bis vier Messen besucht die Buchhändlerin im Jahr, stets auf der Suche nach Neuem. „Mir ist besonders wichtig, dass die Sachen gut und hochwertig – und im Umkreis natürlich konkurrenzlos sind“, erklärt sie. Angesprochen auf die allbekannte und vielfach gefürchtete Konkurrenz im Internet, besonders im Buchbereich, bleiben Hagen und Kruse ganz gelassen: „Wir haben auch ein Online-Portal, das 24 Stunden geöffnet hat, man kann bei uns bestellen und versandkostenfrei abholen.“ Immer in Bewegung bleiben – dazu gehören auch Lesungen und viele Veranstaltungen rund um das Buch. Etwa sechs im Jahr werden organisiert, entweder in Kooperation mit der Stadt Goch, der VHS, den Schulen, oder auch in Eigenregie. „Wir haben auch die Harry-Potter-Nächte mitgemacht“, erinnert sich Martina Kruse. „Da übernachteten dann die Potter-Fans in unsrer Buchhandlung, es gab Programm, und am frühen Morgen, wenn der neue Band zum ersten Mal ausgeliefert wurde, gabs frische Brötchen dazu.“ Sieben Jahre lang organisierte Annette Hagen eine jährliche Literatur-Reise. Man folgte den Spuren Fontanes nach Husum, mit Goethe und Schiller ging es nach Weimar, und mit Hesse führte sie interessierte Kunden nach Baden-Württemberg. Eine Idee, die sicher demnächst durch eine neue ersetzt wird, angetrieben von Veränderung und natürlich „aus Liebe zum Buch, den Menschen und dem Augenblick.“

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