Serie Agrobusiness prägt das Gelderland „Grüne“ Arbeitsplätze oft unterschätzt

Klevererland · Produktion, Handel, Forschung und Beratung: In Gartenbau und Landwirtschaft gibt es viele Karrierechancen.

 Ausbildung bei Bremkens Orchids in Walbeck: Marvin Thiele, Paul van de Meer, Ausbilder Joerg Heyduk und Marco Wibbelhoff.

Ausbildung bei Bremkens Orchids in Walbeck: Marvin Thiele, Paul van de Meer, Ausbilder Joerg Heyduk und Marco Wibbelhoff.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Dominik Aushorn ist Gärtnermeister in einem klassischen Gartenbaubetrieb in Geldern. Mit seinen gerade einmal 25 Jahren verdient er bereits weit mehr, als er es als Kaufmann im Außenhandel – momentan einer der beliebtesten Ausbildungsberufe – tun würde. Erika Boland, gelernte Floristin, hat sich weitergebildet und fährt inzwischen durch ganz Deutschland, um als Fachkraft für Arbeitssicherheit und Zertifizierungen Unternehmen der grünen Branche zu beraten. Peter Tiede-Arlt ist nach der Gärtnerausbildung in die Forschung gegangen und leitet nun am Versuchszentrum Gartenbau in Straelen die Zierpflanzen-Versuche. Franjo Schiffer ist ebenfalls gelernter Gärtner, führt nunmehr in Straelen sein eigenes Logistikunternehmen speziell für Pflanzentransporte.

Die Beispiele ließen sich fortführen, und noch immer fänden sich weitere Berufsbilder, die aus einer Ausbildung in Gartenbau und Landwirtschaft erwachsen. Journalist für eine Fachzeitung etwa, qualifizierter Spielplatzprüfer, Telefon-Verkäufer im internationalen Pflanzenhandel, Fachagrarwirt Rechnungswesen oder Labortechniker in der Pflanzenproduktion.

Der Einstieg in einen Grünen Beruf ist dabei momentan sehr einfach. Denn es fehlen – wie überall im handwerklichen Bereich – sowohl Auszubildende als auch Fachkräfte. „Es ist derzeit sehr schwierig, neue Leute zu bekommen“, bestätigt beispielsweise Zierpflanzengärtner Andreas Pellens aus Geldern und spricht damit auch für zahlreiche Kollegen, mit denen er zusammenarbeitet. „Wir haben einen Ausbildungsverbund mit zwei weiteren Betrieben und können pro Ausbildungsjahr drei Azubis nehmen. Von den somit neun Stellen im Verbund sind derzeit nur vier besetzt. Ich kenne viele Betriebe, denen das ebenso geht.“ Auch die Zuliefererbetriebe suchen Auszubildende. Franjo Schiffer beispielsweise hat freie Stellen für Fahrer und bildet diese auch aus.

Woran liegt es, dass so wenige Menschen in die grüne Branche gehen? Die Einstiegshürden sind jedenfalls niedrig. Für die dreijährige Gärtner-Ausbildung zum Beispiel wird lediglich ein Hauptschulabschluss benötigt, ganz ohne Abschluss kann man noch immer Gartenbauhelfer werden. Aber das Image des Gartenbaus sei unberechtigt schlecht, lautet die Aussage der befragten Fachleute unisono. Bei den Jugendlichen halte sich die Vorstellung, die Bezahlung sei zu niedrig und die Arbeit mache einen körperlich kaputt.

Dabei seien die Löhne längst gestiegen und die modernen Techniken und Arbeitsweisen hätten die Arbeitsinhalte stark verändert, unterstreicht Gärtnermeister Dominik Aushorn. „Natürlich gibt es auch unangenehme und anstrengende Arbeiten. Und in der Ausbildung ist der Lohn noch nicht hoch“, sagt er. „Aber das ist doch in jedem Beruf der Fall. Und wer mehr erreichen möchte, hat dazu in der Branche jede Chance.“ Auch er muss schon mal bei Regen aufs Feld und in gebückter Haltung Töpfe auseinander rücken. Aber er ist mit seinen 25 Jahren auch schon Fachbereichsleiter und führt sein Mitarbeiterteam eigenverantwortlich.

 Ausbildung bei Bremkens Orchids in Walbeck: Marvin Thiele, Paul van de Meer, Ausbilder Joerg Heyduk und Marco Wibbelhoff

Ausbildung bei Bremkens Orchids in Walbeck: Marvin Thiele, Paul van de Meer, Ausbilder Joerg Heyduk und Marco Wibbelhoff

Foto: Evers, Gottfried (eve)
 Ausbildung bei Bremkens Orchids in Walbeck: Paul van de Meer macht Orchideen versandfertig.

Ausbildung bei Bremkens Orchids in Walbeck: Paul van de Meer macht Orchideen versandfertig.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Sein Rat an alle Schulabgänger und Ausbildungsplatz-Suchende lautet daher: „Sprecht mit den Menschen, die in der grünen Branche arbeiten, welche Chancen es gibt. Und macht ein Berufspraktikum, um einmal selbst auszuprobieren, wie der Arbeitsalltag wirklich ist.“

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