Werk in Geldern Es drohen Streiks bei Unimicron

Geldern · Die IG Metall fordert von dem Unternehmen einen neuen Tarifvertrag und damit mehrere Lohnerhöhungen und kürzere Arbeitszeiten. Geschäftsführer Gerard van Dierendonck fürchtet um die Zukunft des Werks in Geldern.

 Unimicron in Geldern.

Unimicron in Geldern.

Foto: Verena Kensbock

Seit November laufen die Verhandlungen. IG Metall und Unimicron streiten über den Haustarifvertrag des Gelderner Werks am Holländer See. Die Gewerkschaft stellt klare Forderungen: ab sofort vier Prozent mehr Lohn, eine Sonderzahlung von 100 Euro für alle Angestellten und eine Kürzung der Arbeitszeit um eine halbe Stunde. 2020 sollen dann eine Lohnerhöhung um weitere vier Prozent und noch eine halbstündige Reduzierung der Arbeitszeit folgen. Eineinhalb Jahre soll der Vertrag nach Vorstellung der Gewerkschaftler gelten.

„Nach der Insolvenz von Ruwel und dem Großbrand bei Unimicron Ende 2016 hat die Belegschaft durch Verzicht einen großen Beitrag dazu geleistet, dass das Unternehmen heute wieder gut dasteht“, so Bernd Börgers und Bernd Epping von der IG Metall. „Jetzt muss der Geschäftsführer, Herr van Dierendonck, Wort halten und einen ordentlichen Tarifvertrag mit der IG Metall abschließen. Die Lücke zum Flächentarifvertrag muss nach und nach wieder geschlossen werden.“

Teil der Verhandlungen war auch ein Streit um die Arbeitszeit. Die sollte verlängert werden, ohne dabei den Lohn zu erhöhen. „Die 40 Stunden ohne Lohnausgleich sind zwar mittlerweile wieder vom Tisch“, sagt Börgers. „Falls Herr Dierendonck glaubt, damit sei auch der Konflikt zu Ende, täuscht er sich. Die Beschäftigten wollen eine dauerhaft geltende Entgelterhöhung, die am 1. Februar 2019 beginnt und keine Gewinnbeteiligung, die vielleicht nie kommt.“

Bernd Börgers von der IG Metall Krefeld kündigt an, dass die Beschäftigten in den nächsten Tagen Warnstreiks durchführen würden. „Herr van Dierendonck braucht scheinbar mehr Druck, damit er sich bewegt. Den kann er haben“, so der Gewerkschafter.

Den Druck spürt Gerard van Dierendonck: Es herrsche Unruhe unter den Beschäftigten. Seiner Schätzung nach sind es aber nur etwa 50 Angestellte von 400, die die Forderungen der Gewerkschaft unterstützen. „Die meisten Mitarbeiter verstehen unsere Situation“, sagt der Geschäftsführer. „Wir können uns die Forderungen einfach nicht leisten.“ Seiner Ansicht nach ist der geplante Tarifvertrag unrealistisch. „2009 haben wir eine Insolvenz erlebt, 2016 einen Brand mit großem Schaden.“ Man befinde sich noch im Wiederaufbau, sagt van Dierendonck.

Rein rechnerisch wären die Forderungen nicht umsetzbar, ohne die Zukunft des Werks zu gefährden. „Für 2019 haben wir einen Umsatz von 59 Millionen Euro eingeplant, 31 Millionen sind Materialkosten, 22 Millionen für Personal“, so van Dierendonck. Den Rest brauche man für Rückstellungen und Investitionen. „Ich habe das Geld momentan nicht.“ Darauf nehme die IG Metall keine Rücksicht.

„Außerdem reden wir hier nicht von schlechten Gehältern“, meint der Geschäftsführer. Seinen Zahlen zufolge verdienen die Angestellten im Durchschnitt mehr als 3500 Euro. Man habe die Gehälter in den vergangenen sechs Jahren um etwa 17 Prozent erhöht. Bei einer weiteren Erhöhung fürchtet van Dierendonck das Unverständnis beim Mutterkonzern in Taiwan: „Dann mache ich mir ernsthafte Sorgen um den Standort Geldern.“

Van Dierendonck weiß aber auch: Wenn nur 20 Mitarbeiter streiken, dann liegt der Betrieb lahm. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es so weit kommt“, sagt der Geschäftsführer. Teilweise seien die Pausen schon ausgeweitet worden. „Und diese Unruhe wird nicht aufhören, bis wir keinen realistischen Deal mit der IG Metall eingehen.“ Derzeit könne er sich aber nicht vorstellen, den Forderungen der Gewerkschaftler entgegen zu kommen.

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