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Emmerich Die Krähen-Dusche hat funktionert

Emmerich · Mit Wasser gegen die Vogelplage im Rheinpark. Emmerichs deutschlandweit erster Versuch ist erfolgreich. Nächstes Jahr geht es weiter. Dann mit mehr Wasserkraft für mehr Bäume.

 Regina Pommerin (l.) und Hanna Kirchner haben es mit ihren deutschlandweit einmaligen Idee geschafft, dass weniger Saatkrähen im Rheinpark nisten.

Regina Pommerin (l.) und Hanna Kirchner haben es mit ihren deutschlandweit einmaligen Idee geschafft, dass weniger Saatkrähen im Rheinpark nisten.

Foto: Christian Hagemann

Emmerich hat es als erste Stadt in Deutschland mit Wasser versucht. Auf ungewöhnliche Weise wollte das Rathaus gegen die Saatkrähen-Plage im Rheinpark vorgehen. Am Mittwoch gab es vor Ort eine Bilanz der Aktion.

Ergebnis: Es hat funktioniert.

 In Emmerich leben 400 Saatkrähen-Paare. Im Rheinpark sind es allein 85.

In Emmerich leben 400 Saatkrähen-Paare. Im Rheinpark sind es allein 85.

Foto: Peter Malzbender/Nabu

Bekanntlich brüten die Vögel in Massen im Rheinpark. 85 Nester sind hier einmal gezählt worden. Nicht nur das Krächzen ist allgegenwärtig, auch die Hinterlassenschaften der Saatkrähen sind überall. Weil die Vögel unter Schutz stehen, darf sie niemand töten. Und auch Maßnahmen gegen sie in der Brutzeit sind verboten. Deshalb gibt es nur ein kleines Zeitfenster, um die Vögel wenigstens daran zu hindern, ihre Nester in den hohen Bäumen des Parks zu bauen.

Bislang geschah das, indem die Nester aus den Bäumen geholt wurden. Das war allerdings nicht nur teuer, sondern auch oft nutzlos. „Die Nester wurden aus dem Baum geholt und schon einen Tag später war wieder ein neues Nest gebaut“, sagte Regina Pommerin vor wenigen Wochen, als der Versuch startete. Gemeinsam mit der Klimaschutz-Managerin Hanna Kirchner stellte die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung (Umweltschutz) Mitte März den neuen Plan der Stadt vor.

Drei Wochen dauerte so eine Aktion mit dem Hubwagen in der Regel. Sie kostete 10.000 Euro.

Am „Haus im Park“ in der Mitte der Anlage haben die Mitarbeiter der Kommunalbetriebe deshalb vor sechs Wochen eine Konstruktion gebaut, mit der in zwei Baumkronen die Vögel mit Wasser vertrieben werden sollten. Dazu führten Wasserschläuche vom Dach des Hauses hoch in die Bäume. In der Spitze befand sich jeweils ein Wassersprinkler. Wurde unten der Hahn aufgedreht, drehte sich oben das Gerät und verteilte das Wasser im Baum.

Bei der Demonstration der Idee reagierten die Vögel wie gewünscht. Mit lautem Krächzen verließen sie die Bäume - und weitere Krähen aus anderen Bäumen machten es nach. „Diesen Efffekt wollen wir“, sagte Hanna Kirchner damals.

Bis Ostern ging das so. Und die beiden Mitarbeiterinnen der Verwaltung lernten stetig und gewannen neue Erkenntnisse. So berieselten sie die Baumwipfel am Ende Tag und Nacht für jeweils zwei Minuten. Und das alle 15 Minuten.

In einem der beiden Bäume, die für das Pilotprojekt ausgewählt worden sind, findet sich tatsächlich nur ein einziges Nest. Im zweiten Baum sind es mehrere. „Das liegt daran, dass die Sprinkleranlage mal an einem Wochenende ausgefallen ist und die Vögel die Zeit genutzt haben“, sagt Hanna Kirchner. „Und das zeigt im Umkehrschluss, dass unsere Idee funktioniert.“

Deshalb soll es im nächsten Jahr im Rheinpark wieder eine Dusche für die Krähen geben. Mit mehr Wasserdruck, besseren Sprinklern plus unterschiedlichen Richtungen, aus denen das Wasser kommt, damit die Vögel sich nicht daran gewöhnen können.

Für alle Bäume im Park wird es wohl nicht reichen, aber rund um das „Haus im Park“ könnte die Wasser-Masche dann installiert werden.

Das Problem mit den Vögeln ist in Emmerich enorm. 400 Krähenpaare gibt es in der Stadt. Die meisten finden sich im Rheinpark. Aber auch an der Aldegundiskirche sind die Vögel (und ihre Hinterlassenschaften) zu finden. Gut möglich, so die beiden Umwelt-Mitarbeiter aus dem Rathaus, dass man auch dort mit Wasser etwas bewirken kann.

Und nicht nur damit. „Wir haben die vage Idee, etwas mit Gerüchen auszuprobieren, die die Vögel vielleicht nicht mögen“, so Regina Pommerin. Doch die Sache ist noch nicht ausgereift.

Zudem bleibt ein Problem im Park: der Mensch. Es gibt immer noch Parkbesucher oder Anwohner, die die Vögel füttern. Das lockt sie natürlich an. Und es hilft dann auch nichts, wenn die Stadtverwaltung die Mülleimer im Park schon gegen die Krähen gesichert hat.

Übrigens hat sich die Stadt Xanten im Emmericher Rathaus gemeldet und wollte sich über die Krähen-Dusche informieren.

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