Filmprojekt „Rees – Hier wohn‘ ich, das ist meine Stadt“

REES · Der Reeser Geschichtsverein „Ressa“ präsentiert am Mittwoch, 26. Oktober, im Bürgerhaus den neuen „Heimatfilm“ von Wolfgang Wilhelmi. Erzählt wird die bewegende Geschichte der ältesten Stadt am Unteren Niederrhein – von der Eiszeit bis zur Gegenwart.

 Wolfgang Wilhelmi (rechts) und Stadtarchivarin Tina Oostendorp bei den Dreharbeiten im Archiv am Hermann-Terlinden-Weg.

Wolfgang Wilhelmi (rechts) und Stadtarchivarin Tina Oostendorp bei den Dreharbeiten im Archiv am Hermann-Terlinden-Weg.

Foto: Michael Scholten

(ms) Ursprünglich war die Filmpremiere für das Frühjahr 2022 geplant. Doch angesichts der enormen Zeitspanne, die Wolfgang Wilhelmi in seiner Rees-Dokumentation abdeckt, nämlich von der Eiszeit bis zur Gegenwart, sind sechs Monate Verzögerung nur eine sehr kleine Fußnote in der langen Geschichte des Ortes, der am 14. Juli 1228 zur Stadt Rees erhoben wurde.

Am Mittwoch, 26. Oktober, wird nun „Rees – Hier wohn‘ ich, das ist meine Stadt“ erstmals auf der großen Leinwand im Bürgerhaus zu sehen sein. Wolfgang Wilhelmi wird ebenso anwesend wie zahlreiche Protagonisten, die der Filmemacher aus Lüttingen vor seiner Kamera interviewt und in Szene gesetzt hat.

Gästeführer Heinz Wellmann (links) agierte für Wolfgang Wilhelmi gleich in mehreren Rollen und Gewändern. Hier als Müller Hein vor der Scholten-Mühle.

Gästeführer Heinz Wellmann (links) agierte für Wolfgang Wilhelmi gleich in mehreren Rollen und Gewändern. Hier als Müller Hein vor der Scholten-Mühle.

Foto: Michael Scholten

Der Kinoabend beginnt um 19 Uhr, der Einlass eine halbe Stunde früher. Besucher zahlen fünf Euro Eintritt, Mitglieder des Reeser Geschichtsvereins „Ressa“ kommen gratis ins Bürgerhaus. Denn der Verein hat die 15 Monate dauernden Dreharbeiten unterstützt, genau wie die Reeser Stadtarchivarin Tina Oostendorp. Auch der im Oktober 2021 verstorbene Heimatforscher und Metzgermeister Hermann Voß trug zum Gelingen des Films bei – und nicht nur seine humorvollen Auftritte vor der Kamera machen das 105-minütige Werk zu einem einzigartigen Zeitdokument.

Viele niederrheinische Städte und Dörfer auf der linken Rheinseite hat Wolfgang Wilhelmi bereits porträtiert, bereits vor zwei Jahren erschienen seine Filme über die Reeser Ortsteile Millingen und Bienen. Deckte er darin auch das Vereinsleben sowie die Schulen und Kindergärten dieser Dörfer ab, so konzentriert er sich im Rees-Film vor allem auf geschichtliche Aspekte und auf die exponierte Lage der Stadt am Rhein.

„Für mich ist die Entwicklung eines Ortes immer stark verbunden mit der Landschaft“, sagt Wolfgang Wilhelmi, „auch der Menschenschlag entwickelt sich parallel zu dem, was die Natur vorgibt.“ So war der Rhein einerseits die Lebensader für die Reeser, andererseits brachte er Gefahren wie Hochwasser und Eisgang.

Die Flugdrohne, die bei den Dreharbeiten zwischen Januar 2021 und Frühjahr 2022 oft zum Einsatz kam, schaffte sich Wilhelmi zum richtigen Zeitpunkt an: So konnte er nicht nur das extreme Hochwasser in eindrucksvollen Luftbildern festhalten, sondern auch die heftigen Schneefälle vom März 2021. Und wann sieht man schon Bilder eines Drohnenflugs durch die katholische Pfarrkirche oder entlang der ältesten Reeser Kirchenglocke, die auf der kleinen evangelischen Kirche ihren Dienst leistet?

Ob Kirche, Rathaus, Museum, Stadtarchiv oder Haus Aspel: Für Wolfgang Wilhelmi öffneten sich alle Toren und Türen, viele bekannte Reeserinnen und Reeser erzählten vor seiner Kamera über ihr jeweiliges Fachgebiet. So entstand ein reich bebilderter und ansprechend vertonter Streifzug durch die Zeit der Merowinger und Hattuarier, gefolgt von den prägenden Jahren der Irmgard von Aspel und der Stadterhebung durch Bischof Heinrich von Molenark, den fremden Besatzern, dem Aufstieg zur Tabakstadt und die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg – um nur einige Aspekte zu nennen.

„Die größte und wichtigste Aufgabe war es für mich dabei, die Geschichte mit Bildern und Worten so kurz wie möglich, aber mit so viel Inhalt wie erforderlich zu erzählen“, erläutert der Filmemacher, der die Arbeit mit der Kamera – bei aller Professionalität seiner Ausrüstung und seines Schaffens – als Hobby betreibt. „Andere Leute schreiben oder malen – ich drehe Filme“, sagt der Pensionär, dem man seine 75 Jahre nicht ansieht: „Das Filmen hält mich jung.“

Mehr als 100 Mal besuchte Wolfgang Wilhelmi während der Dreharbeiten Rees: „Anders als ein Fernsehteam stehe ich nie unter Zeitdruck: Ich gehe immer wieder durch den Ort, mal nur mit der Kamera, oft auch mit Menschen, die mir viel über ihre Heimat erzählen können.“ Das waren unter anderem der frühere Stadtplaner Michael Hoffmann, die Brüder Erwin Roos und Dieter Roos, Franz Belting, die „Reeser Platt“-Buchautorin Agnes Jay mit ihren Co-Autoren Hermann Venhofen und Hermann Voß, die Gästeführer Heinz Wellmann, Bernd Schäfer und Caroline Weber sowie Bürgermeister Christoph Gerwers und seine langjährige Stellvertreterin Marie-Hilde Henning. Letztere lieferte im Interview auch das Zitat, das zum Filmtitel wurde: „Rees – Hier wohn‘ ich, das ist meine Stadt.“

Nach so vielen Besuchen in Rees liebäugelte sogar der Lüttinger Filmemacher kurzzeitig damit, Rees zu seiner neuen Wahlheimat zu machen: „Ich hatte mich schon um eine Wohnung mit Rheinblick bemüht, aber die kann man nicht kaufen, sondern muss sie zu einem recht hohen Preis mieten.“ Deshalb hält der gebürtige Pfälzer seinem Haus mit Garten in Lüttingen die Treue. „Dort fühle ich mich wohl, aber Rees wäre durchaus ein gemütlicher Ort, an dem ich mich niederlassen könnte.“

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