Ruhrgebiet Ruhr 2010: Fällt Eröffnung aus?

Wegen der widrigen Witterungsverhältnisse könnte die für Samstag geplante Eröffnungsfeier für das Kulturhauptstadtjahr verschoben werden. Die Organisatoren schließen das jedenfalls nicht mehr aus.

Die Entscheidung wird in der Innenstadt und an der Zeche Zollverein mit Festen und Feuerwerk gefeiert.

Die Entscheidung wird in der Innenstadt und an der Zeche Zollverein mit Festen und Feuerwerk gefeiert.

Foto: AP

Es ist eine Zitterpartie für die neue Kulturhauptstadt Europas. Mit einem spektakulären Festakt auf der zum Weltkulturerbe erklärten Zeche Zollverein will das Ruhrgebiet am kommenden Wochenende seine neue Rolle als Kulturmetropole feiern. Doch nun droht das Winterwetter im letzten Moment einen Strich durch die monatelangen Vorbereitungen zu machen. Am Donnerstag schlossen die Organisatoren einen Verschiebung der Eröffnungsfeier nicht mehr aus.

"Für die gegenwärtig unwahrscheinliche Situation eines Jahrhundert-Schneesturms gibt es, wie bei jeder Großveranstaltung üblich, einen Notfallplan. Dieser sähe die Verlegung des Festaktes auf einen späteren Zeitpunkt vor", hieß es beim Organisationskomitee Ruhr 2010. Doch baue man darauf, wie geplant feiern zu können.

Das Problem: Die seit Monaten geplante Auftaktveranstaltung unter dem Motto "Wir sind das Feuer" soll auf einer Freilichtbühne auf dem Gelände der Zeche Zollverein stattfinden. Redner, Musiker und Zuschauer sind dort gleichermaßen den Unbilden des Wetters ausgesetzt. Zu der Veranstaltung werden unter anderen Bundespräsident Horst Köhler und der Präsident der EU-Kommission José Manuel Barroso erwartet. Sänger Herbert Grönemeyer will bei dem Festakt seine neue Revier-Hymne "Komm zur Ruhr" präsentieren.

Vom Happening bis zur Hochkultur"

Die Veranstaltung im großartigen Ambiente der Bauhaus-Zeche soll eigentlich der Startschuss sein für einen zwölf Monate langen Kulturmarathon. Zum ersten Mal ist mit dem Ruhrgebiet eine ganze Metropolenregion mit 5,3 Millionen Bewohnern als Kulturhauptstadt Europas ausgewählt worden. Und die 53 Städte des Reviers wollen die Gelegenheit nutzen, das Image von Kohle und Stahl abzuschütteln und auf ihre kulturelle Vielfalt aufmerksam zu machen. Dafür stehen den Organisatoren des Hauptstadtjahres rund 62,5 Millionen Euro zur Verfügung. Geplant sind insgesamt 300 Projekte und 2.500 Veranstaltungen, zu denen fünf Millionen Besucher erwartet werden.

Das Programmangebot reicht vom Happening bis zur Hochkultur: Ein Massenpicknick auf der Autobahn gehört ebenso dazu wie die Uraufführung einer neuen Oper des Starkomponisten Hans Werner Henze, leuchtende Ballons über alten Bergwerkschächten ebenso wie spektakuläre Ausstellungen der klassischen Moderne.

"Still-Leben Ruhrschnellweg"

Dabei schlagen die Verantwortlichen immer wieder eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart - etwa mit dem Projekt "Schachtzeichen". Ende Mai sollen im ganzen Ruhrgebiet neun Tage lang rund 350 gelbe Ballons weithin sichtbar über ehemaligen Bergwerkschächten schweben und auf die Wurzeln des Ruhrgebiets aufmerksam machen. Gleichzeitig sollen sie aber auch den Wandel der Metropole verdeutlichen. Denn die meisten Fördertürme sind längst verschwunden. Oft stehen an ihrer Stelle heute Wohnsiedlungen, Einkaufszentren oder Technologieparks.

Ein weiterer Höhepunkt dürfte das "Still-Leben Ruhrschnellweg" sein, zu dem am 18. Juli mehr als eine Million Teilnehmer erwartet werden. Einen Tag lang soll die Autobahn A 40 zwischen Duisburg und Dortmund gesperrt werden. Mitten auf der Hauptverkehrsader des Reviers, einer der meistbefahrenen Straßen Deutschlands, soll ohne Motorlärm und Abgase ein Fest der Alltagskulturen stattfinden. Rund 20.000 Tische sollen dazu auf dem Asphalt aufgebaut werden - zum Essen und Trinken, aber auch als Raum zur Selbstdarstellung für Brieftaubenzüchter, Chöre und Künstler.

"Das schönste Museum der Welt"

Doch neben den spektakulären Aktionen kommt auch die Hochkultur zu ihrem Recht. Das neugebaute Folkwang-Museum in Essen präsentiert von März bis Juli die Ausstellung "Das schönste Museum der Welt". In ihr wird mit wertvollen Leihgaben die einzigartige Folkwang-Sammlung der frühen 30er Jahre rekonstruiert - mit später von den Nazis in alle Welt verkauften Meisterwerken von Kandinsky, Matisse, Kirchner, Marc, Munch und Beckmann.

Außerdem hat Hans Werner Henze, einer der wichtigsten Komponisten der Gegenwart, im Auftrag der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 und der sächsischen Staatsoper Dresden die in Oberhausen spielende Oper "Gisela oder: Die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks" komponiert, die im September im Revier ihre Uraufführung erleben soll.

Doch das ist längst nicht alles: Zum Programm des "Hauptstadtjahres" gehören auch die Loveparade, das Festival "Theater der Welt" und das größte Chor-Konzert Europas in der Veltins-Arena, wo sonst Schalke O4 spielt.

(AP)
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