Duisburg/Xanten/Emmerich Leichenteile: Fall bei "Aktenzeichen XY"

Duisburg · Mehr als ein Jahr nach dem Fund einer zerstückelten Leiche im Rhein bei Xanten tappen die Ermittler im Dunkeln. Heute Abend (20.15 Uhr/ZDF) wird der Fall in der Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" vorgestellt. Die Duisburger Polizei um Hauptkommissar Michael Thielkes hofft auf Hinweise.

Aktenzeichen XY: Das sind die spektakulärsten Fälle aus NRW
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Spektakuläre Fälle aus der Region bei "Aktenzeichen XY"

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Foto: dpa

Wer war der Mann, dessen Leiche ein Angler im vergangenen Oktober bei Xanten-Obermörmter aus dem Rhein fischte? Fiel er ins Wasser, ertrank? Zerstückelte eine Schiffsschaube die Leiche? Wurde er Opfer eines Gewaltverbrechens? Und warum vermisst den Mann bis heute niemand? Die Duisburger Polizei steht vor einem scheinbar unlösbaren Rätsel.

Ein engmaschiges Netz haben die Ermittler gewoben, tappen aber nach wie vor im Dunkeln. Vergebens haben sie Vermisstendatenbanken abgeglichen, DNA-Analysen angestellt, Kontakt zu allen Auslandsvertretungen aufgenommen. Doch die verschiedenen Puzzleteile wollen einfach nicht zusammenpassen. "Es muss jetzt ein Impuls von außen kommen", sagt Kriminalhauptkommissar Michael Thielkes. Der Duisburger Beamte ist heute Abend (20.15 Uhr/ZDF) zu Gast in der TV-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst "und hofft, dass Hinweise aus der Bevölkerung zumindest dabei helfen, die Identität des Toten festzustellen.

Daran sind die Rechtsmediziner Matthias Schubries und Lars Althaus vom Klinikum Duisburg bisher gescheitert. "Alle Mittel sind ausgeschöpft", sagt Schubries. Die Untersuchungen an dem gefundenen Torso haben ergeben, dass die Schnitte symmetrisch angeordnet sind. Es könne nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass der Körper von einer Schiffsschraube zerstückelt wurde. "Durch die große Wucht werden Verletzungen wie Knochenbrüche und ausgerissene Körperteile verursacht", sagt Althaus.

Die Experten und die Polizei beschäftigten sich mit verschiedenen Antriebstechniken für Schiffe. Dabei stellten sie fest, dass es Bauarten gibt, die "wie senkrecht stehende Messer aussehen und auch so wirken". Laut Althaus wäre es allerdings "ein großer Zufall", wenn Kopf, Arme und Beine durch eine Schraube abgeschnitten worden wären. Von Kopf und Armen fehlt bis heute jede Spur. Drei Tage nach dem Fund des Torsos hatte eine Spaziergängerin im Emmericher Jachthafen Hüfte, Genitalien und Beine gefunden. Weitere Zeugen außer der Frau und dem Angler gibt es nicht. Seinerzeit ging die Polizei fest davon aus, dass der Mann getötet und von Unbekannten in Duisburg in den Rhein geworfen wurde.

Diese Theorie ist nach den neusten Erkenntnissen nicht haltbar. Demnach kann der Mann ins Wasser gestürzt und ertrunken sein. Er kann aber auch tot in den Rhein geworfen worden sein. Ein eigens beauftragter Spezialist aus Frankreich, der die Algen im Torso untersuchte, um die Frage nach dem Todeszeitpunkt zu klären, bezifferte die Chance auf "50:50". Schubries und Althaus haben zudem mit einer sogenannten Isotopenanalyse nachgewiesen, dass sich der Mann die letzten Monate seines Lebens in Deutschland aufgehalten hat. Der Hauttyp lasse auf einen Südosteuropäer schließen, so die Rechtsmediziner.

Gestützt wird diese Vermutung durch die Tatsache, dass der Penis des Mannes beschnitten war; er demzufolge jüdischen oder muslimischen Glaubens gewesen sein könnte. Die Ermittler schätzen das Alter des unbekannten Toten auf etwa 20 bis 60 Jahre, er könnte zwischen 1,84 und 1,92 Meter groß gewesen sein. Weil Kopf und Arme verschwunden sind, konnten weder Fingerabdrücke noch Gebissmerkmale mit den polizeilichen Datenbanken abgeglichen werden. Ohne Hinweise aus der Bevölkerung wird der Fall wohl ein Rätsel bleiben.

(RP/rl/top)
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