Filmwoche Die ,Mutter des Dokumentarfilms’ strahlt

Duisburg · Mit einer gelungenen Preisverleihung voller Optimismus endete die 43 Duisburger Filmwoche. Das neue Leitungsduo gab einen perfekten Einstand.

 Zum Finale der Filmwoche gab es dieses Gruppenfoto mit allen Preisträgern und den Jurymitgliedern.

Zum Finale der Filmwoche gab es dieses Gruppenfoto mit allen Preisträgern und den Jurymitgliedern.

Foto: Simons Bierwald (Filmwoche)/Simon Bierwald

Mit viel Applaus von Publikum und mitbewerbenden Filmemachern endete am späten Samstagabend im vollbesetzten Filmforum die 43. Duisburger Filmwoche mit der Verleihung der Preise. Es war die erste Filmwoche unter dem neuen Leitungsduo Gudrun Sommer und Christian Koch, die in die großen Fußstapfen von Werner Ruzicka traten, der das Duisburger Festival von 1985 bis zum vergangenen Jahr stets mit Bravour geleitet hatte und nun als stiller, aber aufmerksamer Gast allseits herzlich begrüßt wurde. Gudrun Sommer und Christian Koch haben auf ihre Weise das Festival geprägt – und zwar vorbildlich, wie allseits zu hören war.

„Wow – da hätte es aber eine ganze Reihe anderer Filme gegeben, die ich auch klasse fand.“ Das sagte der ARTE-Preisträger Bernd Schoch. Indirekt deutete er damit die Schwierigkeit der verschiedenen Jurys an, die sich schließlich auf wenige Preisträgerfilme aus dem Angebot von 24 Dokumentationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz einigen mussten.

Im Filmforum am Dellplatz wurden fünf Preise im Gesamtwert von 23.OOO Euro vergeben: Der Arte-Dokumentarfilmpreis geht an OLANDA von Bernd Schoch. Der 3sat-Dokumentarfilmpreis geht an BEWEGUNGEN EINES NAHEN BERGS von Sebastian Brameshuber. Der Preis der Stadt Duisburg geht an UN CUENTO SIN TI von Michael Fetter Nathansky.  Der „Carte Blanche“ – Nachwuchspreis des Landes NRW geht an UNA PRIMAVERA von Valentina Primavera. Und der von der Rheinischen Post gestiftete Publikumspreis geht an IM STILLEN LAUT von Therese Koppe.

Ausgezeichnet wurden höchst unterschiedliche Filme, wobei auffallend war, dass sie allesamt handwerklich sorgfältig produziert wurden. Experimentelle Formen sah man in diesem Jahr eher selten. Bei „Olanda“ lernt man das harte Leben von Pilzsammlern in den rumänischen Karpaten kennen. „Lange Beobachtungen von Arbeit und Alltag machen Zeit, Entfernungen, Kälte und Anstrengung erfahrbar“, heißt es in der Begründung der Jury, die „Olanda“ als „kinematographisch herausragendes Werk“ bezeichnete.

„In „Bewegungen eines nahen Berges“ lernen wird Clifford Agu aus Nigeria kennen, den es in eine ziemlich abgelegene Gegend in Österreich verschlagen hat, wo er alte Autos repariert oder ausschlachtet. Er macht aus Schrott wieder Brauchbares, was so schön filmisch übersetzt wird, dass die begeisterten Juroren in ihrer Begründung von einem „magischen Materialismus“ sprachen.

In „Un Cuento sin ti“ greift der Filmemacher Michael Fetter Nathansky ebenso auf Erfahrungen in seiner Familie zurück wie Valentina Primavera, die einen Film über das Leben ihrer Mutter drehte, die einen schmerzhaften Emanzipationsprozess ohne Happyend vollzieht.

Die Jury der RP wählte „Im Stillen Laut“ zum beliebtesten Film des Festivals. Filmemacherin Theres Koppe porträtierte über mehrere Jahre das Frauenpaar Erika und Christine, beide inzwischen 81 Jahre alt, die seit 40 Jahren zusammenleben. Als Künstlerinnen waren sie dem DDR-Regime höchst verdächtig. Mit Courage verteidigten sie ihre Freiräume. Den beiden hätte man stundenlang zusehen und zuhören können. Therese Koppe gibt ihre Lebensgeschichte in 74 wunderbaren Minuten wieder.

Strahlende Gesichter sah man, als Arte-Geschäftsführer Wolfgang Bergmann die Duisburger Filmwoche als „Mutter des Dokumentarfilms“ pries.

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