Nach Nazi-Vergleich DFB-Vizepräsident Koch lehnt Keller-Entschuldigung ab

Köln · Der umstrittene DFB-Vizepräsident Rainer Koch will an an seinem Amt festhalten. Eine Entschuldigung von Präsident Fritz Keller nach dessen verbaler Entgleisung mit einem Nazi-Vergleich lehnt er ab.

 Rainer Koch (l) und Fritz Keller.

Rainer Koch (l) und Fritz Keller.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Der umstrittene DFB-Vizepräsident Rainer Koch lehnt einen Rücktritt ab. „Es geht jetzt nicht darum, einen Kopf nach dem anderen rollen zu lassen“, sagte Koch im ZDF-Sportstudio, „sondern jeder muss sich in seinem Bereich entsprechend aufstellen, dann müssen wir uns wechselseitig respektieren und vor allem anerkennen, worum es für Fußball-Deutschland jetzt geht.“

Koch ist seit Monaten in einen Machtkampf an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit Präsident Fritz Keller verwickelt. Unter anderem geht es um einen undurchsichtigen und hochdotierten Vertrag mit dem Kommunikationsberater Kurt Diekmann aus dem Jahr 2019. Koch, Generalsekretär Friedrich Curtius und Schatzmeister Stephan Osnabrügge sollen diesen Vertrag auf den Weg gebracht haben.

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Foto: dpa/Boris Roessler

Außerdem war der Streit zwischen Koch und Christian Seifert, dem Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), eskaliert. Man löse „offenkundigen Probleme“ des DFB „nicht durch den Aufbau imaginärer Feindbilder und abenteuerlicher Verschwörungstheorien, sondern durch seit Langem überfällige strukturelle und personelle Reformen“, hieß es in einem Brief Seiferts an Koch, der dem DFL-Chef unter anderem „verbale Ausfälle“ und „frei erfundene“ Anschuldigungen vorwarf.

Koch betonte, die Landesverbände hätten ihm das Vertrauen ausgesprochen, deshalb werde er weitermachen. Es gehe jetzt um Sachthemen, um die bevorstehende EM, um „Finanzfragen“ und „einen Grundlagenvertrag, damit der Amateurfußball besser da steht“.

Zudem bestätigte Koch, dass er die Entschuldigung Kellers nach dem Nazi-Vergleich nicht angenommen habe. „Ich bin seit 32 Jahren Berufsrichter und habe eine ganz persönliche Betroffenheit“, sagte er. „Herr Freisler, Roland Freisler, war ein Blutrichter, Henker in Robe. Er hat viele tausend Menschen in den Tod geführt. Und wenn eine solche Äußerung gegenüber jemand, der sein Leben lang dem Recht gewidmet hat, fällt, dann glaube ich, ist so eine Betroffenheit nachvollziehbar. Deswegen habe ich die Entschuldigung entgegengenommen, aber es ist nicht meine Aufgabe, darüber zu befinden, wie das insgesamt mit Blick auf den DFB zu sehen ist“, meinte Koch dazu.

Nazi-Vergleich nicht durch Provokation ausgelöst

Koch war im April bei einer Präsidiumssitzung von Keller mit dem früheren Nazi-Richter Roland Freisler verglichen worden, was bei vielen für Empörung sorgte. Die DFB-Landeschefs entzogen Keller am vergangenen Sonntag das Vertrauen. Keller hat dafür mittlerweile mehrfach um Entschuldigung gebeten, einen Rücktritt aber ausgeschlossen.

Vorwürfe, er habe die verbale Entgleisung von Verbandschef Keller provoziert, wies der DFB-Vizepräsident entschieden zurück. „Wir haben ihn weder in die Ecke gedrängt, noch ist der Nazi-Vergleich durch irgendeine Provokation meinerseits ausgelöst worden“, sagte Koch in einem Interview der Welt am Sonntag.

Karl-Heinz Rummenigge hatte Koch zuvor aufgefordert, Kellers Entschuldigung anzunehmen. „Ich habe grundsätzlich Fritz Keller als integeren, seriösen und auch liebevollen Menschen kennengelernt“, sagte der Vorstandschef des FC Bayern München am Samstagabend im TV-Sender Sky. „Er weiß selber, dass das, was da passiert ist, eine schwere Entgleisung war. Er hat sich dafür entschuldigt, und ich fände es, das muss ich ganz klar und deutlich sagen, eine nicht nur schöne Geste, sondern eine Geste, diese Entschuldigung nicht nur entgegenzunehmen, sondern auch anzunehmen.“

(sid/old)
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