Nach dem Brand von Notre-Dame in Paris Auch in Düsseldorf brannten Kirchen

Düsseldorf · Vielen noch in Erinnerung ist der Brand von St. Peter im Juli 2007. Im Zweiten Weltkrieg blieb kaum ein Gotteshaus von Bombentreffern verschont.

Kirche am Kirchplatz brennt
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Kirche am Kirchplatz brennt

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Foto: Olaf Thormaehlen

„Genau wie damals bei uns“, war der erste Gedanke, als Alfred Kater vom Kirchenvorstand St. Peter die Bilder von der brennenden Pariser Kathedrale Notre-Dame sah. Nicht nur ihm, vielen Düsseldorfern sind die Bilder vom 20.Juli 2007 lebhaft vor Augen.

Ähnlich wie vorgestern in Paris spielten sich an diesem Tag in der Friedrichstadt dramatische Szenen ab. Der Dachstuhl von St. Peter stand in Flammen, weithin sichtbar stiegen Rauch und Qualm aus der Kirche auf. So wie Notre-Dame konnte St. Peter nur durch ein Großaufgebot der Feuerwehr vor der vollständigen Zerstörung bewahrt werden. Worüber in Paris noch spekuliert wird, stand in Düsseldorf schon fest, bevor der Brand richtig gelöscht war. Die Ursache. Auslöser für den Brand der Peterkirche waren Renovierungsarbeiten am Dach und Mauerwerk. Ein Dachdecker, der gerade seine Ausbildung beendet hatte, montierte Bitumenbahnen auf dem Dach und half, da die Pappe nicht richtig hielt, mit einem Gasbrenner nach. Unbemerkt geriet plötzlich der hölzerne Dachstuhl in Brand. Alle Löschversuche der Handwerker waren vergebens. Die Feuerwehr rückte an und brachte das Feuer schnell unter Kontrolle. Das Dach war nicht mehr zu retten. Der Kirchenraum blieb vom Feuer zwar verschont, erlitt aber enorme Wasserschäden. Vier Jahre dauerten die Wiederherstellungsarbeiten. „Wir haben eine neue Sprinkleranlage eingebaut und neue Wasseranschlüsse gelegt“, antwortet Alfred Kater, wenn man nach den Lehren aus dem Brand der Peterkirche fragt. „Aber am Ende hilft doch nur Vorsicht und Achtsamkeit“, sagt der Kirchenbauexperte von St. Peter. Auch der neu aufgebaute Dachstuhl ist aus Holz. „Und da reicht bei der staubtrocknen Luft dort oben ein einziger Funke. Und es brennt wieder“. Natürlich hofft Kater, dass die neue Sprinkleranlage nie zum Einsatz kommt.

Das Feuer in der Friedrichstadt war nicht der erste Kirchenbrand in Düsseldorf. Das Christentum hatte hier noch nicht richtig Fuß gefasst, da brannte die erste Kirche. In Gerresheim plünderten 922 Ungarn das Damenstift, setzten das Kloster und die Kirche in Brand. 1680 brannte die Peter-und-Paul-Kapelle in Stockum nieder, 1702 wurde die Kaiserswerther Suitbertuskirche in Brand geschossen.

Der spektakulärste Brand ereignete sich in der Altstadt. Am 11. Januar 1815 schlug ein Blitz in den Turm von St. Lambertus ein und bedrohte die Kirche und die Häuser am Stiftsplatz. Eine Feuerwehr gab es nicht. Damals waren alle Handwerker verpflichtet, bei Ausbruch eines Brandes sofort Hilfe zu leisten. Als die ersten Flammen aus dem Turmhelm schlugen, schauten jedoch erst einmal alle weg. Einen Turmbrand hatte es noch nicht gegeben. Weder gab es einen Plan zum Löschen, noch Leitern, Pumpen und Schläuche. Im Tumult nahm sich Schlossermeister Joseph Wimmer ein Herz, stieg in den Turm und begann, die brennenden Holzbalken abzusägen. Dank seines mutigen Einsatzes brannte nur die Spitze des Turmhelms ab und das Feuer griff nicht auf das Kirchenschiff über. Sein mit Bleitropfen übersäter Zylinder, den Wimmer als Kopfschutz beim Löschen trug, wird heute in der Schatzkammer von St. Lambertus aufbewahrt und wie eine Reliquie verehrt.

Der Apokalypse gleich waren die Kirchenbrände während des Zweiten Weltkrieges. Das erste Gotteshaus, dessen Dachstuhl dem Feuer zum Opfer fiel, war im Frühjahr 1942 die St. Peterkirche. Kaum war hier ein Notdach aufgesetzt, fielen Brandbomben vom Himmel und legten ein Jahr später die Friedrichstädter Kirche vollständig in Schutt und Asche. Bis zum Ende der Luftangriffe gab es nur wenige Gotteshäuser, die keine Brand- oder Bombenschäden zu beklagen hatten. Dramatisch war der Ablauf des Dach- und Turmbrandes in der Eller Gertrudiskirche. Am 23. August 1943 prasselte gegen 2 Uhr nachts ein Regen von Brandbomben auf Eller nieder. Die zur Kirche eilenden Menschen mussten miterleben, wie der Dachstuhl brannte. Gemeinsam mit französischen Zwangsarbeitern versuchten die Gläubigen, das Kircheninventar zu retten. Gerade waren die letzten Stücke herausgetragen, da krachte der brennende Turm wie eine Fackel durch das Dach und Gewölbe und setzte den gesamten Kirchenraum in Brand. Alles fiel den Flammen zum Opfer.

Notre-Dame: So beschädigt ist die Kathedrale in Paris von innen
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So beschädigt ist die Kathedrale von innen

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Foto: AFP/LUDOVIC MARIN
Bei einem durch Dachdeckerarbeiten ausgelösten Brand entstand im Juni 2007 ein Millionenschaden in der Kirche St. Peter.

Bei einem durch Dachdeckerarbeiten ausgelösten Brand entstand im Juni 2007 ein Millionenschaden in der Kirche St. Peter.

Foto: Steuber, Tobias

Nach Ende des Krieges hat es in Düsseldorf neben der Feuerkatastrophe in der Friedrichstadt noch zwei große Kirchenbrände gegeben: Im unteren Gerresheim und im Gurkenland. Am 28. August 1971 brannte an der Dreherstraße die katholische Pfarrkirche Maria vom Frieden vollständig ab. Jugendliche Einbrecher raubten die Opferstöcke aus und zündeten das Gotteshaus an. 1976 wurde auf die Jakobuskirche Am Schabernack ein Brandanschlag verübt. Blitzschnell verwandelte sich die nur aus Metallstangen und Kunststoffbahnen errichtete Kirche in einen riesigen Feuerball. Übrig blieb nur ein leeres, verbranntes und verschmortes Metallgerüst. Die Betroffenheit über den Verlust des markanten Gotteshauses war damals groß. Und noch heute denkt manches Gemeindemitglied mit Wehmut an die alte Jakobuskirche. Nicht nur im Gurkenland, sondern in allen Stadtvierteln stellt man fest: Vielen Düsseldorfern, auch wenn sie keinen Bezug zur Institution haben, ist die Kirche im Quartier ein Synonym für Heimat. Geht eine Kirche verloren, geht auch ein Stück Heimat verloren.

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