Ausstellung in Düsseldorf Flaschen aus Gerresheim für die Welt

Düsseldorf · Eine Ausstellung in Düsseldorf-Gerresheim beleuchtet die Geschichte der Glashütte und deren Bedeutung für den Alltag der Menschen in früheren Jahrzehnten.

 Die Ausstellung Gerresheimer Glas zeigt die Bedeutung, die die Düsseldorfer Firma früher im Alltag hatte.

Die Ausstellung Gerresheimer Glas zeigt die Bedeutung, die die Düsseldorfer Firma früher im Alltag hatte.

Foto: Anne Orthen (orth)

Es gab Zeiten, da hatte zumindest in Deutschland jeder Bürger tagtäglich etwas in der Hand, auf dem das Logo der Gerresheimer Glashütte zu sehen war. Das allerdings interessierte eigentlich niemanden, denn viel wichtiger war der Inhalt der Flaschen und Gläser.

Viele der Glasbehälter, von AfriCola über Punica, Dittmeyer bis hin zur profanen Sahne- oder Standard-Sprudelwasserflasche und die Einmachgläser für den Hausgebrauch stammten aus der Gerresheimer Glashütte. Diese ist seit 2005 Geschichte, doch ihre Produkte erzählen weiterhin Geschichten. Das wird jetzt in der Ausstellung „Gerresheimer Glas – Aus dem Alltag nicht wegzudenken“ demonstriert.

„Im Jahr 2014 wurden bei Abbrucharbeiten in einem ehemaligen Bunker auf dem Gelände der Glashütte die Prototypen von verschiedenen Flaschen aus den Jahren 1950 bis 1991 entdeckt“, erläutert Peter Schulenberg. „Von den 10.000 Flaschen konnten wir 7000 retten. Wir haben 133 Transportkisten vom Glashüttengelände zu Gut Bruchhausen gebracht. Dort konnten wir dankenswerterweise acht Jahre lang die Flaschen einlagern.“

Für die „Rettungsaktion“ blieb nur ein Tag Zeit, mehr hatte der damalige Besitzer des Geländes nicht gestattet. Und doch ging von den 7000 Flaschen während der „Hau-ruck-Aktion“ keine einzige zu Bruch. Zusammen mit seiner Ehefrau Gaby, die beide wissenschaftliche Beiräte im Förderkreis Industriekultur Düsseldorf (FKI) sind, fotografierte, dokumentierte und katalogisierte Schulenberg in zweieinhalbjähriger Kleinarbeit den „Glasschatz“ und legte so die Basis für die Ausstellung.

In der in fünf Themenbereiche (Glashütte in der Küche, ...macht Party, ...in der Apotheke, …und Wein, …erfrischt) aufgeteilten Ausstellung wird deutlich, dass jedermann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Glashütte-Produkten begleitet wurde. „Man ging zunehmend dazu über, den Glasbehältern ein unverwechselbares Äußeres zu geben. Darüber wurde ein Wiedererkennungswert des jeweiligen Produktes, eine bestimmte Haptik und darüber ein Lebensgefühl und Emotionen generiert“, erläutert Historiker Peter Henkel.

So ist die Ausstellung auch für viele eine Reise in die Kindheit, in die Erinnerung, denn zu sehen sind auch die Flaschen-Prototypen für Produkte, die einst eine große Bedeutung hatten, inzwischen aber vom Markt verschwunden sind. „Anhand dieser Prototypen kann man auch eine Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Nachkriegszeit nachzeichnen“, erklärt Schulenberg. „Das aufzuarbeiten ist unheimlich spannend.“

Das kann auch exemplarisch in der Ausstellung gemacht werden, denn in einem Raum ist die Geschichte der Glashütte dargestellt. „Viele denken ja, dass die Glashütte nicht mehr existiert. Aber sie produziert unter dem Namen Gerresheimer AG weiter, hauptsächlich im Bereich Medizin und Pharmazie“, erläutert Henkel. „Der Firmensitz befindet sich immer noch in Düsseldorf.“

Allerdings nicht mehr in Gerresheim. Deshalb findet die Ausstellung auch an einem historischen Ort statt. In den Räumlichkeiten befand sich lange Jahre die Konzernzentrale der Glashütte. An gleicher Stelle wurde 1892 das „Ferdinandheim“, ein Altersheim für Mitarbeiter, errichtet.

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