Kunst in Düsseldorf Der Illustrator mit den Bildern im Kopf

Düsseldorf · Die Gerricus-Stiftung zeigt im Gerresheimer Stiftssaal der Basilika die ungewöhnliche Ausstellung „Sad Colourful Bullshit“ von Timon Osche.

 Timon Osche kehrt für die Ausstellung zu seinen Wurzeln zurück. In Flingern geboren ging er in Gerresheim zur Schule.

Timon Osche kehrt für die Ausstellung zu seinen Wurzeln zurück. In Flingern geboren ging er in Gerresheim zur Schule.

Foto: privat/Timon Osche

Wie heißt es doch so schön: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Kein Wunder also, dass Timon Osche Grafikdesign studiert hat, jetzt als Grafiker in einer Werbeagentur in Offenbach arbeitet und zusätzlich seine Gedanken zur Weltlage, zu sozialen Themen und allem möglichen, was ihn gerade bewegt, in Illustrationen festhält. „Das ganze Konzept des kreativen Schaffens hat mich einfach immer begleitet“, erläutert Osche. „Ein wenig bedingt natürlich auch durch meine Eltern, die beide Grafiker sind. Ich arbeite jetzt ja selbst als Grafiker in einer Agentur, das ist also ein bisschen wie bei einer Ärztefamilie, wo dann, wie der Name schon sagt, alle Ärzte werden.“

Jetzt erhält der Mann aus der Grafiker-Familie die Gelegenheit, seine teils aus durchaus wirren Gedanken entsprungenen Zeichnungen in einer Ausstellung im Stiftssaal der St. Margareta-Basilika auszustellen. Die Bürgerstiftung Gerricus hatte Timon Osche dafür gezielt angesprochen. Die Stiftung hat in den vergangenen Jahren immer mal wieder Künstlerinnen und Künstler präsentiert. Das ist in den Corona-Jahren zwangsläufig eingeschlafen, wird aber jetzt mit einem kontemporären Künstler wieder aufgelegt. „Ich habe früher schon mal Illustrationen für die Gerricus-Stiftung angefertigt. Daher bestand schon ein guter Anknüpfungspunkt“, erklärt Osche.

Ganz überraschend ist der Kontakt zwischen der besonders in Gerresheim aktiven Stiftung und dem 30-jährigen Illustrator also nicht, obwohl der derzeit in Hessen wohnt. „Ich bin in Flingern geboren worden und in Gerresheim zur Schule gegangen. Meine Eltern wohnen auch in Gerresheim“, verrät Osche. Er ging als 20-Jähriger aus Düsseldorf fort, um zu studieren. „Ich habe mich hauptsächlich im Bereich Grafikdesign bewegt, sozusagen als eine Art konstanter Baumstamm, und von da aus in unterschiedliche Äste mal reingeschaut“, so Osche.

„Ich habe mich zum Beispiel eine Zeit lang mit Druckgrafiken auseinandergesetzt, dann bin ich in der Film-Ecke gelandet. Da ich mich zu Beginn meines Studiums viel mit Malerei auseinandergesetzt habe und ein großer Fan von Licht und Schatten bin, hatte und habe ich da ein gutes Händchen für. Und dann habe ich tatsächlich auch meine Diplomarbeit in Form einer 3D-animierten Serie umgesetzt.“

So kommt er also als Diplomierter in die alte Heimat zurück, um seine Werke unter dem Titel „Sad Colourful Bullshit“ auszustellen. „Im Allgemeinen beschäftige ich mich viel mit gesellschaftlichen Umständen, die mir begegnen oder die ich selbst erfahre. Wenn ich zum Beispiel einen Artikel über Mikroplastik im Regenwasser lese, dann habe ich schnell Bilder im Kopf“, erläutert der gebürtige Düsseldorfer. Zur Arbeitsweise: „Ich würde sagen, dass ich mich von vielerlei Einflüssen und Eindrücken inspirieren lasse. Ich habe nicht das eine Thema oder die eine Problematik, die ich immer wiederkäue.“

Präsentiert werden also in Gerresheim viele bunte, oft skizzenhaft und skurril gestaltete Zeichnungen mit mehr oder weniger aktuellen politischen, sozialen, sozioökologischen und gesellschaftlichen Bezügen. „Über die Jahre hat es sich einfach in diese Richtung entwickelt. Ich kann nicht im klassischen Sinne ‚gut‘ zeichnen. Dazu gehört viel Übung, und ich habe Respekt vor allen, die Zeit und Geduld investieren, um anatomisch richtig zu zeichnen“, erklärt Osche. „Ich bin sehr prozessgetrieben und mein Arbeitstempo ist nun mal schnell, da habe ich keine Zeit, um mir in mühevoller Kleinarbeit noch die richtige Drehung eines Knies aus den Rippen zu leiern, wenn die Person doch schon eindeutig irgendwie richtig sitzt. Das reicht für mich vollkommen. Mir geht es um die Message.“

Die ist aber nicht immer auf den ersten Blick zu verstehen, sondern bedarf auch schon mal eines zweiten und sogar eines dritten Blicks – inklusive Nachdenkens. Dazu haben Besucher der Ausstellung aber immerhin auch bis zum 28. Oktober Zeit.

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