Mehr Konstanz in der Zweiten Bundesliga Hockey-Damen des DSD finden mit neuem Teamgeist zum Erfolg

Düsseldorf · Die Hockey-Damen des DSD erweisen sich in der Zweiten Bundesliga als schwerer Gegner. Das liegt auch am neuen Zusammenhalt in der Mannschaft - und an einem besonderen Mix.

 Die DSD-Damen haben sich in der Zweiten Bundesliga inzwischen eingespielt: Sandra zur Linden (v.l.), Javiera Villagra Lira und Melina Mourikis jubeln über das 2:0 gegen Braunschweig.

Die DSD-Damen haben sich in der Zweiten Bundesliga inzwischen eingespielt: Sandra zur Linden (v.l.), Javiera Villagra Lira und Melina Mourikis jubeln über das 2:0 gegen Braunschweig.

Foto: Ralph-Derek Schröder

Es ist der 9. Oktober 2022 gegen 14 Uhr. Einige Minuten zuvor hatten die Hockeydamen des DSD auf heimischer Anlage ein nervenaufreibendes 3:2 gegen Eintracht Braunschweig über die 60 Minuten gezittert. Jetzt sitzen Trainer Lars Rossner und Spielführerin Javiera Villagra Lira in der Sonne vor dem Klubhaus und ziehen Bilanz. Es geht um die Partie gegen den Tabellennachbarn, um die 0:1-Niederlage am Tag zuvor gegen den Aufsteiger Hannover 78, um die vergangenen anderthalb Spielzeiten und um die nahe Zukunft.

Während der Sieg über die starken Braunschweigerinnen vor allem ein Erfolg des Willens war, wurmte beide die schmerzhafte Schlappe gegen unbequeme Hannoveranerinnen. „Ihr System lag uns nicht, zudem haben wir keine der zahlreichen kurzen Ecken genutzt“, klagt Rossner über vergebene Torchancen. „Insgesamt sind wir aber mit der Ausbeute von 15 Punkten in einer sehr ausgeglichenen Zweiten Bundesliga hochzufrieden. Das ist ein Punkt mehr als in der vergangenen Spielzeit am gleichen Spieltag.“

Aufstieg ist indes beim Tabellenvierten kein Thema. Das hat zwei Gründe: Bundesligaabsteiger Raffelberg hat sich als nahezu unschlagbar erwiesen, der Klub ist dem Zweiten, Bonner THV, bereits um sieben Zähler enteilt. Den Duisburgerinnen sollte die Rückkehr ins Hockey-Oberhaus nicht zu nehmen sein. Zum Zweiten will man an der Altenbergstraße nichts übereilen, nach dem Motto „Was langsam wächst, hält länger“. Die Mannschaft sei zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht reif für ganz oben, sind sich Trainer wie Kapitänin einig. Rossner: „Wir sollten Schritt für Schritt denken und erst einmal die Klasse halten. Es wäre schon ein Fortschritt, in der Rückrunde nicht so wie in der vergangenen Saison in der Leistung abzufallen. Eine gewisse Kontinuität wäre der nächste Schritt.“

So weit, so gut. Ziel eins steht also fest. Und dann? „In ein bis zwei Jahren könnten wir oben mitspielen“, glaubt der Trainer. Vorausgesetzt, der Kader wird verstärkt. Der Verein setzt auf die Jugend. Franka Roithmeier (Sturm), Matilde Liebau und Carla Knippschild (beide Verteidigung) sowie Klara Muth (Mittelfeld) sind lebende Beweise für den Erfolg dieser Strategie.

Ohne Hochkaräter von anderen Vereinen wird die Mannschaft aber vermutlich auf der Stelle treten. Wenn diese jung und entwicklungsfähig sind, umso besser. „Durch den Aufstieg in die Zweite Bundesliga vor anderthalb Jahren sind wir mehr in den Fokus geraten und für einige Spielerinnen aus anderen Vereinen interessant geworden“, sagt Rossner. In diesem Jahr gelang es, Lilly Otten vom Düsseldorfer HC zu überzeugen, dass lange Spielzeiten in der Zweiten Liga mehr Sinn machen als kurze Einsätze beim amtierenden Deutschen Meister. „Lilly hat gegen Braunschweig ihr erstes Tor für uns erzielt. Bei ihr ist der Knoten geplatzt“, freut sich Rossner für das 19-jährige Talent. „Bei uns können solche Spielerinnen schon frühzeitig Verantwortung übernehmen.“

Die trägt in der Defensive vor allem Katrin „Tatti“ Bremer (30). Der Zugang von Blau Weiß Köln hat für Stabilität gesorgt. Sechs Gegentore in acht Spielen sprechen für sich. Nur Raffelberg hat weniger Gegentreffer (3) zugelassen. Das Manko ist die Offensive. Mit elf Treffern ist die Quote des DSD ausbaufähig.

Das Herz der Mannschaft schlägt – wie sollte es anders sein – im Zentrum. Javiera Villagra Lira kann aus einer Schatztruhe an Erfahrungen schöpfen. Die 39-Jährige hat ein bewegtes Hockeyleben hinter sich – und nach dem Willen von Lars Rossner noch einige Spielzeiten beim DSD vor sich. Die ehemalige chilenische Nationalspielerin hat in Spanien gespielt, in Neuss, in Krefeld sowie beim DHC. „Javi“ ist allein aufgrund ihrer zentralen Position im Mittelfeld die Taktgeberin. Als sie beim DSD anfing, spielte die Mannschaft in der Regionalliga, mit einigen erfahrenen Spielerinnen, die hier ihre Karriere ausklingen lassen wollten.

Hinzu kamen junge Spielerinnen mit wenig Erfahrung. „Mit dem Aufstieg in die Zweite Bundesliga war ein Mentalitätswechsel verbunden, vom Amateursport zum leistungsorientierten Hockey“, erinnert sich Villagra Lira. Die Anpassung an die neue Liga dauerte. „Der große Unterschied zur letzten Saison ist, dass der Mannschaftsgeist nun ein anderer ist. Wir haben inzwischen eine einheitliche Identität gefunden“, sagt die Chilenin. „Es hat sich herumgesprochen, dass wir schwer zu schlagen sind, weil wir als Team auftreten.“

Der Mix aus Jugend und Erfahrung hat einen kleinen Haken, so Rossner: „Wir wollen Leistungshockey, müssen aber auch Rücksicht auf die Älteren nehmen, die durch Beruf, Familie und Sport einer Dreifachbelastung ausgesetzt sind.“

Die Damen des DSD sind inzwischen in der Liga angekommen. Das ist auch ein Verdienst des Trainerstabs. Neben Rossner ist der ehemalige Hockey-Weltmeister Sebastian Draguhn für die Geschicke der DSD-Damen hauptverantwortlich. Dritter im Trainerbunde ist Rachid Sadou, der insbesondere für das Athletiktraining zuständig ist.

Die Zukunft kann kommen.

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