Serie „So wohnt Düsseldorf“ Ein Paradies zwischen Kraut und Rüben geschaffen

Düsseldorf · Am nächsten Wochenende ist „Tag der offenen Gartenpforte“, dabei wird auch diese wilde Oase in Lörick vorgestellt. Thomas Deckert verbindet dort seine Leidenschaften – Uhrenrestauration und Kochen – mit bäuerlicher Lebensweise.

So wohnt Düsseldorf: Fotos vom Bauernhof in Lörick
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Der Bauernhof der Familie Deckert in Lörick

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Er hätte überall leben können, eine Weile war er in Hamburg und Freiburg. Aber dann ist Thomas Deckert doch zurückgekehrt ins Dorf seiner Kindheit, in den alten Kern von Lörick, nur ein paar Schritte vom Rheindeich entfernt. Zurück zu den Wurzeln, buchstäblich.

An einen Ort, der Besuchern für einen Moment das Gefühl vermittelt, Umweltzerstörung und Artensterben würden auf einem anderen Planeten stattfinden. Hier frischt er die ländlichen Traditionen mit neuen Erkenntnissen und Ideen auf. Für ein Leben zwischen Kraut und Rüben. War das gerade ein Hahn?

Thomas Deckert nickt lächelnd. „Wenn eines unserer Hühner ein Ei gelegt hat, dann gackert es.“ Und der Hahn kommentiert das Geschehen. Die Nachbarn fühlen sich glücklicherweise von dem lautstarken Federvieh nicht gestört, sondern wohl eher an früher erinnert.

Serie „So wohnt Düsseldorf“: Otto-Hahn-Siedlung in Wersten - wohnen an der Gracht
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Wohnen an der Gracht

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Nebenan wohnen die Eltern von Thomas Deckert, sie haben einst einen alten Bauernhof in Lörick gekauft, umgebaut, angebaut. Und somit einen Ort geschaffen, an dem auch der Sohn mit seiner Familie Wurzeln schlagen konnte und reichlich Platz fand: Für eine Wohnung in der ersten Etage und eine Werkstatt mit kleinem Privatmuseum, denn Thomas Deckert ist darauf spezialisiert, historische Uhren zu restaurieren.

 Andererseits ist er ein leidenschaftlicher Hobbykoch. Und so reifte eine Idee, die lange vorher auf Sparflamme köchelte: Die „Kochwerkstatt“, eine 30 Quadratmeter große Profiküche mit internationalem Flair. Der Landhausherd „Grand Papa“ kommt aus Paris, die türkis leuchtenden Kacheln aus Portugal, die erdigen Bodenfliesen aus der Provence, „und die Arbeitsfläche ist deutsche Eiche“. Diese Kochwerkstatt wird regelmäßig an Gruppen vermietet, die hier gemeinsam ihrer Kreativität Dampf machen – ob zu einem Geburtstag oder einem Firmenevent.

 Bei schönem Wetter wird eine lange Tafel auf der Terrasse gedeckt. Mit einem Blick, von dem Freunden sagen: „Ich fühl‘ mich wie im Urlaub.“ Landleben pur. Es wächst, was schmeckt.

So wohnt Düsseldorf - Dachgeschosswohnung in Unterbilk als Atelier
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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Oder: Alles, was hier gedeiht, kann gegessen werden. In Hochbeeten werden bald alle möglichen Salatsorten, Paprika, Fenchel reifen. Und winzige Knübbelchen sind der Beweis, dass selbst der mächtigste Kohlkopf mal klein angefangen hat. Nebenan wächst Giersch in so üppiger Fülle, dass andere Gärtner Panikattacken bekämen: Hilfe, Unkraut! Hier darf Giersch wachsen – und wird geerntet. „Schmeckt super als Salat oder als grünes Smoothy.“

Außerdem preist der Gärtner dessen Blüten, auf die Insekten fliegen. Für die ist hier der Tisch ohnehin reich gedeckt auf der Wildblumenwiese nebenan, die lieben die Bienen, die sich netterweise in den hauseigenen Stöcken mit Honig revanchieren.

Am nächsten Wochenende öffnet Familie Deckert zum ersten Mal ihr wildes grünes Reich Besuchern beim „Tag der offenen Gartenpforte“. Auch um zu demonstrieren, wie es sich stadtnah und doch intensiv mit der Natur leben lässt. Wenn man sie denn lässt.

Fotos: So wohnt Düsseldorf - ein amerikanisches Haus in Angermund
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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Und um das Prinzip dieses Gartens zu erläutern, das nur der Kennerblick wahrnimmt: die Permakultur, eine Anbaumethode, die von Naturvölkern inspiriert wurde. Sie schützt die Böden und fördert die Artenvielfalt, vermeidet Abfall und Wasserverschwendung – ein nachhaltiges Ökosystem.

Diese weltweite Bewegung ist in Lörick auf fruchtbaren Boden gefallen. Aber dazu hat Thomas Deckert sie erst mal analysieren lassen, seine Erde. Nun weiß er, dass er auf „schluffigem“ Lehmboden seine Zukunft baut, „er ist stickstoffhaltig und speichert das Wasser gut“. Da in einer Permakultur weder Kunstdünger noch Unkrautvernichter willkommen sind, wird hier gedüngt mit Hühnermist und ansonsten auf die selbstregulierenden Kräfte der Natur vertraut.

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Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

 Die Bäume auf dem 1000-Quadratmeter-Grund sind ausschließlich heimische Gewächse wie Pflaumen, Mirabellen, Quitten und alte Apfelsorten wie „Kaiser Wilhelm“. Exotisch wirkt da ein Gingko, den haben Deckerts Eltern mal bei einem Hockey-Turnier gewonnen. Von der Wildblumenwiese lässt sich wilder Salbei und Wiesenkerbel ernten, „und wenn die Gelenke schmerzen, hilft ein Umschlag aus Beinwell“, weiß der Gärtner.

Er hat mitten im Grünen nur einen Ort geschaffen, auf dem kein Hälmchen wächst: eine Boule-Bahn – für die französischen Momente im Leben.

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