Gastronomie in Düsseldorf Das Kucheneck hat ein neues Zuhause

Friedrichstadt · Die Tankstelle an der Bilker Allee soll abgerissen werden. Friederike Thyssen hat einen neuen Laden an der Corneliusstraße gefunden.

 Friederike Thyssen renoviert den kleinen Laden an der Corneliusstraße, um dort ihr Kucheneck wieder aufzumachen.

Friederike Thyssen renoviert den kleinen Laden an der Corneliusstraße, um dort ihr Kucheneck wieder aufzumachen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Eine dicke Staubschicht liegt auf der Kuchentheke, auf der Fensterbank, den Regalen in der Küche, an den Wänden fehlt die Farbe, Kabel für die Lampen hängen aus der Decke, überall stapeln sich unausgepackte Kartons. Am Eingang steht ein kleiner Plastikeimer, darin lagert Friederike Thyssen eine Clematis, eine Kletterpflanze, die noch keinen richtigen Platz bekommen hat im neuen Laden an der Corneliusstraße mit der Hausnummer 110, die rot ist, so wie der Rahmen der Eingangstür. Rot ist Friederike Thyssens Lieblingsfarbe, das ist irgendwie Schicksal gewesen, das hat sofort gepasst, als der Vermieter ihr die Räume gezeigt hat.

An der Corneliusstraße mit der roten Nummer 110 will Friederike ihr Kucheneck eröffnen, um genau zu sein, will sie es dort wiedereröffnen. Acht Jahre hat sie Tartes und Kuchen an der Bilker Allee 233 gebacken und verkauft, Kaffee gekocht und Tee serviert, dort, wo die alte Bilker Tankstelle ist. Noch. Ein Investor hatte das Areal gekauft, bis 2020 sollte Thyssen eigentlich bleiben dürfen. Dann ging alles ganz schnell, Thyssen und ihre Nachbarn mussten früher raus. Ende August war Schluss. Die alte Tankstelle ist immer noch da, runtergekommen, mit Plakaten vollgeklebt und Schriftzügen verschmiert. Immer, wenn Friederike Thyssen auf dem Weg in ihren neuen Laden ist, der nur ein paar hundert Meter entfernt liegt, kann sie gar nicht hinschauen, „es tut weh“, sagt Thyssen, die gern geblieben wäre an der Bilker Allee, die für immer geblieben wäre, hätte man sie gelassen.

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Eine Weile hat Friederike Thyssen gesucht, bis sie etwas Neues gefunden hat. Angebote aus der ganzen Stadt kamen. Manche waren zu weit weg, andre viel zu teuer. Irgendwann beschloss sie, Flyer von ihrem Kucheneck an leere Ladenlokale zu kleben. Und sollte schließlich Glück haben. Bald räumte sie mit ihrer Familie das alte Geschäft aus, das nicht perfekt war und trotzdem perfekt unperfekt. „Wir haben alles mitgenommen, was wir mitnehmen konnten“, erzählt Friederike Thyssen, die eigentlich von allen nur Rieke genannt wird. Steckdosen, Schalter, nur die rot-weiß-gestreifte Wand hinter der Kuchentheke, die konnte sie nicht mitnehmen. Sie zurücklassen wollten Rieke und ihr kleiner Sohn auch nicht, kurzerhand strichen sie die Wand schwarz, pinselten mit weißer Farbe die neue Adresse drauf, „das sieht man leider nicht mehr, weil die Fenster zu-
geklebt sind“.

Ganz abgeschlossen hat Thyssen noch nicht mit dem alten Kucheneck. Viel Leidenschaft und Herz hat sie damals reingesteckt. Aber sie schaut nach vorne. Auch wenn sie noch nicht genau weiß, wann sie wirklich loslegen kann. Die Anträge sind alle beim Bauamt gestellt, jetzt wartet sie auf die Nutzungsänderung, weil vorher keine Gastronomie, sondern ein Schlüsseldienst in dem Laden war. Die Wände sind verputzt, in der kleinen Ecke am großen Schaufenster hat sie mit Betonsteinen Regale gebaut. „Da kommen meine Vasen und die Deko hin“, sagt Thyssen, die die alte Theke in den Mittelpunkt des Ladens stellen wird. Direkt gegenüber der Eingangstür. Rot-weiß-gestreift wird die Wand dahinter, so wie im alten Kucheneck, wo die Konstruktion mit den drei Etagen schon das. Herzstück war. Darauf hat Thyssen Platz für ihre Kuchen – Erdbeer-Vanille, Rhabarber-Baiser, Apfel-Mandel-Caramel, kleine und große Schweinereien, die alle selbst gebacken sind.

Wände streichen, Lampen aufhängen, die Auflagen des Ordnungsamtes erfüllen, das zum Beispiel ein Handwaschbecken neben der Kaffeemaschine verlangt, weil der Weg in die Küche zu weit sei – das alles steht noch auf Friederike Thyssens To-do-Liste, bevor sie endlich die Kisten auspacken kann. Die Bilder und die Kissen, die Teller und die Tassen. Und zwischendurch backt Thyssen Kuchen für ihre Kunden, die sie auch schon vorher in der Stadt beliefert hat. Wie die Kaffeeschmiede in Oberkassel, die Florabar oder den Stadtstrand am KiT.

Viel mehr Sitzplätze als im alten Kucheneck wird es nicht geben, auch wenn Thyssen mehr Quadratmeter hat. „Ich bin allein, das könnte ich nicht stemmen.“ Zumindest muss sie nicht mehr auf eine Leiter klettern, wenn sie den zweiten Ofen bedienen will. Den Rest der Backstube hat Friederike Thyssen sich so eingerichtet wie im alten Kucheneck, nur im Gästeraum wird alles spiegelverkehrt sein. „Daran werde ich mich gewöhnen müssen“, sagt Thyssen, die hofft, dass sie noch in diesem Jahr ihr kleines Café wieder aufmachen kann.

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