Gastronomie in Düsseldorf Das Mittagessen aus dem Gemüseladen

Nicolas Bahners hat das Obst- und Gemüsegeschäft von seinem Bruder Frank übernommen, der 2015 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Der Koch hat es mit einem regelmäßigen Mittagstisch zukunftsfähig gemacht.

 Nicolas Bahners bietet täglich einen heißbegehrten Mittagstisch in seinem Obst- und Gemüsegeschäft an der Luegallee an.

Nicolas Bahners bietet täglich einen heißbegehrten Mittagstisch in seinem Obst- und Gemüsegeschäft an der Luegallee an.

Foto: Heide-Ines Willner

Anwälte stehen neben Handwerkern, Kaufleute neben Verkäuferinnen, Rentner neben Hausfrauen, Lehrlinge neben Freiberuflern: So unterschiedlich die gesellschaftliche Stellung auch sein mag, alle sind vereint, kommen ins Gespräch, wenn sie im Obst- und Gemüsegeschäft an der Luegallee 37 auf die Ausgabe ihres Mittagessens warten. Der Kontakt untereinander ist nicht zu umgehen, denn an manchen Tagen ist der kleine Laden überbevölkert, bildet sich eine Schlange zwischen Gemüse- und Obstkisten bis hinaus auf die Straße. Es geht nicht etwa um belegte Semmeln oder andere Kaltspeisen, sondern um eine warme Mahlzeit, die der Chef, Nicolas Bahners, in einer ehemaligen Willicher Metzgerei selbst gekocht und nach Oberkassel geliefert hat. Täglich bietet er zwei Gerichte an, eins für Vegetarier und eins für Fleischliebhaber, wobei der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. So wird schon mal der Rheinische Sauerbraten mit Süßkartoffeln als Eintopf neu erfunden, immer mit dem Anspruch, einen „Mittagstisch mit Pfiff“ zu günstigen Preisen anzubieten.

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Ein Anspruch, der eine lange Tradition hat. Denn Nicolas Bahners stammt aus einer Meerbuscher Familie, bei der sich seit vier Generationen alles ums Obst- und Gemüse dreht. „Meine Großeltern hatten einen Gemüsestand auf dem Markt in Krefeld.“ So sei ihm die Liebe zum Kochen und der Umgang und die Wertschätzung guter, frischer Lebensmittel schon in die Wiege gelegt worden. Obwohl der Beruf des Kochs nicht vorgegeben war, entschloss sich der junge Bahners 1994 eine Lehre im Düsseldorfer Breidenbacher Hof zu absolvieren. „Eine legendäre Ausbildung“, bezeichnet er die Zeit. Dort habe er gemeinsam mit Dirk Zuleger, der ebenfalls Auszubildender in dem renommierten Hotel war, die Leidenschaft fürs Kochen entwickelt. „Wir wurden Freunde“, sagt Bahners. Und nicht nur das, auch Partner, denn gemeinsam gründeten sie das Cateringunternehmen „Rhein Schote“.

Da hatten die beiden schon viel Erfahrung in der deutschen Spitzengastronomie gesammelt. „Wir haben unter anderem auch für die deutsche Fußballmannschaft, die Drei Tenöre, Madonna, The Rolling Stones und für führende Politiker aus dem In- und Ausland gekocht.“ 1999 zog es Bahners nach Düsseldorf, wo er zwei Früchtehäuser eröffnete. Das Geschäft an der Stresemannstraße existiert heute noch.

Dass Bahners in Oberkassel einmal neben Obst und Gemüse auch seine Kochkunst unter Beweis stellen wird, war da noch nicht vorgezeichnet. Denn das Geschäft an der Luegallee hatte seit vielen Jahren sein Bruder Frank geführt. Als dieser 2015 bei einem Flugzeugabsturz in den Alpen ums Leben kam, sprang der jüngere Bruder ein. „Ich habe reflexartig funktioniert“, erinnert sich Nicolas Bahners. „Das Geschäft war das ,Kind‘ meines Bruders und wir beide hatten schon viel geplant und ein Ziel gehabt.“ Denn schon damals habe sich abgezeichnet, dass der Verkauf von Obst und Gemüse rückläufig sei.

„Das hat sich noch verstärkt, denn es wird immer weniger selbst gekocht, so Bahners. „Wenn in Familien beide Ehepartner arbeiten, dann bleibt wenig Zeit fürs Kochen.“ Auch Singles hätten wenig Lust, sich nach einem Arbeitstag noch an den Herd zu stellen. „Dirk und ich mussten uns etwas einfallen lassen.“ So kamen die beiden Köche auf die Idee, Grundprodukte aus der Region mit ehrlicher Handarbeit zu kombinieren und das Ergebnis auf einer wöchentlich wechselnden Speisekarte zu präsentieren. „Und das funktioniert“, freut sich Bahners. Die Nachfrage sei groß, egal ob sich die Kunden um die Stehtische drängelten oder geduldig auf ihr bestelltes Essen vor der Tür warteten.

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