Corona-Fall bei Beethovens Neunter Da waren‘s nur noch zwölf

Düsseldorf · Adam Fischer dirigierte Musikverein und Symphoniker in der Tonhalle bei Beethovens Neunter. Wegen eines Corona-Falls musste der Chorsopran in reduzierter Besetzung singen.

 Beethovens Neunte unter Adam Fischer in der Tonhalle.

Beethovens Neunte unter Adam Fischer in der Tonhalle.

Foto: Susanne Diesner/Tonhalle

Dank eines sorgfältigen Hygienekonzeptes konnte im jüngsten „Sternzeichen“-Konzert Beethovens 9. Sinfonie d-Moll mit groß besetztem Orchester und dem Chor des Städtischen Musikvereins in Tonhalle aufgeführt werden. Trotz aller Vorsicht gab es jedoch am Konzerttag einen Corona-Verdachtsfall, der zur Folge hatte, dass „ein ganzer Pool von Sopranistinnen“ (so Intendant Michael Becker) nicht teilnehmen konnte.

Zunächst erfreuten sich die Zuhörer an einer Erstaufführung der Düsseldorfer Symphoniker, der Symphonie Nr.1 D-Dur D 82, die Franz Schubert im Alter von 16 Jahren für das Orchester seines Konviktes schrieb. Lange wurde dieses einfallsreiche  Opus verkannt. Das Orchester – hier noch in kleinerer Besetzung – und ihr vor Temperament sprühender Principal Conductor Adam Fischer loteten gemeinsam die spritzigen Ecksätzen ebenso liebevoll und mit brillanten Soli gewürzt aus wie das träumerische Andante, das bereits die „unendlichen Melodien“ der späten Schubert-Werke vorwegnimmt.

All das potenzierte sich in Beethovens Spätwerk, das in erster Linie wegen des Schlusssatzes – der Vertonung von Schillers „Ode an die Freude“ – unsterblich geworden ist. Fischer setzte auf reich differenzierte, dynamisch breit gefächerte Interpretation, was sich wohltuend abhob von so mancher grobkörniger Wiedergabe. Die Musiker folgten ihm gerne und ließen immer wieder aufhorchen. Stellvertretend seien der behutsame Pianissimo-Einstieg der tiefen Streicher in die bekannte Freuden-Melodie und das tadellose Solo der vierten Hornistin gewürdigt.

 Chefdirigent Adam Fischer.

Chefdirigent Adam Fischer.

Foto: Susanne Diesner/Tonhalle

Die Solisten hatte der Dirigent seitlich auf dem Rang postiert, was sich nicht unbedingt als gute Idee erwies. So konnten der gepflegte, raumgreifende Bass-Bariton von Miklós Sebestyén, der angenehm timbrierte, dem Forte des Orchesters aber nur bedingt standhaltende Tenor Uwe Stickert, die mit warmgetöntem Mezzo sich vorteilhaft präsentierende Sarah Ferede und Yeree Suh mit höhensicherem, aber schmalem und sehr hellem Sopran ihre Qualitäten nicht so recht zur Geltung bringen.

Der Musikverein (Einstudierung: Dennis Hansel-Dinar) sang voller Strahlkraft und bewundernswert homogen. Die lediglich zwölf verbliebenen Sopranistinnen, die dank unverkrampfter Intensität und beachtlicher Bewältigung der extremen Höhen bestens bestehen konnten, wurden am Schluss ebenso bejubelt wie alle übrigen Mitwirkenden.

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