Kunstberater aus Düsseldorf Helge Achenbach und das miese Essen im Knast

Düsseldorf · Der Kunstberater sitzt wegen Betrugsverdacht weiterhin in U-Haft. Er soll Kunstwerke überteuert verkauft haben. Sein Zellennachbar war der Revier-Disco-König Michael Nehring.

Kunstberater und Ex-Fortuna-Präsident: Das ist Helge Achenbach
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Foto: Endermann, Andreas

In dieser Woche wird der in der JVA Essen in U-Haft sitzende Helge Achenbach erstmals seit seiner Verhaftung vor drei Wochen privaten Besuch empfangen. Wie aus Justizkreisen zu hören war, hat man einem Besuch seiner Ehefrau zugestimmt. Sie war dabei gewesen, als der Kunstberater bei der Rückkehr aus Brasilien morgens am Flughafen von der Polizei empfangen und ins Präsidium nach Essen gebracht wurde. Von da ging es sofort in die Zelle, denn der Haftbefehl war Tage zuvor von der Staatsanwaltschaft beantragt und von einem Richter erlassen worden. Begründet wurde die Verhaftung mit Flucht-, aber vor allem mit Verdunklungsgefahr. Offenbar sieht man ein hohes Risiko, dass der Verdächtigte - sollte er Kontakt nach draußen haben - Einfluss nehmen könnte auf Zeugen oder Beteiligte.

Achenbach war aufgrund einer Anzeige der Aldi-Erbin Babette Albrecht verhaftet worden. Sie wirft ihm vor, beim Verkauf von Kunstwerken und Oldtimern an ihren vor zwei Jahren verstorbenen Mann nicht abgesprochene Preisaufschläge umgesetzt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hält es für möglich, dass Achenbach dadurch den Tatbestand des Betruges erfüllt haben könnte. Achenbach, seine Familie und seine Anwälte weisen das zu rück, sämtliche Einzelheiten der Transaktionen seien mit Berthold Albrecht abgestimmt gewesen. Dass zwischen den seinerzeit vereinbarten Preisen und dem tatsächlichen Wert der Stücke eine Diskrepanz liegen könnte, ist bei einer Wertschätzung aufgefallen, die die Witwe Albrecht nach dem Tod ihres Mannes zwecks Bestimmung der Erbschaftssteuer machen ließ.

Kenner der Szene bezweifeln das allerdings. Ein objektiver Wert von Kunstwerken sei schwer zu beziffern, als sicher gilt, dass viele der verkauften Exponate (sowohl Kunst wie Autos) inzwischen ein Vielfaches an Wert haben, verglichen mit dem Zeitpunkt des Verkaufs.

Umso mehr ist das Motiv unklar, das die Aldi-Erbin die Anzeige erstatten ließ - zumal sie nicht versuchte, vorher auf zivilrechtlichem Weg den von ihr behaupteten überhöhten Preis für die Werke zurückzufordern.

Der Beschuldigte selbst bekommt vom Aufsehen, das sein Fall erregte, nichts mit - Achenbach hat nur über seinen Anwalt Kontakt nach draußen. Allerdings machte er eine neue Bekanntschaft: Neben ihm in der Zelle saß der Revier-Disco-König Michael Nehring, gegen den ein Verfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und des Betruges läuft. Die beiden verbrachten ihre Freigänge gemeinsam - und waren sich einig darin, dass das Essen im Knast wirklich verbesserungswürdig ist.

(RP)
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