Düsseldorfer Kunstberater Achenbach in U-Haft "Rein persönliche Motive" - Familie weist Vorwürfe zurück
Düsseldorf · Der Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach (62) sitzt seit Pfingsten in Untersuchungshaft in der JVA Düsseldorf. Ihm wird Betrug in Zusammenhang mit dem Verkauf von Kunstwerken an ein Mitglied der Familie Albrecht (Aldi) vorgeworfen. Die Anzeige hat Babette Albrecht gestellt.
Der Düsseldorfer Kunsthändler Helge Achenbach arbeitet seit Jahren mit Teilen der Familie Albrecht zusammen und baute für sie eine Kunstsammlung auf. Jetzt hat ihn ein Mitglied dieser Familie wegen Betrugs verklagt. Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Brasilien, wo Achenbach das Quartier der deutschen WM-Mannschaft mit Kunstwerken ausgestattet hatte, wurde der Kunstberater in Düsseldorf verhaftet und sitzt seit dem 11. Juni in U-Haft.
Der Vorwurf: Er habe bei Geschäften mit Mitgliedern der Aldi-Familie einen Betrug begangen. Der Haftbefehl gegen Achenbach wurde von der Staatsanwaltschaft Essen beantragt. Laut Amtsgericht Essen bestehe Fluchtgefahr.
Wie der Betrug genau ausgesehen haben soll, wird nur vage umschrieben: Achenbach habe die Konditionen des Geschäfts nicht sauber kommuniziert. Gemeint ist: Den Preis, den er für die Werke — auch von Oldtimern ist die Rede — von den Kunden kassiert hat, hat er auf der anderen Seite, also bei den Künstlern, nicht bezahlt.
Familie Achenbach gibt Erklärung ab
Die Familie Achenbachs bestreitet das. Ehefrau Dorothee Achenbach hat am Mittwochmorgen gemeinsam mit den Rechtsanwälten ihres Mannes eine Erklärung abgegeben. Die Stellungnahme im Wortlaut:
"Mitte April dieses Jahres ist von Frau Babette Albrecht, der Witwe des im November 2012 verstorben Herrn Berthold Albrecht, Strafanzeige gegen Herrn Helge Achenbach erstattet worden. Darin wird die Behauptung erhoben, Herr Achenbach habe bei dem Verkauf von Kunstwerken und Oldtimern an Herrn Berthold Albrecht verdeckte Preisaufschläge vorgenommen, die nicht mit Herrn Albrecht vereinbart gewesen seien.
Die zuständige Staatsanwaltschaft hat, maßgeblich gestützt auf diese Behauptungen von Frau Babette Albrecht, Durchsuchungs-Maßnahmen durchgeführt und Herrn Achenbach in Untersuchungshaft nehmen lassen. Herrn Achenbach wurde vor diesen Maßnahmen keine Möglichkeit gegeben, sich sachgerecht zu den von Frau Babette Albrecht erhobenen Vorwürfen äußern zu können.
Die von Frau Babette Albrecht erhobenen Behauptungen beruhen offenbar auf rein persönlichen Motiven. Es ist hinlänglich bekannt, dass Herrn Achenbach und Herrn Berthold Albrecht bis zu dessen Tode eine engere freundschaftliche Beziehung verband. Herr Achenbach ist zuversichtlich, dass sich bei derweiteren Sachaufklärung herausstellen wird, dass die von Frau Babette Albrecht erhobenen Vorwürfe unberechtigt sind und Herr Achenbach Herrn Berthold Albrecht keinerlei Schaden zugefügt hat.
Alle Kunstobjekte und Oldtimer, die Herr Berthold Abrecht erworben hat, haben schon zu dessen Lebzeiten erhebliche Wertsteigerungen erfahren. Ihr heutiger Wert liegt um ein Vielfaches über den seinerzeit von Herrn Berthold Albrecht gezahlten Kaufpreisen."
Enge Verbindung zu Albrecht
Tatsächlich war die Verbindung zwischen Achenbach und Berthold Albrecht sehr eng — es gab häufig private Kontakte, das Ehepaar Albrecht war bei vielen gesellschaftlichen Anlässen (u.a. in Achenbachs Restaurant Monkey's) zu Gast. Zudem hat Achenbach dem schwer kranken und inzwischen verstorbenen Albrecht seinerzeit auch zu helfen versucht und seine internationalen Kontakte zu Ärzten genutzt.
Gegenstand des Rechtsstreits waren nicht nur Kunstwerke, die Achenbach durch seine Kontakte in die Kunst-Szene weltweit beschaffte, sondern offenbar auch Oldtimer. Achenbach war im Laufe der Jahre teilweise eher zufällig an diese Stücke gekommen, hatte sie auch als Tausch gegen Kunst akzeptiert. So ist er beispielsweise im Besitz des Rolls Royce, der seinerzeit Joseph Beuys gehörte und von ihm sogar signiert wurde. Auch ein Adenauer-Mercedes gehört zu der Sammlung.
Gründer der Sammlung Rheingold
Achenbach ist in Düsseldorf bekannt als Kunstberater, Gastronom und Ex-Präsident von Fortuna. Er ist seit rund 40 Jahren im Kunstbetrieb aktiv. Mitte der 70er-Jahre wurde der studierte Sozialpädagoge Kunstberater, ein Beruf, den es damals in Europa so noch nicht gab. Er ist Gründer und Geschäftsführer der Achenbach Art Consulting. Achenbach ist zudem am Aufbau der so genannten Sammlung Rheingold beteiligt. Dazu gehören prominente Sammler und Geldgeber, die mit Hilfe der Kontakte des Kunst-Experten bereits eine Fülle von Werken zusammengetragen und auch ausgestellt haben.
Der 62-Jährige war der Erfinder und Betreiber von Monkey's Island im Hafen, eröffnete danach das Restaurant Monkey's am Graf-Adolf-Platz, und war für mehrere Jahre Fortuna-Präsident. Er hat engste Drähte zu Künstlern wie Andreas Gursky, Gerhard Richter und Markus Lüpertz oder Neo Rauch, Tony Cragg. Bei der Heirat des inzwischen verstorbenen Künstlers Jörg Immendorff war Achenbach Trauzeuge, inzwischen streitet er sich mit dessen Witwe vor Gericht um von ihm verkaufte Immendorff-Werke.
Helge Achenbach engagiert sich auch ehrenamtlich und gründete eine eigene Stiftung zugunsten von Kunst und Kindern.