Analyse Schwerer Start für Uniklinik-Chef

Düsseldorf · Der neue Ärztliche Direktor der Uniklinik, der heute seinen Dienst antritt, übernimmt die Klinik in einer schwierigen Situation. Die Uniklinik aus den roten Zahlen herauszuführen, ist nur eine seiner Herausforderungen.

 Klaus Höffken (r.), hier mit dem früheren thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus, übernimmt eine Uniklinik, die tief in den roten Zahlen steckt.

Klaus Höffken (r.), hier mit dem früheren thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus, übernimmt eine Uniklinik, die tief in den roten Zahlen steckt.

Foto: dpa

Mit seinen 67 Jahren könnte sich Klaus Höffken zur Ruhe setzen. Doch der Krebsspezialist, der bis vor kurzem die Uniklinik Jena als Medizinischer Vorstand leitete, nimmt sich lieber ein Mammutprojekt vor: Ab heute leitet er die Düsseldorfer Uniklinik und übernimmt damit die schwierige Aufgabe, die Klinik wieder auf Kurs zu bringen. Der Posten war seit vergangenem Herbst nur kommissarisch besetzt. Damals hatte man sich nach Bekanntwerden der Anklage wegen des Untreue-Verdachts vom damaligen Chef Wolfgang Raab getrennt.

Eine der größten Herausforderungen Höffkens wird es sein, die Uniklinik in die schwarzen Zahlen zu führen. Ein schwieriges Unterfangen, denn sie steckt mit 13,27 Millionen Euro (2013) tief in den roten Zahlen. So hat die Klinik mit strukturellen Problemen der Krankenhausfinanzierung zu kämpfen: In den Unikliniken werden komplizierte und langwierige Krankheitsfälle behandelt, die Kosten sind durch die Fallkostenpauschalen der Krankenkassen bei weitem nicht gedeckt.

Doch einige Gründe für die wirtschaftliche Schieflage sind hausgemacht: So trieb der Klinikneubau "Zentrum für Operative Medizin II" (ZOM II), der erst jetzt und damit mit mehreren Jahren Verspätung in Betrieb ging, die Klinik weiter in die roten Zahlen. Alleine für Reinigung, Heizung und technische Wartungsarbeiten fielen jedes Jahr zwei Millionen Euro an.

Ohne drastische Einsparungen und Umstrukturierungen wird die Uniklinik es nicht in die Gewinnzone schaffen. Dabei wird Klaus Höffken wirtschaftliches und diplomatisches Geschick beweisen müssen. Denn gerade in einem so sensiblen Bereich wie der Krankenversorgung ist der Rückhalt der Mitarbeiter wichtig, damit die Einsparungen nicht auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden. Vielleicht bringt Höffken bewährte Ideen aus Jena mit: Die dortige Uniklinik verließ er mit einem Plus von gut zwei Millionen Euro (2012 waren es knapp 1,6 Millionen gewesen) und bei seiner Verabschiedung nannte man ihn einen "Glücksfall" für die Uniklinik.

Eine Brücke bauen sollte Höffken auch zu den Medizin-Studenten: Denn sie bewerteten die Studienbedingungen als schlecht, sind zum Beispiel mit der Betreuung durch Lehrende unzufrieden. Da die Ausbildung eine Kernaufgabe der Unikliniken ist, gehört die Verbesserung der Studienbedingungen auf die Liste der Prioritäten.

Dorthin gehört auch das Stichwort "Vertrauen wiederaufbauen": Nach Negativ-Schlagzeilen - Anklage gegen den Ex-Klinik-Chef wegen des Verdachts der Untreue, Untersuchungen gegen den Ex-Chef der Kardiologie wegen des Verdachts des wissenschaftlichen Fehlverhaltens bei Stammzellenversuchen, Kritik durch den Landesrechnungshof für die Kostenexplosion beim "ZOM II" von 100 auf 180 Millionen Euro - wird das sicher eine Mammutaufgabe sein.

(semi)
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