Telefonat mit Amtskollegin Düsseldorfs Oberbürgermeister „besorgt“ über Vorkommnisse in Partnerstadt Chemnitz

Düsseldorf · Oberbürgermeister Thomas Geisel hat sich zu den Vorkommnissen in Düsseldorfs Partnerstadt Chemnitz geäußert. Er blicke besorgt auf die ausländerfeindliche Hetze und die Ausschreitungen. Die Stadtgesellschaft rief er auf, sich zu demokratischen Grundwerten zu bekennen.

Chemnitz: Neue Ausschreitungen - mehrere Menschen werden verletzt
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Verletzte bei neuen Ausschreitungen in Chemnitz

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Foto: dpa/Jan Woitas

Mit großer Besorgnis beobachtet Oberbürgermeister Thomas Geisel die Vorgänge in der Partnerstadt Chemnitz.

In einem Telefonat mit seiner Chemnitzer Amtskollegin Barbara Ludwig habe er ihr versichert, dass die Landeshauptstadt im Kampf gegen rassistische und ausländerfeindliche Hetze und Ausschreitungen an ihrer Seite stehe. Zugleich appellierte er an die Chemnitzer Stadtgesellschaft, sich eindeutig zu demokratischen Grundwerten zu bekennen und Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus eine Absage zu erteilen.

"Ich bin zutiefst besorgt, dass diese Bilder und Nachrichten das Ansehen unserer Partnerstadt beschädigen, die ich selbst ganz anders erlebt habe“, heißt es in einem Statement aus dem Rathaus. „Umso wichtiger ist es, dass sich die demokratischen Kräfte zu Wort melden und ein klares Signal aussenden.“

 In Chemnitz war es am Montagabend den zweiten Tag in Folge zu Ausschreitungen gekommen, bei denen nach Polizeiangaben 20 Menschen verletzt wurden. Linke und rechte Demonstranten hatten sich gegenüber gestanden. Bereits am Sonntag waren rechte Demonstranten durch die Stadt gezogen, von denen einige ausländische Passanten attackierten. Auslöser war der Tod eines 35-Jährigen in der Nacht zu Sonntag gewesen.

Auch andere Düsseldorfer, die die Freundschaft mit Chemnitz pflegen, sind erschüttert: Karl Heinz Men reiste vor mehr als 50 Jahren nach Chemnitz, trifft noch immer Bekannte. „Sie sind zutiefst betroffen und verstehen ihre eigene Welt nicht mehr“, sagt der 71-Jährige. Ihm persönlich sei Ausländerfeindlichkeit bei seinen Besuchen in der Partnerstadt nicht begegnet.

In Düsseldorf hatte es bereits am Montag Demonstrationen als Reaktion auf die Geschehnisse in Chemnitz gegeben. Die Proteste von 150 Rechten und 250 Gegendemonstranten vor dem Landtag blieben laut Polizei jedoch weitgehend ruhig. Ein Polizeisprecherin sagte, es habe fünf Anzeigen wegen Körperverletzung gegeben. Das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ hatte während der Demonstration ein Foto auf Facebook gepostet, auf dem ein Teilnehmer der rechten Kundgebung beim Zeigen des Hitlergrußes zu sehen sein soll. Laut Polizei liegt dazu noch keine Anzeige vor.

(csr/hpaw/lai/jms)
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