Projekt, um Grundschüler zu Mediatoren auszubilden Kinder lernen spielend streiten

Benrath · Schon in der Grundschule kommt es zu Streit und Konflikten. Barbara Wewerinke-Reinermann und Jutta Lierenfeld, die sich vom Annette-Gymnasium kennen, möchten mit einem Mediationsprojekt Kindern Lösungsstrategien zeigen.

 Jutta Lierenfeld (l.) und Barbara Wewerinke-Reinermann möchten mit ihrem Mediationsprogramm viele Grundschulen erreichen.

Jutta Lierenfeld (l.) und Barbara Wewerinke-Reinermann möchten mit ihrem Mediationsprogramm viele Grundschulen erreichen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Der Alltag von Schulkindern hat sich in der Corona-Pandemie stark verändert. Ob Klassengemeinschaft, Sportverein oder Spielgruppen, Orte, an denen das Erlernen von sozialem Verhalten trainiert und abgeschaut wird, waren in den vergangenen zwei Jahren deutlich rarer. Mit einem neuen Konzept für Grundschulen gehen nun Jutta Lierenfeld und Barbara Wewerinke-Reinermann an den Start.

Dabei geht es um das „Einmaleins der Mediation“ in der Grundschule. „Wir haben ein Konzept entwickelt, um bereits Kindern das Streiten mit einer Lösungsstrategie nahezubringen“, sagt Jutta Lierenfeld, die Gymnastik- und Yogalehrerin mit langjähriger Unterrichtserfahrung ist. „Zurzeit klagen viele Lehrerinnen und Lehrer gerade in Grundschulen über Kinder, deren Konfliktfähigkeit gesunken ist, dort setzen wir an“, sagt sie.

Die Vermittlung, sprich Mediation, sollen Schülerinnen und Schüler der dritten Klasse übernehmen. Sie lernen spielerisch, machen eine kleine Ausbildung zum Mediator und hören sich bei Konflikten und Streit die unterschiedlichen Positionen an.

Erfahrungen im Bereich der Streitschlichtung bringt das Duo aus der gemeinsamen Arbeit an der weiterführenden Schule mit. Die Initiatorinnen Barbara Wewerinke-Reinermann und Jutta Lierenfeld lernten sich 2010 durch ihre gemeinsame Leitung des Ganztags des Annette-Gymnasiums kennen. 2014 las Wewerinke-Reinermann, die im Bereich Familien- und Systemaufstellung tätig ist, von einem Projekt, das von der Arag-Versicherung finanziert wurde. Diese hatte sich zum Ziel gesetzt, Kompetenzen im Bereich „Konfliktmanagement an Schulen“ zu vermitteln.

Während einer 80-stündigen Fortbildung wurden Lehrer, Schulsozialarbeiter und interessierte Eltern aus ganz NRW zu zertifizierten Schulmediatoren qualifiziert. Drei Jahre lang schulten Barbara Wewerinke-Reinermann und Jutta Lierenfeld mit einer Lehrerin aus dem Kollegium interessierte Schülerinnen und Schüler zu Mediatoren und begleiteten sie bei ihrer Tätigkeit.

Mit dem Beginn von Corona war dieses Projekt erst einmal auf Eis gelegt. 2020 beendeten die Initiatorinnen ihre Tätigkeit am Ganztag am Benrather Gymnasiums. Jetzt möchten sie ihre neue Idee umsetzen und in Grundschulen das Rüstzeug für eine Konfliktlösung vermitteln. Barbara Wewerinke-Reinermann: „Man kann nicht früh genug damit anfangen“, sagt sie. Etablieren möchten sie ihr Konzept im Bereich des Ganztags, etwa in einer AG. „Das kann ein fester Nachmittag in der Woche sein, wo wir das über ein Schuljahr mit den Kindern erarbeiten“, sagen sie. Auch die Zusammenarbeit mit den Schulsozialpädagogen stellen sich beide vor.

Das bewährte Konzept der Ausbildung gestalteten sie so um, dass die Schüler im dritten Schuljahr auf spielerische und dennoch handlungsorientierte Art zu Schulmediatoren ausgebildet werden. Die Kinder lernen, wie und warum Konflikte entstehen und wie sie die Konfliktparteien bei einer eigenständigen Lösung unterstützen können. „Sie sollen versuchen, das selber zu lösen. Uns ist wichtig, die Bedürfnisse und Gefühle des Gegenübers einfach mal kennenzulernen“, sagt Barbara Wewerinke-Reinermann.

Dazu dient ein strukturiertes Mediationsverfahren. „Wir haben versucht, das mit spielerischen Ansätzen und Bewegungsansätzen für Dritt- und Viertklässler verständlich und transparent zu machen, so dass sie dann das Einmaleins der Mediation lernen“, beschreibt das Duo sein Konzept, das gerne ausgeweitet werden soll.

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