Interview mit vier Generationen „Für mich ist die Mama nur die Mama“

Düsseldorf · Drei Mal alles Liebe zum Muttertag: Wir haben mit Urgroßmutter Anneliese Beelitz, Großmutter Renate, Mutter Michaela und Tochter Lara Körber aus Düsseldorf über ihr gemeinsames Familienglück gesprochen.

Urgroßmutter, Großmutter, Mutter und Tochter (von links): vier Generationen auf einem Sofa.

Urgroßmutter, Großmutter, Mutter und Tochter (von links): vier Generationen auf einem Sofa.

Foto: Anne Orthen (ort)

Drei Mütter und vier Töchter auf einem Sofa: Kurz vor dem Muttertag treffen wir Anneliese Beelitz (93) in ihrer Wohnung in Bilk. Beelitz’ Tochter Renate Körber (68), pensionierte Einzelhandelskauffrau, ist gekommen, ebenso Enkelin Michaela (33, Erzieherin). Mitgebracht hat sie ihre Töchter Lara Fiona (12) und Pia (6). Während des Interviews sitzt Pia auf Opas Schoß und lässt sich einen Apfel schneiden.

Frau Beelitz, hier mit drei Tochtergenerationen zu sitzen – das ist doch ein schönes Gefühl, oder?

Anneliese Beelitz Ist es. Ich bin auch stolz.

Wie erinnern Sie sich an die Zeit, als Sie Mutter geworden sind?

Anneliese Beelitz Das war die Nachkriegszeit. Wir haben sehr beengt gewohnt, auf der Lothringer Straße. Es war ja alles kaputt. Eine richtige Wohnung bekamen wir erst 1955.

Was für eine Erstausstattung hatten Sie?

Anneliese Beelitz Oh, ich habe viel selbst gemacht, alles Handarbeit. Das hat mir Spaß gemacht. Renate hatte so viele schöne Sachen! Ich habe einen Stubenwagen mit Stoff ausgeschlagen. Schön mit Volants. Das war damals einmalig!

Wie erinnern Sie sich an Ihre eigene Mutter?

Anneliese Beelitz Ich war das sechste Kind, vorher hatte meine Mutter nur Jungs. Sie hat mich immer sehr schick gemacht. „Jetzt  bleib wenigstens eine Stunde sauber“, hat sie gesagt. Das war aber nicht möglich! Wo die Jungs hin sind, bin ich mit. Meine Mutter hat immer gesagt: „Wenn du so weitermachst, wirst du nie eine richtige Hausfrau!“

Frau Körber, was ist Ihre früheste Erinnerung an Ihre Mutter?

Renate Körber Das war die Zeit, als ich mit drei Jahren in den Kindergarten gekommen bin. Vorher war ich mit meiner Mutter alleine zu Hause. Ich war dann zwar gern im Kindergarten, aber da zu schlafen war nicht meine Sache. Meine Mutter musste mich immer mittags abholen.

Frau Beelitz, wie war Renate als kleines Mädchen?

Anneliese Beelitz Süß. Ich konnte nie klagen. Sie hat natürlich auch versucht, ihren Willen durchzusetzen – aber das tun alle Kinder.

Wie haben Sie den Muttertag gefeiert, als Sie ein Kind waren?

Renate Körber Ich bin früh aufgestanden, habe Kaffee gekocht, den Tisch gedeckt und so.

Anneliese Beelitz Sie hat auch immer ein Geschenk gehabt. Ich hatte fast frei am Muttertag – bis aufs Kochen, dabei hat sie dann aber auch geholfen.

Hat Ihre Mutter auch zu Ihnen gesagt: „Aus dir wird keine gute Hausfrau, wenn du so weitermachst“, Frau Körber?

Renate Körber Gesagt hast du das nie zu mir, glaube ich.

Anneliese Beelitz Nein!

Wie war das, als Sie wussten, dass Sie ein Kind bekommen?

Renate Körber Das war überhaupt nicht geplant! Es ist wohl im Urlaub passiert. Im Oktober bin ich zu meinem Chef bei Horten gegangen und habe gesagt: „Ich muss mal zum Arzt, ich glaube, ich bin in Umständen.“ Da ist dem nur die Flöpp nach unten gegangen.

Wussten Sie, dass es ein Mädchen wird?

Renate Körber Nein. Wenn ich beim Ultraschall war, drehte sich meine Tochter immer weg.

Hatten Sie einen Wunsch?

Renate Körber Hauptsache gesund. Als ich nach dem Kaiserschnitt wach wurde, sagte ich zu meinem Mann: „Was ist es denn?“ Und er: „Ein Mädchen.“ Und ich habe nur auf Platt wiederholt: „E Meedschen.“

Was war Michaela für ein Kind?

Renate Körber Lieb. Pflegeleicht. Hat früh durchgeschlafen. Sehr früh selbstständig. Sie hat nicht viel rumgeknatscht.

Und wie war das später?

Michaela Körber Naja – immer einer Meinung waren wir nicht. Ich habe mir ausgesucht, zu wem ich gehe: wenn’s um Geld geht, zu Mama – wenn’s ums Ausgehen geht, zu Papa.

Wann sind Sie Mutter geworden?

Michaela Körber Mit 21.

Geplant?

Michaela Körber Nein. Ich war gerade am Anfang der Ausbildung – das war erst mal ein Schock.

Hat Ihre Mutter Ihnen geholfen?

Michaela Körber Ja!

Renate Körber Lara ist im Februar geboren, meine Tochter im September wieder arbeiten gegangen. Ich hatte Lara dann fast drei Jahre, bis sie in den Kindergarten kam.

Also bist du ein richtiges Oma-Kind, Lara?

Lara Körber Ja! Ich kann mich noch dran erinnern, dass ich immer bei der Oma geschlafen habe.

Frau Beelitz, was haben Sie gedacht, als Sie gehört haben, dass Sie Urgroßmutter werden?

Anneliese Beelitz Das war schön. Wir haben uns beide riesig gefreut. Ein Mädchen! Wir stehen beide auf Mädchen.

Es ist ja auch ein Glücksfall, dass Sie alle in der gleichen Stadt wohnen und sich umeinander kümmern können.

Michaela Körber Ja, sonst wäre das alles auch gar nicht möglich gewesen. Ich war ja am Anfang alleinerziehend, berufstätig und habe auf der Abendschule die Ausbildung nachgeholt.

Was ist Ihnen wichtig beim Muttersein?

Michaela Körber Dass die Beziehung immer gut bleibt – auch wenn man mal böse aufeinander ist. Dass man gute Freunde bleibt.

Lara, siehst du das auch so?

Lara Körber Für mich ist die Mama nur die Mama. Freunde sind noch mal was anderes. Aber ich kenne sie von Anfang an und sie ist ein großer Teil meines Lebens. Ich kann mit ihr über alles reden und lachen.

Wie feiern Sie den Muttertag?

 Anneliese Beelitz mit Urenkelin Lara Fiona Körber im Jahr 2008

Anneliese Beelitz mit Urenkelin Lara Fiona Körber im Jahr 2008

Foto: Körber
 Drei Generationen: Renate Körber (links) mit Tochter Michaela und Mutter Anneliese Beelitz, Ende der 80er Jahre.

Drei Generationen: Renate Körber (links) mit Tochter Michaela und Mutter Anneliese Beelitz, Ende der 80er Jahre.

Foto: Körber

Michaela Körber Leider können wir dieses Jahr nicht gemeinsam feiern wie sonst immer. Normalerweise gehen wir aber immer zusammen essen.

Renate Körber Aber mein Mann und ich, wir kommen her und besuchen meine Eltern.

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