Vor 83 Jahren Düsseldorf erinnert an die Opfer des Novemberpogroms

Düsseldorf · Vor 83 Jahren brannte auch in Düsseldorf die Synagoge. Die Stadt gedachte den Opfern am Dienstag unter anderem mit einer Veranstaltung in der Tonhalle. Dabei ging es auch um den wieder erstarkenden Antisemitismus.

 Francis W. Hoeber (l.), Sohn des Augenzeugen Johannes Hoeber, mit Oded Horowitz von der Jüdischen Gemeinde in der Tonhalle.

Francis W. Hoeber (l.), Sohn des Augenzeugen Johannes Hoeber, mit Oded Horowitz von der Jüdischen Gemeinde in der Tonhalle.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Gegen das Vergessen und für ein aktives Handeln – diese Botschaft stand am Dienstag über den Veranstaltungen, mit denen Stadt und Bürgerschaft an die Nacht erinnerten, die das Leben der Düsseldorfer Juden grundlegend veränderte. Mehr als 450 Wohnungen und Geschäftsräume waren vor 83 Jahren überfallen worden. Mindestens 70 Frauen und Männer wurden verletzt, 13 Menschen starben während oder an den Folgen des Pogroms.

Dass diese Nacht nicht vorüber ist, sondern mit bedrückender Kraft in unsere Gegenwart reicht, machten unter anderem Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU), der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Oded Horowitz, und Landtagsvizepräsidentin Carina Gödecke (SPD) am Abend in der Tonhalle deutlich. Keller sprach mit Blick auf die Gegenwart von einem bitteren Jahr für das Zusammenleben von Juden und Nicht-Juden. Der zunehmende Antisemitismus ernüchtere und schockiere ihn. „Wir müssen im eigenen Milieu, im eigenen Freundeskreis und in der eigenen digitalen Blase unsere Stimme erheben.“

Horowitz betonte, dass die Angst längst wieder zum jüdischen Alltag gehört. „Jüdische Menschen können nicht mehr sicher leben, wenn sie sich zu erkennen geben. Ist das die Zukunft für unsere Kinder und Enkel?“, fragte er. Dass die ersten Juden bereits auf gepackten Koffern säßen, sei mehr als besorgniserregend. Es reiche nicht, einmal im Jahr die Stolpersteine zu putzen. Nötig sei, dass alle Bürger sich im Alltag bekennen. Leider habe die Zivilcourage nicht den Stellenwert, den sie benötige.

Zuvor hatte ein Quartett der Düsseldorfer Symphoniker das Stück „Flügel schwebend“ von Bojan Vuletic aufgeführt. Es thematisiert das Verstummen von Musik in den jüdischen Haushalten im November 1938.

Am Vormittag hatte Keller auf Einladung der Jüdischen Gemeinde mit Landesrepräsentanten Kränze am Standort der niedergebrannten Synagoge an der Kasernenstraße niedergelegt. Der Kantor der Jüdischen Gemeinde, Aaron Malinsky, sang dazu das Trauergebet „El male rachamin“.

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