Coronavirus in Düsseldorf 1400 Mitarbeiter müssen zu Hause bleiben

Düsseldorf · Düsseldorf hat den ersten Corona-Fall – ein Mitarbeiter einer Unternehmensberatung. Zudem ist die Messe Metav abgesagt worden. Am Landgericht versuchte ein Mann, das Virus als Ausrede zu nutzen.

 Ein Mitarbeiter des Beratungsunternehmens Ernst & Young am Graf-Adolf-Platz wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Die Kollegen aus dem Hochhaus sollen erstmal zu Hause arbeiten.

Ein Mitarbeiter des Beratungsunternehmens Ernst & Young am Graf-Adolf-Platz wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Die Kollegen aus dem Hochhaus sollen erstmal zu Hause arbeiten.

Foto: Uwe-Jens Ruhnau

Düsseldorf hat mit einem erkrankten Mitarbeiter des Beratungsunternehmens Ernst & Young (E&Y) den ersten Corona-Fall. Die Messe Metav ist abgesagt worden. Oberbürgermeister Thomas Geisel meint, dass es nach jetzigem Stand nicht erforderlich ist, Großveranstaltungen abzusagen oder Kindergärten und Schulen zu schließen.

Erster Fall Das Coronavirus hat die Landeshauptstadt erreicht. Ein Mitarbeiter aus dem Düsseldorfer Büro von Ernst & Young im Hochhaus GAP 15 wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Er hat Beziehungen in den Kreis Heinsberg. Der Mitarbeiter habe nach derzeitigen Erkenntnissen keinen Mandantenkontakt gehabt, sagte eine Sprecherin. Rund 1400 Kollegen, die im 24 Stockwerke zählenden Hochhaus am Graf-Adolf-Platz arbeiten, sollen zunächst einmal zu Hause bleiben.

Am GAP 15 wurden die Jalousien im Erdgeschoss am Freitagvormittag blickdicht verschlossen. Die Mitarbeiter am Info-Counter wurden angewiesen, keine Auskünfte zum Fall des erkrankten Mitarbeiters von Ernst & Young zu geben. Mitarbeiter der übrigen Firmen, die im Hochhaus arbeiten, reagierten gelassen auf den Corona-Fall und machen sich keine besonderen Sorgen.

Uniklinik Der Zustand des 47-Jährigen aus dem Kreis Heinsberg, der in der Uniklinik behandelt wird, hat sich am Freitag etwas stabilisiert, bleibt aber kritisch. Der Mann leidet unter einer schweren Lungenentzündung. Auch die Ehefrau ist erkrankt, sie hat ebenfalls eine Lungenentzündung. Ihr Zustand ist stabil. Eine weitere infizierte junge Frau ist zwar in Düsseldorf gemeldet, hält sich sich aber bei ihrem ebenfalls erkrankten Freund in Heinsberg auf. Sie hatte seit dem 19. Februar keine Kontakte mehr nach Düsseldorf und befindet sich in Heinsberg in häuslicher Quarantäne.

Diagnosezentrum Die Stadt Düsseldorf will möglichst noch am Wochenende  eine zentrale Diagnosestelle einrichten und verhandelt darüber mit der Kassenärztlichen Vereinigung. Dort könnten alle Bürger einen Abstrich machen lassen. Hintergrund: Uniklinik und Praxen sind durch den Andrang der Bürger, die einen Test durchführen wollen, am Rande der Überlastung. Oberbürgermeister Geisel erwartet von der Kassenärztlichen Vereinigung, dass diese das notwendige Personal stellt.

Schulen Von den Düsseldorfer Schulen sind bislang keine Probleme wegen des Coronavirus gemeldet worden – beispielsweise abgesagte Klassenfahrten. Das sagte die Vorstandsvorsitzende der Elternschaft Düsseldorfer Schulen (EDS), Andrea Lausberg-Reichardt, und auch die Stadtspitze hat keine anderslautenden Informationen.

An der Werner-von-Siemens-Realschule ist die Lage entspannt. Thomas Bauerle aus dem Schulleitungsteam fühlt sich gut informiert von Stadt und Bezirksregierung. „Wir müssen derzeit keine Maßnahmen ergreifen“, so Bauerle. Außer die Schüler ein bisschen mehr als sonst ans Händewaschen erinnern. Feste werden an der Düsseltaler Realschule – zumindest im Augenblick – keine abgesagt, Klassenfahrten auch nicht. Für September ist eine Fahrt nach Italien geplant, „im Moment spricht noch nichts dagegen, sie auch zu machen“, sagt Thomas Bauerle, der auf das Krisenmanagement der Regierung vertraut.

Internationale Schulen Die Internationale Schule in Neuss, auf die auch viele Düsseldorfer Kinder gehen, bringt zwei Wärmekameras in ihrem Eingangsbereich an, mittels derer Schüler, Eltern und Lehrer mit erhöhter Temperatur erkannt werden sollen. Sollte eine erhöhte Temperatur festgestellt werden, müssen betroffene Personen sofort die Schulkrankenschwester aufsuchen. Das hat die Schule den Eltern mitgeteilt. Zudem werden alle Türgriffe und Geländer im Schulgebäude regelmäßig desinfiziert. Alle Elternsprechtage werden über Skype abgehalten und alle Klassenfahrten/Ausflüge bis Ende April abgesagt. Auch das Frühlingsfest am 25. April ist gestrichen.

Die Internationalen Schulen in Neuss und Düsseldorf haben jetzt Winterferien. Die Schulleitungen bitten die Eltern, Gebiete, in denen das Virus bestätigt wurde, als Reiseziel nach Möglichkeit zu vermeiden. Bei bereits geplanten Reisen in diese Gebiete werden Eltern und Kinder gebeten, im Anschluss während der zweiwöchigen Inkubationszeit der Schule fernzubleiben. „Wir informieren unsere Eltern kontinuierlich weiter“, sagt Frank Tschan, der Direktor der Düsseldorfer Schule.

Messe Die Metallbearbeitungsmesse Metav, die vom 10. bis 13. März in Düsseldorf stattfinden sollte, wird verschoben. Beim Veranstalter VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) heißt es, mit der hohen Zahl an Infizierten in Italien und der Verbreitung in Nordrhein-Westfalen sei die Verunsicherung bei den Ausstellern stark gestiegen. Etliche große Aussteller hätten daher ihre Teilnahme abgesagt. Die Metav ist eine Gastveranstaltung auf dem Messe-Gelände und keine eigene Veranstaltung des Unternehmens Messe Düsseldorf.

Auch dort wird aber über die als nächstes anstehenden Veranstaltungen nachgedacht. Man wolle die Lage für verschiedene Messen neu bewerten, hieß es. Das betrifft unter anderem die Beauty und Top Hair, die große Wein- und Spirituosenmesse ProWein und das Messe-Duo Wire & Tube. „Die Sicherheit unserer Kunden, Partner, Mitarbeiter und Nachbarn steht bei uns an erster Stelle“, sagt Messe-Chef Werner M. Dornscheidt. Man stehe in direktem Kontakt mit den zuständigen Gesundheitsbehörden und vertraue auf deren Empfehlung.

Gerichtsfall Ein Betrüger (30) sollte sich am Freitag beim Landgericht verantworten. Gegen ein Urteil über 1200 Euro Strafe hatte er Berufung eingelegt, war zum Prozess jedoch nicht erschienen: Er könne nicht kommen, weil er als Corona-Infizierter unter Quarantäne seine Wohnung nicht verlassen dürfe, teilte er mit. Das wollte der Staatsanwalt genau wissen, fragte beim Gesundheitsamt nach – und erfuhr dort, dass auch das nur gelogen war. Wie einst, als sich der Auslieferungsfahrer eines Essens-Service bei einer Rentnerin als Medizinstudent ausgegeben hatte, der ihr gerne helfen würde, aber sein Studium nicht zu Ende finanzieren könne. Damit prellte er die Seniorin um 3500 Euro, wurde dafür zur Geldstrafe verurteilt. Weil jetzt sein Corona-Schwindel ebenfalls aufflog, wurde seine Berufung verworfen.

Sirenen-Alarm Der eigentlich für den 5. März geplante und angekündigte nächste Probelauf für die Sirenen im Düsseldorfer Stadtgebiet findet nicht statt. Aufgrund der aktuellen Situation in Nordrhein-Westfalen im Zusammenhang mit dem Coronavirus könnte es bei dem Probealarm zu Fehlinterpretationen kommen, sagte die Stadt. Aus diesem Grund wird der geplante Probelauf landesweit ausgesetzt.

Hamsterkäufe Die Menschen in Düsseldorf decken sich mit Desinfektionsmitteln und Lebensmitteln ein. In einem Drogeriemarkt an der Aachener Straße wurden am Freitag Zettel ausgehängt, auf denen mitgeteilt wurde, dass sämtliche Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken ausverkauft seien. In einem Rewe-Supermarkt in Flingern waren die Pasta-Regale leer. Beobachtungen dieser Art gibt es überall im Stadtgebiet. Eine RP-Leserin rief aufgebracht aus Stockum an. Sie sei in drei Aldi-Märkten gewesen. Überall seien Kidneybohnen sowie Tomatendosen ausverkauft gewesen.

Service Die Stadt hat jetzt ein Info-Telefon unter der Nummer 0211899690 geschaltet, um Bürger über den Coronavirus zu informieren. Die Nummer ist an allen Tagen rund um die Uhr erreichbar.

Rheinpegel In einer Sonderfolge unseres Podcasts „Rheinpegel“ sprechen wir mit dem Leiter des Gesundheitsamts über den aktuellen Stand: www.rp-online.de/rheinpegelRheinpegel.

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