Düsseldorf Aus Düsseldorf die Kunstwelt erobern

Düsseldorf · Bildhauerin Heike Walter stellte in Kairo, Toronto und London aus. Ihr nächstes Ziel ist das "Lehmbruck Museum" in Duisburg. Alle ihre Werke entstehen in ihrem Atelier im Salzmannbau in Bilk.

 Heike Walter in ihrem Atelier: Sie steht für eine Düsseldorfer Künstlergeneration, die sich die Stadt erobert hat.

Heike Walter in ihrem Atelier: Sie steht für eine Düsseldorfer Künstlergeneration, die sich die Stadt erobert hat.

Foto: Andreas Bretz

Ihr Wohnatelier im Salzmannbau ist ebenso verwinkelt wie ihre kristallartigen Plastiken. Das Schlafzimmer unter der hohen Decke ist nur über eine Leiter zu erreichen, in einem Körbchen schläft seelenruhig Hund Jimmy, ein Whippetrüde. Seine sehnige, schlanke Rasse hat Heike Walter als Kind zu ihren ersten Kunstwerken inspiriert. Geboren in Düsseldorf als Tochter von zwei Künstlern, lebt die 54-Jährige inmitten hunderter Statuen, Bilder und Zeichnungen. Die Werke der ehemaligen Studentin der Kunstakademie waren schon in der halben Welt zu sehen, einen großen Traum muss sie sich aber noch erfüllen: eine Ausstellung im Duisburger "Lehmbruck Museum".

"Meine Mutter hat schon mit Andy Warhol ausgestellt", sagt Walter. Ihre Eltern kamen in den 1950er Jahren in die boomende Kunst- und Modestadt Düsseldorf. Die lockte schon damals mit günstigen Ateliers, vergleichbar mit denen im Salzmannbau, in dem Walter seit 1994 lebt und arbeitet. Überhaupt gibt es viele Parallelen zwischen dem Leben ihrer Eltern und dem Walters. "Mein Mann ist auch Maler, wir haben immer wieder Ausstellungen zusammen gemacht." Mutter Dorothea weckte in ihr die Liebe zur Keramik, vor kurzem zog die 82-Jährige zu Walter und deren Söhnen Armin und Adrian. "Mein Vater hat mich gedrillt, was Buchführung und das Finanzamt angeht", fasst sie heute den Einfluss von Hans-Albert zusammen.

Schon immer lebte Heike Walter vom Verkauf ihrer Kunst. Gerade erst habe sie für einen vierstelligen Betrag ihr "Schlüsselwerk" verkauft, das gleichzeitig der praktische Teil ihrer Diplomarbeit in Keramik- und Objektdesign der Fachhochschule Krefeld ist. "Verrückterweise verkaufe ich meine Kunst", sagt Walter. Es falle ihr jedes Mal schwer, sich von ihren Werken zu trennen. Ebenso ungern fertigt sie aber Auftragsarbeiten an. Denn: Wenn es etwas gibt, das Walter nicht mag, ist es Anonymität.

"Ich gehöre doch zu meinem Werk dazu", sagt die Künstlerin. Daher sucht sie sich am liebsten kleine Orte für ihre Ausstellungen aus: der Garten einer Villa an der Wasserstraße, private Museen im Westerwald, idealerweise eine Kombination von Innenräumen für Bilder und Außenarealen für die bis zu eineinhalb Meter hohen Plastiken aus Keramik, Bronze und Ton.

Während ihre Werke die Welt bereisen, betätigt sich Walter als Künstlerin in ihrem Stadtteil. In Schüler-AGs bringt sie zweimal in der Woche Kindern ihr Handwerkszeug bei, alle zwei Monate leitet sie einen Töpferkursus in der Bilker Spieloase. Da sie sich meist erst nachts an ihre kreative Arbeit macht, trifft man sie tagsüber bei Spaziergängen mit ihrer Mutter und Jimmy an, oder wenn sie ihre Söhne in der Schule abliefert. "Ich bin mit meinem Leben zufrieden, der Tag hat nur zu wenig Stunden."

Heike Walter kann nicht aus ihrem Leben erzählen, ohne immer wieder zur Kunst zurückzuspringen. Woran sie gearbeitet hat, was sie derzeit plant, was sie lieber anders gemacht hätte. Von ihren unzähligen Ideen zeugen die Stücke, die sich überall in ihrer Wohnung und den Regalen des Ateliers finden. Neben Tieren, darunter in Segmente zerlegte Nashörner, schlafende Hunde und auf dem Rücken liegende Tauben, führt der Gang durch ihr Heiligtum vorbei an großen, bienenkorbartigen Plastiken, in deren Relief man Hufeisen, Ketten und gedrehte Seile erkennt.

Der Besuch einer kristallreichen Höhle auf Teneriffa inspirierte sie zu einer Unzahl an Bronzegüssen, in denen man kantige, ineinander verschränkte Körper erkennt. Interessant für Walter ist an ihnen vor allem das, was man nicht sieht. "Das Pulsieren, diese Knotenpunkte, das inspiriert mich immer wieder neu." Aus den Erfahrungen heraus, die sie beim Bilden ihrer Plastiken sammelt, malt sie Bilder, in denen sich die scharfkantigen oder fließenden Formen ihrer Werke wiederfinden. Walter: "Die Werke überraschen mich immer wieder selbst."

(bur)
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