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Ärger um Datenschutz in Dormagen Kita schwärzt Fotos in Erinnerungsmappen

Hackenbroich · Wegen des Datenschutzes hat die Kita St. Katharina in Dormagen-Hackenbroich Erinnerungsmappen an die Vorschulkinder verteilt, in denen alle anderen Kinder-Gesichter unkenntlich gemacht wurden. Einigen Eltern geht das zu weit.

Die Freude darüber, dass das Kind den nächsten Lebensabschnitt „Schule“ erreicht hat, ist bei einigen Familien in Hackenbroich getrübt. Der Grund: In der Kita St. Katharina Hackenbroich wurden Erinnerungsmappen an die Vorschulkinder verteilt, in denen nur sie selbst auf den Fotos zu erkennen sind. „Alle anderen Gesichter wurden mit blauer Farbe unkenntlich gemacht“, berichtet Alexandra Bochem, dass nur ihr Sohn – neben maskenartigen Geschöpfen – zu sehen ist. „Das hat leider Null Erinnerungswert“, bedauert sie. Denn gerade die Fotos, auf denen die Kinder mit anderen Kindern spielen, seien doch später der Anlass beim Durchblättern, sich an die Freunde aus der Kindheit zu erinnern. Auch die Schnappschüsse von Feiern zu Geburtstag, St. Martin und Nikolaus zeigen keine anderen Gesichter als die ihres Sohnes. Der Rest ist geschwärzt, bzw. mit Balken oder blauen Gesichtern versehen.

Wie ihr geht es vielen Eltern, die sich an die Kindergartenleitung gewandt haben. Auch Pfarrer Peter Stelten von St. Michael Dormagen-Süd, zu der die Kita St. Katharina gehört, erreichten die Klagen. „Es ist sehr schade, dass das zu Unruhe geführt hat“, sagt Pfarrer Stelten, der auf die Datenschutzgrundverordnung verweist, wegen der die Pfarre den „sichereren Weg“ gewählt habe, um Klagen vorzubeugen. „Leider werden einige Vorschriften immer strikter“, sagt er. Dass es als Erinnerung „nicht optimal“ sei, wenn nur das eigene Kind, aber nicht Freunde oder Erzieher auf den Fotos zu sehen sind, sieht Stelten durchaus ebenso.

Zum Thema Datenschutz wird die Pfarre von Edgar Thiel aus dem Kölner Generalvikariat beraten. „Da müssen Experten uns unterstützen, die Vorschriften umzusetzen“, sagte Stelten. Die Diözesandatenschutzbeauftragten der Katholischen Kirche Deutschlands haben im April aufgeführt, dass „entgegen aller Befürchtungen“ nach wie vor möglich sei, bei kirchlichen Veranstaltungen und Ereignissen zu fotografieren, „ohne dass von jedem Einzelnen eine entsprechende Einwilligungserklärung nachzuweisen ist“. Bildaufnahmen seien verboten, „wenn sie nicht auf eine Rechtfertigung gestützt werden können – dies kann entweder eine gesetzliche Grundlage oder eine Einwilligung des Betroffenen in die Verarbeitung“ sein.

„Wir wollen das im nächsten Jahr einheitlicher handhaben“, erklärt Pfarrer Stelten, dass im Moment keine Gruppen-, nur Einzelfotos gemacht würden. Zudem haben nicht alle Kitas der Pfarre in diesem Jahr die Fotos geschwärzt, so sind die Mappen für die Vorschulkinder in der Kita Zur Heiligen Familie in Horrem ohne Balken ausgegeben worden.

Ob durch eine Einverständniserklärung der Eltern nicht doch weiter Gruppenfotos und Szenen aus dem Kita-Alltag rausgegeben werden könnten, will Stelten noch klären. Für die Veröffentlichung der Namen der Kommunionkinder im Pfarrbrief lässt sich die Gemeinde von den Eltern eine solche Erklärung unterschreiben – nur dann werden die Namen veröffentlicht. „So etwas kann ich mir auch für die Fotos vorstellen“, sagt Pfarrer Stelten, der jedoch keine großen Kapazitäten sieht, dass die Mitarbeiter dies einzeln abklären.

Das würden viele Hackenbroicher Eltern befürworten, auch wenn es für die neuen Schulkinder nun zu spät ist. „Das kann man bestimmt organisieren, die meisten Eltern wären bereit, das zu unterschreiben“, gibt Alexandra Bochem ihre Eindrücke aus diesem Vorschulkinder-Jahrgang wider. Als im Frühling ein Fotograf Gruppenfotos gemacht habe, die an Eltern kleinerer Kinder verkauft worden seien, seien die Vorschulkinder-Eltern bereit gewesen, die Freigabe eines Gruppenfotos zu genehmigen. „Leider wurde uns das Vorschulfoto nicht ausgehändigt, auch nicht, nachdem wir Eltern dafür Unterschriften sammeln wollten.“ Für sie sei Datenschutz ebenfalls ein „hohes Gut, das ich gern unterstütze“. Allerdings seien geschwärzte Fotos und das zurückgehaltene Gruppenfoto eindeutig „übers Ziel hinausgeschossen“. Sie wünscht sich eine bessere Lösung für die nächsten Vorschulkinder.

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar unserer Autorin Carina Wernig: „Lösung im Sinne der Familien finden“

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