Projekt zur Digitalisierung in Dormagen 210.000 Euro für eine „Smart Industrial City“

Dormagen · Das „ChemLab“ soll zur „Smart Industrial City“ weiterentwickelt werden: Der Stadtrat billigte mit großer Mehrheit das Vorhaben, dass Currenta und die Verwaltung gemeinsam die Digitalisierung vorantreiben.

 Digitalisierung für Industrie und Verwaltung: Mit „Smart Industrial City“ wollen Currenta und die Stadt Synergien schaffen.

Digitalisierung für Industrie und Verwaltung: Mit „Smart Industrial City“ wollen Currenta und die Stadt Synergien schaffen.

Foto: Zapp2Photo

Durch die inhaltliche Zusammenführung von „Smart City“ und Smart-Industry-Projekten soll in Dormagen die erste „Smart Industrial City“ in Deutschland entstehen. Dafür hat am Donnerstagabend der Stadtrat den Weg frei gemacht. Er billigte mit großer Mehrheit – gegen die drei Stimmen der Zentrumsfraktion – die engere Zusammenarbeit von Currenta und Stadt, um mit Hilfe von innovativen Start-ups Synergien auch bei der Digitalisierung zu schaffen. Dabei soll es auch um die Entwicklung von digitalem Bürgerservice gehen. Das neue Projekt, für das die Stadt Fördergelder beim Bundesinnenministerium beantragen soll, würde den Stadtkonzern rund 210.000 Euro auf zwei Jahre kosten.

Wie von Michael Bison, Geschäftsführer der Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Dormagen (SWD), und Jobst Wierich, Leiter Politik und Bürgerdialog des Chemparks Dormagen, im Rat erläutert, erhoffen sich beide Partner jede Menge neue konkrete Ideen, von denen beide profitieren sollen. „Wir haben viele gute Erfahrungen im ChemLab sammeln und Kooperationsprojekte anstoßen können“, erklärte Bison, der auf einen Workshop mit Mitarbeitern von Currenta und der Stadt mit 67 Ideen für gemeinsame Digitalisierungsprojekte hinweis: „Vom gemeinsamen Einkauf über ein Lkw-Leitsystem und E-Lade-Stationen bis zur City-Infrakstruktur.“ Bison verglich die Aufgabe mit der Wartung eines Kanals: „Wenn wir eine Sensorik einbauen, können wir die Wartung genau zum nötigen Zeitpunkt ausführen. Der Auftrag für die Technik könnte dann von Currenta und uns gemeinsam vergeben werden, wodurch es preiswerter wird.“ Das Ziel sei: „Den Service für die Bürger verbessern“, so Bison. Auch für den Verkehrsfluss und den Stellenplan soll mittelfristig Entspannung erreicht werden. Die Kosten für die Entwicklung des Projektes würden sich Stadt und Currenta teilen.

Auch Jobst Wierich lobte neue Formate wie das „ChemLab“, das schon dazu beigetragen habe, Netzwerke zu knüpfen und Entwicklungen anzustoßen. „Es steckt viel Potenzial im neuen Projekt, wir sehen viele Synergieeffekte“, so Wierich. Trotz der Kosten: „Es überwiegen die Visionen und Perspektiven“, ist er sich sicher, dass der „Smart Industrial City“ Modellcharakter mit überregionaler Bedeutung zukommt. Die genaue Ausgestaltung des Projektes soll noch erfolgen. Die Förderung soll beim Projekt „Smart Cities“ des Bundesministeriums des Innern beantragt werden. Auch Landesförderung über das Programm „DWNRW-Networks“ des NRW-Wirtschaftsministeriums soll geprüft werden. Der Eigenanteil der Stadt wurde auf maximal 275.000 Euro festgelegt. „Manchmal muss man am Anfang etwas investieren, um langfristig etwas zu erreichen“, wies Bürgermeister Erik Lierenfeld auf die wichtige Aufgabe der Digitalisierung hin. Er ist überzeugt, dass mit diesem Ansatz zur „Smart Industrial City“ Kosten zukünftig vermieden werden können. Auch CDU-Fraktionschef Kai Weber sieht das Projekt „als Wette auf die Zukunft“ und regte einen halbjährlichen Bericht für den Rat an. Michael Dries (SPD) bezeichnete die „Digitalisierung als so wichtig wie die Industrielle Revolution“. Hans-Joachim Woitzik (Zentrum) zeigte sich skeptisch: „Die Ziele sind nur Ideen, da können wir keinen Realitätscheck machen.“ Da die Kosten zu vage seien, lehne seine Fraktion das Projekt ab. Zwar sehe er auch „das Risiko, dass nachher nicht viel rauskomme, aber das müssen wir eingehen“, sprach sich Grünen-Fraktionschef Tim Wallraff für das „Leuchtturm-Projekt“ aus. Torsten Günzel (FDP) lobte das Bekenntnis zur Industrie als große Chance für Unternehmen. Die Smart Industrial City solle als „Blaupause weit über Dormagen hinaus“ wirken. Sie könnte zu einem „zweiten Dormagener Modell“ werden, so Günzel.

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