Für Jugendliche mit Förderbedarf So läuft die Ausbildungsvorbereitung am Berufsbildungszentrum

Dormagen · Die Vielfalt der Schüler des Berufsbildungszentrums Dormagen ist groß, einige haben großen Förderbedarf. Das erfordert diverse Kooperationspartner: Zwei sind nun neu hinzugekommen.

 Dank einer neuen Kooperation können die Schüler der Ausbildungsvorbereitung in der Holzwerkstatt des IB in Nievenheim kreativ werden. Hier ein BBZ-Schüler mit Maria Gerber vom IB.

Dank einer neuen Kooperation können die Schüler der Ausbildungsvorbereitung in der Holzwerkstatt des IB in Nievenheim kreativ werden. Hier ein BBZ-Schüler mit Maria Gerber vom IB.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Die einjährige Ausbildungsvorbereitung ist ein Bildungsgang am Berufsbildungszentrum Dormagen (BBZ), der Jugendlichen mit verschiedensten Hintergründen eine Perspektive bietet. Die Ausbildungsvorbereitung soll vor allem Schüler mit besonderem Förderbedarf auf ihrem beruflichen und persönlichen Werdegang begleiten.

Für Jugendliche mit oder ohne Hauptschulbschluss

Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildungsvorbereitung erlangen die Schüler den Hauptschulabschluss nach Klasse 9, womit ihnen eine Ausbildung oder eine höhere schulische Bildung offenstehen. Eingeführt wurde die Ausbildungsvorbereitung 2018 unter der Leitung der damals neuen BBZ-Leiterin Kornelia Neuhaus. „Damit richten wir uns vor allem an junge Menschen, die etwa von der Förderschule kommen und noch keinen Abschluss haben“, erklärt Neuhaus. Auch Schüler, die bereits einen Hauptschulabschluss haben, aber noch berufsschulpflichtig sind, können das Angebot wahrnehmen. Die Schüler werden von der Stellensuche bis zum Bewerbungstraining individuell begleitet.

Spezielles Angebot für Schüler mit Migrationshintergrund

 Schüler Jannis (r.) hat durch die Blitzbewerbung, die er mit Hilfe des TZ Glehn erstellt hat, eine Ausbildungsstelle in einer Bäckerei bekommen.

Schüler Jannis (r.) hat durch die Blitzbewerbung, die er mit Hilfe des TZ Glehn erstellt hat, eine Ausbildungsstelle in einer Bäckerei bekommen.

Foto: TZ Glehn

Momentan gibt es in dem Lehrgang drei Klassen: Zwei davon funktionieren nach dem ursprünglichen Prinzip, das heißt: an zwei Tagen werden die Jugendlichen in der Schule unterrichtet, an drei Tagen machen sie ein Praktikum in einem Betrieb. Die dritte Klasse ist eine internationale Förderklasse, die auch zur Ausbildungsvorbereitung gezählt wird.

Hier werden neu Zugewanderte unterrichtet, die besonderen Förderbedarf in der deutschen Sprache haben – eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt. Die Förderklasse ist im Gegensatz zu den beiden anderen komplett schulisch. Schulsozialarbeiterin Christiane Winkels weist darauf hin, dass manche der neu Zugezogenen aber auch direkt eine der beiden anderen Klassen besuchen können – etwa, wenn sie bereits eine Praktikumsstelle haben.

Schüler in den Werkstätten des Internationalen Bundes

Anfang Juni ist eine Kooperation mit dem Internationalen Bund IB West an den Start gegangen. Hier erhalten die Schüler in Kleingruppen an zwei Tagen in der Woche unter fachkundiger Begleitung Unterstützung bei der Berufsorientierung. Außerdem können sie in den Werkstatt-Räumlichkeiten in Nievenheim kreativ werden. „Dabei geht es auch darum, den Jugendlichen zu vermitteln: Wie funktioniert ein Betrieb?“ erklärt IB-Mitarbeiterin Maria Gerber. Ihre Tätigkeit beim IB wird den Schülern als Praktikum angerechnet. Finanziert wird es über das von der Stadt Dormagen geförderte Projekt „Dormagener Weg“.

Digitale „Blitzbewerbung“ mit professioneller technischer Umsetzung

Unterstützung im Bewerbungsprozess bekommen die BBZ-Schüler seit einigen Monaten auch vom Technologiezentrum Glehn (TZ): Beim Projekt „Blitzstart“ gibt es neben individuellem Coaching und Bewerbungstraining auch die „Blitzbewerbung“: Hier werden Visitenkarten erstellt, die einen QR-Code enthalten. „Der kann vom Arbeitgeber eingescannt werden, und er sieht auf einen Blick sämtliche Unterlagen seines Bewerbers“, sagt Projektkoordinatorin Brigitta Nattermann-Voigt vom TZ. Dazu zählen Kontaktdaten, Lebenslauf, Zeugnisse sowie berufsspezifische Stärken des Bewerbers. Außerdem dreht ein Kamerateam des TZ kurze Bewerbungsvideos von den Schülern.

Weitere Kooperationspartner und Projekte

„Das A und O ist die enge Zusammenarbeit mit Betrieben und Ausbildungsstätten, die auch Schüler aus schwierigen Verhältnissen aufnehmen“, sagt BBZ-Schulleiterin Kornelia Neuhaus. Ein Partner, bei dem die Dormagener Schüler schon seit längerer Zeit Praktika absolvieren können, ist Aluminium Norf aus Neuss.

Neben einigen weiteren Betrieben im ganzen Rhein-Kreis Neuss sind auch Netzwerk-Partner vor Ort essenziell. Dazu zählen unter anderem das Bildungszentrum Niederrhein (BZNR), die IHK, der Jugendmigrationsdienst, das Jugendzentrum „Die Rübe“, diverse Betreuungseinrichtungen sowie das Jugendamt und der Integrationsrat der Stadt Dormagen.

Die Auswirkungen von Corona auf die Perspektiven der Jugendlichen

Sämtliche Schüler mussten ihre Praktika im März abbrechen. „Das ist ein Problem, da das Praktikum ja ein Kernbestandteil der Ausbildungsvorbereitung ist“, berichtet Christiane Winkels. Mittlerweile hätten viele das Praktikum wieder aufnehmen können, allerdings eingeschränkt. „Es wird jetzt mehr über mündliches Erklären statt praktisches Arbeiten vermittelt – dadurch ist der Lernprozess, gerade in Werkstätten, sehr beeinträchtigt“, sagt die Schulsozialarbeiterin. Allgemein sei die Arbeitsvermittlung durch Corona schwieriger, da bei vielen Arbeitgebern momentan eine große Unsicherheit besteht.

Was ist für die Zukunft geplant?

Kornelia Neuhaus möchte die Ausbildungsvorbereitung am BBZ erweitern – sowohl die Zahl der Klassen, als auch die der Mitarbeiter. In naher Zukunft werde zunächst eine zusätzliche Spezialistin für internationale Förderklassen eingestellt, die insbesondere ein neues Projekt betreuen soll: „Tageslernen“. „Hierbei sollen die Schüler an zwei Schultagen in der Woche auf praktische Dinge im Alltag vorbereitet werden“, erläutert Neuhaus. Das reicht vom Lesen der Stromrechnung über den Haushalt bis zur Fahrradreparatur. „Denn die jungen Menschen müssen mit ihrem Leben zurechtkommen, die meisten von ihnen sind auf sich selbst gestellt.“

Auch die Kooperationen sollen ausgeweitet werden. „Wir würden uns weitere Projektpartner und Bildungsträger wünschen, vor allem solche, die über Werkstatträume verfügen“, sagt Christiane Winkels. Da die Vielfalt in den Klassen immer größer werde, sei auch eine Fülle an Kooperationspartnern gefragt, um die Jugendlichen erfolgreich in die Berufswelt vermitteln zu können.

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