Zwei Auftritte in Dormagen-Zons „Fledermaus“ fliegt über die Freilichtbühne

Zons · Zwei vergnügliche Aufführungen der Operette durch die „Neue Operette Düsseldorf“ in Zons.

Die Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß (Sohn) bedeutete nach ihrer Uraufführung in Wien 1874 den Durchbruch der Wiener Operette und war zugleich der Höhepunkt im Schaffen des Komponisten. Ungeschminkte Frivolitäten amüsierten das Wiener Publikum und hielten ihm zugleich charmant einen Spiegel ihrer Doppelmoral vor. Bis heute fasziniert und amüsiert die Operette das Publikum, weshalb sie seit ihrer Uraufführung zu den meistgespielten Bühnenwerken zählt. Für ihr diesjähriges Gastspiel auf der Freilichtbühne Zons hatte die „Neue Operette Düsseldorf“ dieses am  dreiaktigen Aufbau der italienischen Oper angelehnte Mammutwerk einstudiert.

1400 Zuhörer vergnügten sich an zwei Abenden. Die Geschichte ist pikant verwickelt: Der Notar Dr. Falke will sich an seinem Freund Gabriel von Eisenstein rächen, weil der ihm einst zur Karnevalszeit einen üblen Streich gespielt hat. Seit dieser Nacht hatte Falke den Beinamen „Doktor Fledermaus“. Bei einem von ihm inszenierten Maskenball beim Grafen Orlinsky baut er eine kunstvolle Falle auf, in die der Notar auch dank viel Champagner hereinfällt. Hinreißende Melodien („Es lebe Champagner, der Erste“) machen die Verwicklungen durchschaubar. Apropos pikant: Als Gabriel von Eisenstein sich für den Ball beim Grafen Orlinsky bereit macht und fragt „Wo sind denn meine Lackschuhe“, antworten seine Ehefrau Rosalinde und die Haushaltshilfe Adele gleichzeitig: „Unter meinem Bett!“ Von allen sängerischen durchweg ausgezeichneten Leistungen brillierten die drei vor allem: Der amerikanische Tenor James Berkeley Wilson (Gabriel von Eisenstein) gab sein viel umjubeltes Debut bei der Neuen Operette. Auch in Amerika hat die zuvor an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf ausgebildete Sabine Laubach (Rosalinde) ihren Sopran vervollkommnet. Irgendwie „Marie Dampf in allen Gassen“ ist Polonca Olszak (Adele), die nicht nur über einen knabenhaften Sopran verfügt, sondern auch Inszenierung und Ausstattung verantwortet. Neben diesen drei Hauptrollen waren auch alle anderen Gesangspartien stark besetzt. Etwa die des Gesangslehrers Alfredo (Udo E. Kaiser), der im opernhaften Tenor mitteilte „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“. Die Mezzosopranistin Felicitas Brunke (Prinz Orlofsky) glänzte nicht nur mit tollen Koloraturen, sondern auch mit schauspielerischem Elan und perfektem russischen Akzent. Das Orchester „Camerata Louis Spohr“ Düsseldorf unter der Leitung von Bernd Peter Fugelsang hatte nach sicher gezauberter Ouvertüre kleinere Hänger in Einzelstimmen. Dabei sind alle Musiker Profis. Mark Mefsut (Violoncello) etwa spielt hauptberuflich in der Neuen Philharmonie Westfalen. Das Orchester kam allerdings bei gegenüberliegenden Zuhörern kaum an, die Technik war in den vergangenen Jahren schon mal besser ausgemessen. Das traf auch den Chor, der trotz passabler Lautstärke nicht auf allen Rängen als omnipräsent empfunden wurde.

Da hatten die sechs jungen Damen des Balletts keine Sorgen: In drei Balletteinlagen sorgten sie, etwa beim scharf akzentuierten Rhythmus des Csardas, mit perfekten Choreographien für Beifallsstürme. Als zum Ende nach alkoholisierter Taumelorgie des Gefängniswärters Frosch (Wolfgang Krupp) die ganze Ballgesellschaft versucht, Ordnung in das Verwirrspiel zu bringen, ging nach drei Stunden ein glanzvoller Abend zu Ende.

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