Unterwegs in NRW Ohne Maskenpflicht im Nahverkehr – „Ich ziehe das Ding weiter auf“

Düsseldorf/Köln/Kamp-Lintfort · Mehr als zweieinhalb Jahre nach ihrer Einführung fällt die Maskenpflicht im NRW-Nahverkehr. Um sich weiterhin zu schützen, tragen viele aber freiwillig weiter eine Maske. Andere haben noch gar nicht mitbekommen, dass es nun auch ohne geht.

Manche tragen weiter eine Maske in der Bahn, um sich und andere zu schützen – so wie diese Frau in Köln.

Manche tragen weiter eine Maske in der Bahn, um sich und andere zu schützen – so wie diese Frau in Köln.

Foto: dpa/Oliver Berg

An der U-Bahn-Haltestelle Florastraße in Köln warten am Mittwochvormittag einige Fahrgäste auf die Linie 15. Es ist kein ungewohntes Bild: Fast alle tragen schon an der Station Masken. „Die Maskenpflicht entfällt doch erst am 2. Februar, das hat meine Tochter mir zumindest so gesagt“, sagt eine Frau. Sie ist nicht die Einzige, die die neuen Regeln verwirren. Im öffentlichen Fernverkehr fällt die Maskenpflicht am 2. Februar weg. Im Nahverkehr gilt sie aber schon seit dem 1. nicht mehr. Auch die fünftägige Isolationspflicht für Corona-Infizierte ist weggefallen. „Noch nichts von gehört“, sagt die Frau.

Das NRW-Gesundheitsministerium hatte vor einigen Tagen den Wegfall dieser Corona-Schutzmaßnahme zum 1. Februar 2023 bekannt gegeben. Es verwies auf eine weiter entspannte Infektionslage und einen hohen Immunisierungsgrad. Wer sich besonders schützen wolle, könne freiwillig eine Maske in Bussen und Bahnen tragen. In Köln tun das viele. In den Bahnen verzichten am Mittwoch nur wenige auf die Schutzmaske. Eine Frau sagt: „Ich bin 90 und habe keine Lust, krank zu werden – ich zieh das Ding weiter auf.“ Vor allem jetzt zur Karnevalszeit. „Die stecken sich doch alle wieder gegenseitig an“, sagt sie.

Nicht nur in Köln, auch in anderen Städten in NRW, wie beispielsweise in Kamp-Lintfort, stößt der Wegfall der Maskenpflicht nicht nur auf Zuspruch. „Ich halte das für Blödsinn“, sagt beispielsweise Rudolf Heinisch, während er am Busbahnhof an der Kamperdickstraße wartet. „Nur weil man jetzt keine Maske mehr tragen muss, heißt das ja nicht, dass Corona vorbei ist.“ Gerade in den öffentlichen Verkehrsmitteln, wo viele Menschen auf wenig Platz aufeinandertreffen, sei die Gefahr einer Ansteckung aus seiner Sicht einfach noch zu groß.

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Ein paar Meter wartet eine ältere Dame auf den nächsten Bus. Auch sie hat eine klare Meinung zu dem Thema. „Da ich ein schlechtes Immunsystem habe, schütze ich mich auf jeden Fall hiermit weiter“, sagt die 82-Jährige und holt ihre weiße FFP2-Maske aus ihrer Jackentasche hervor. Bus und Bahn würde sie nun mit einem unguten Gefühl betreten. Auch sie hätte nichts dagegen gehabt, wenn man die Maskenpflicht noch etwas länger aufrechterhalten hätte. Währenddessen steigen hinter ihr gerade Fahrgäste aus dem Linienbus 911. Geschätzt drei von fünf Personen tragen eine Maske.

In einer Straßenbahn der Linie 709 zum Düsseldorfer Hauptbahnhof trägt am Mittag nur eine junge Frau noch eine Maske. „Ich habe mich jetzt so daran gewöhnt“, sagt sie. „Und ich werde sie auch weiterhin in der Bahn aufsetzen“, fügt sie hinzu. Dann steigt noch ein älterer Mann an einer Haltestelle hinzu, ebenfalls mit Maske. „Ich wusste gar nicht, dass man jetzt wieder ohne fahren darf“, sagt er und blickt sich in der Straßenbahn um. Dann zieht auch er die Maske ab. „Was soll es auch“, sagt er und setzt sich. Auf der Rückfahrt vom Hauptbahnhof derselben Linie hat niemand in der Straßenbahn noch eine Maske auf. „Endlich ist das Kapitel abgeschlossen“, sagt ein Mann in der Bahn.

Ein Busfahrer aus Kamp-Lintfort blickt zwiegespalten auf das Ende der Maskenpflicht im ÖPNV. Auf der einen Seite, so sagt er, müsste man die Leute nun nicht mehr darauf hinweisen, dass sie ihre Maske doch bitte auch über der Nase tragen müssen. Das sei auf Dauer äußerst mühselig gewesen. „Auf der anderen Seite ist die Gefahr nun wieder größer, dass wir uns selber infizieren könnten. Wir treffen schließlich jeden Tag auf neue Leute“, sagt er. Sein erster Eindruck sei bisher jedoch, dass gut die Hälfte aller Fahrgäste auch weiterhin eine Maske tragen würden.

Nach Ansicht des NRW-Gesundheitsministeriums gilt nun umso mehr der Grundsatz der Eigenverantwortung und Rücksichtnahme auf andere. „Wer krank ist, bleibt zu Hause“, hatte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) mehrfach appelliert. Rund drei Jahre nach Beginn der Pandemie kehrt NRW mit diesen Lockerungen weitgehend zur Normalität zurück.

Die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr war in NRW Ende April 2020 eingeführt worden. Indem Mund und Nase bedeckt werden, sollte die Gefahr gesenkt werden, sich oder andere mit dem Coronavirus anzustecken. Neben OP-Masken waren anfangs auch selbstgenähte Stoffmasken oder über das Gesicht gezogene Schals und Tücher als Schutz erlaubt. Ende Januar 2021 erfolgte eine Verschärfung der Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr von NRW: Medizinische Masken wie OP- oder FFP2-Masken wurden vorgeschrieben.

Für besonders gefährdete Gruppen in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Arztpraxen von NRW bleiben aber noch einige Corona-Schutzmaßnahmen bestehen, die zum Großteil auf dem Bundesrecht beruhen.

Mit Agenturmaterial

(hsr/dni/csh)
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