Corona-Pandemie in NRW Zahl der kostenlosen Bürgertests Ende November fast verdoppelt

Düsseldorf · Ungeimpfte müssen in immer mehr Fällen einen aktuellen Testnachweis besitzen. Selbst für Geimpfte oder Genesene ist unter Umständen ein Test wichtig. Das hat Folgen auf die Nachfrage. Aus Sicht von Patientenschützern muss das Testen eine noch größere Rolle spielen.

Eine Frau steht vor einer Testatstion in einer Apotheke in Bonn: Die Nachfrage bei den Bürgertests ist enorm gestiegen (Archivbild).

Eine Frau steht vor einer Testatstion in einer Apotheke in Bonn: Die Nachfrage bei den Bürgertests ist enorm gestiegen (Archivbild).

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Nachfrage nach kostenlosen Bürgertests hat sich in Nordrhein-Westfalen Ende November fast verdoppelt. Ein neuer Höchststand ist mit den umfangreichen 3G-Auflagen (geimpft, genesen, getestet), die am Arbeitsplatz und bei Fahrten mit Bus und Bahn seit 24. November bundesweit gelten, im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen aber nicht abzulesen. Allerdings fließen in die Statistik der Bürgertests nicht aus allen Bereichen Zahlen ein.

Nach Daten des NRW-Gesundheitsministeriums kletterte die Zahl der kostenlosen Bürgertests von 305.455 am 22. November auf 586.058 am 30. November. Das ist ein Plus von rund 92 Prozent. Das Ministerium betont, nicht-immunisierte Arbeitnehmer könnten nicht nur per Bürgertest, sondern auch mit Tests im Unternehmen den 3G-Nachweis erbringen. Die sogenannten Beschäftigtentestungen seien in diesen Zahlen nicht enthalten, sagte eine Sprecherin.

Laut Ministeriumseinschätzung geht die Entwicklung bei Schnelltests nicht nur auf die Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz am 24. November zurück. Weil damals ebenfalls auch die Corona-Schutzveränderung des Landes geändert wurde, benötigten Ungeimpfte einen 3G-Nachweis auch etwa bei einer standesamtlichen Trauung oder einer Beerdigung. Beim Friseurbesuch behielt die Landesregierung ebenfalls die 3G-Regel bei.

Die Testangebote in den Unternehmen würden weiterhin gut angenommen, sagte der Regionalvorsitzende Nordrhein-Nord des Verbandes deutscher Betriebs- und Werksärzte, Thomas Meier, der dpa. Viele Unternehmen hätten schnell solche Angebote für ihre Mitarbeiter aufgebaut. Für einen raschen Start sei im Einzelfall anfangs selbst schon einmal die Tiefgarage genutzt worden, schilderte er. Angaben zur Gesamtzahl der Beschäftigtentestungen lägen dem Verband nicht vor. Man könne vermuten, dass ein Drittel zu den Bürgertests hinzukommen, so Meier.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte am 23. November bei der Vorstellung der neuen Einschränkungen einen Rekord bei den kostenlosen Bürgertests von landesweit etwa einer Million pro Tag für möglich gehalten. Er verwies darauf, dass zu diesem Zeitpunkt etwa eine Million Arbeitnehmer in NRW noch nicht gegen Corona geimpft gewesen seien. Wie hoch der Anteil der Menschen im Homeoffice sei, sei aber unklar. Als bisheriger Höchstwert nannte er damals 850 000 Bürgertests an einem Tag. In der Zeit vor der Verschärfung hätten
sich pro Tag zwischen 250 000 und 332 000 Menschen testen lassen.

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie muss aus Sicht der Deutschen Stiftung Patientenschutz das Testen stärker in den Fokus der Schutzmaßnahmen rücken. „Ich habe das Gefühl, das ist eine Scheuklappen-Politik: Es gibt nur 2G und alles andere blenden wir aus“, kritisierte Vorstand Eugen Brysch die jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern. Die Ordnungsämter seien nicht in der Lage, die 2G-Regeln - Zugang nur für Geimpfte und Genesene - flächendeckend zu kontrollieren. „Ohne Kontrolle macht das keinen Sinn.“ Hinzu komme das Problem gefälschter Impfausweise und kopierter Impfnachweise.

Brysch sprach sich für zusätzliche Tests auch für Geimpfte und Genesene aus. „2G plus ist das Konzept, was uns nicht nur durch den Winter bringt, sondern auch durch 2022.“ Bisher fehlten Konzept und Fahrplan, wie 140 Millionen Impfungen in Deutschland und eine mögliche Impfpflicht im kommenden Jahr organisiert werden sollen. An die Pharmaindustrie richtete er den Appell, ein „Update“ bei den Corona-Impfstoffen zu den neuen Virusvarianten zu liefern.

Wenn die Impfkampagne nicht rasch wieder mit großen Impfzentren organisiert werde, die sieben Tage die Woche bis zu 16 Stunden am Tag geöffnet seien, könne die medizinische Grundversorgung schwer leiden. „Wir setzen auf die Karte Impfung, alle machen mit: Apotheker, Zahnärzte, niedergelassene Ärzte“, zählte er auf. Aber auch Ärzte und Apotheker könnten nur eine gewisse Zeit am Tag arbeiten. Dabei sei das Gesundheitssystem schon „auf Kante genäht“.

(top/dpa)
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