Orkantief "Friedhelm" bringt Böen bis zu 100 km/h

neuss/hamburg Die Ausläufer des Orkantiefs "Friedhelm" haben in Nordrhein-Westfalen erhebliche Schäden angerichtet. In der Nacht zu heute maß der Wetterdienst Meteomedia Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern, die in NRW die Dachziegel zahlreicher Häuser lösten. Die Nacht war der Höhepunkt einer stürmischen Woche, in der laut Meteomedia in Zülpich (96 Stundenkilometer), Siegen (93), am Flughafen Düsseldorf (91) und in Neuss (89) die stärksten Böen des bisherigen Herbstes gemessen wurden. "Die Unwetter waren zwar nicht so schlimm wie beim Tief ,Kyrill' im Jahr 2007, trotzdem hat der Sturm ganz schön aufgeräumt", sagt der Meteomedia-Meteorologe Andreas Neuen.

In Neuss drückte eine Sturmböe einen 20 Meter hohen Kran aus seinen Schienen und schob ihn mehr als 20 Meter vor sich her, bis der Kran gegen eine Betonrampe gedrückt wurde. Der Kranführer wurde bei dem Vorfall verletzt, wie die Polizei mitteilte. Erheblichen Sachschaden gab es allerdings in Solingen, wo die gelöste Verkleidung eines Geschäfts zahlreiche Autos beschädigte. Auf dem Weihnachtsmarkt in Holzbüttgen brach der größte Weihnachtsbaum des Veranstaltungsgeländes ab.

Am kommenden Wochenende wird es zwar nach Angaben von Meteomedia "nun wieder etwas ruhiger", so Neuen. Trotzdem sind weitere Unwetter keinesfalls ausgeschlossen: Schon am Dienstag könne es wieder anfangen zu stürmen. "Alle losen Dinge sollten deshalb für die kommenden Tage festgebunden werden", empfiehlt Andreas Neuen.

Weitaus schlimmer als in NRW war die Lage an der deutschen Nordsee- sowie an Teilen der Ostseeküste. Dort tobte das Orkantief "Friedhelm" mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometern, wie das Institut für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg mitteilte. Der Deutsche Wetterdienst sprach in diesen Regionen Unwetterwarnungen aus. Durch den anhaltend starken Wind droht in Nordfriesland sogar eine schwere Sturmflut. Die Deutsche Bahn reagierte, schloss gestern für ihren "Sylt Shuttle" Fahrzeuge mit Gefahrgut, Autos mit Anhängern und Laster mit leeren Anhängern von der Beförderung aus. Der letzte Zug vom Festland auf die Insel wurde sogar ganz gestrichen, so das Unternehmen.

(RP)
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