Überraschendes Wahlergebnis Joachim Paul führt NRW-Piraten in Landtagswahl
Münster · Unerwartete Schlappe für Nordrhein-Westfalens Piratenpartei-Chef Michele Marsching: Nicht er, sondern der promovierte Biophysiker Joachim Paul aus Neuss wurde auf Platz Eins der Partei für die Landtagswahl im Mai gewählt. Das entschieden die NRW-Piraten am Samstag bei einem außerordentlichen Landesparteitag in Münster.
Um Personenkult zu vermeiden, werde er nicht allein als Spitzenkandidat auftreten, sondern in einem Quartett der ersten vier Listenkandidaten in den Wahlkampf ziehen, sagte Paul.
Bei dem zweitägigen Treffen wollen die Polit-Neulinge 40 Kandidaten für ihre Landesliste wählen. Für die Plätze bewerben sich rund 180 Piraten. Wer es auf die Liste schafft, darüber können alle beim Parteitag anwesenden Mitglieder entscheiden
Bei einem weiteren Parteitag soll es am 14. und 15. April um das Wahlprogramm der Piraten für die Landtagswahl gehen.
Ein politischer Neuling
Computer sind für Joachim Paul kein Hobby, sondern Teil des Berufs: Der 54 Jahre alte, promovierte Biophysiker aus Neuss arbeitet als Medienpädagoge im öffentlichen Dienst.
Unter anderem schult er Lehrer im Umgang mit Online-Medien. Vollbart, Sakko, ergrautes Haar - Paul passt nicht in das Klischee der "hippen" und unangepassten Piraten. Er ist auch erst seit kurzem politisch aktiv.
Sein Sohn habe ihn 2009 für die Piraten angeworben, vorher sei er nie in einer Partei gewesen, schreibt Paul in seinem Kandidatensteckbrief für das Parteitreffen.
Dass er als politischer Neuling gleich als erster Pirat für den Landtag nominiert wurde, war für Paul nicht nur überraschend, sondern auch ziemlich aufregend. "Ich bin voll mit Adrenalin bis unter die Haarkrause", stieß er hervor.
Seine Schwerpunkte sind Bildung, Forschung und Medien. "Und mit den Medien flirten muss ich noch lernen", sagte Paul angesichts des ungewohnten Interesses an seiner Person - für den Lernprozess bleiben bis zur Wahl noch einige Wochen Zeit.