Corona-Ausbruch bei Tönnies Laschet stellt umstrittene Äußerung klar

Berlin/Düsseldorf · Nach massiver Kritik und Forderungen nach einer Entschuldigung hat NRW-Ministerpräsident Armin Laschet seine umstrittene Äußerung zum massenhaften Ausbruch des Coronavirus in dem nordrhein-westfälischen Schlachtbetrieb Tönnies klargestellt.

  Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, bei einer PK (Archivbild).

Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, bei einer PK (Archivbild).

Foto: dpa/Marcel Kusch

"Es gibt eine Vielzahl von Risiken für die Verbreitung von Viren, dazu gehört auch die Bedingungen und die Form des Reiseverkehrs innerhalb Europas", sagte Laschet unserer Redaktion. "Wir wollen ja aber gerade offene Grenzen und einen europäischen Arbeitsmarkt." Der CDU-Politiker betonte, er habe immer darauf hingewiesen, dass das Virus nicht an Grenzen haltmache. "Menschen gleich welcher Herkunft irgendeine Schuld am Virus zu geben, verbietet sich", sagte Laschet. Ihm sei wichtig klarzumachen, dass das für ihn wie für die gesamte Landesregierung selbstverständlich sei.

Zugleich betonte Laschet, dass in den Schlachthöfen in NRW seit Ausbruch des Coronavirus auch während des Lockdowns unter Einhaltung von Hygienekonzepten durchgehend gearbeitet worden sei, um die Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen. Öffnungen der Corona-Beschränkungen, wie man sie in Nordrhein-Westfalen schrittweise beschlossen habe, seien nicht ursächlich für die lokal aufgetretenen Neuinfektionen in dem Schlachtbetrieb im Kreis Gütersloh.

In der Sache hielt Laschet fest: "Wir müssen davon ausgehen, dass die Arbeitsbedingungen und die Unterbringung der Menschen dazu beigetragen haben, dass sich das Coronavirus unter den Mitarbeitern des Schlachtbetriebs in Gütersloh derart ausbreiten konnte." Laschet kündigte zugleich Reformen an. Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen von Beschäftigten seien weder in der Fleischindustrie noch in anderen Branchen hinnehmbar. "Gemeinsam mit der Bundesregierung wollen wir für ganz Deutschland bessere Regelungen schaffen zum Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer." Das Arbeitsschutzprogramm für die Fleischwirtschaft des Bundeskabinetts müsse schnellstmöglich im Gesetz verankert werden. Das gelte auch für die Werkvertragsregelungen.

Zuvor war Laschet für eine Äußerung zu dem Ausbruch in die Kritik geraten. Der Fraktionschef der SPD im NRW-Landtag, Thomas Kutschaty, fordert von ihm eine Entschuldigung für einen Satz über Arbeiter aus Rumänien und Bulgarien. Laschet hatte am Mittwoch in Berlin auf die Frage einer Journalistin, was der Corona-Ausbruch im Schlachtbetrieb Tönnies über die bisherigen Lockerungen aussage, geantwortet: „Das sagt darüber überhaupt nichts aus, weil Rumänen und Bulgaren da eingereist sind und da der Virus herkommt. Das wird überall passieren.“

Kutschaty sagte am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur: „Mit diesem Zitat hat sich Armin Laschet die Denke von Tönnies eins zu eins zu Eigen gemacht. Das ist unterste Schublade. Dafür muss sich der Ministerpräsident entschuldigen.“ Laschets Argumentation sei „zudem völlig absurd“, so Kutschaty. „Diejenigen, die Herr Tönnies tagtäglich ausbeutet, sollen jetzt Schuld für die Ausbreitung des Virus sein? Das kann nicht sein Ernst sein!“

Auch die Vize-Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast, forderte eine Entschuldigung und sagte: „Wir reden über sehr hart arbeitende Menschen, die jetzt zu hunderten krank sind. Um sie geht es. Egal, woher sie kommen.“ Auch in den Sozialen Medien sorgte Laschets Zitat für Empörung und Spott. Moderator Jan Böhmermann twitterte: „Die Bulgaren und die Rumänen sind Schuld, wenn Armin Laschet nicht Bundeskanzler wird.“

Mit Material der dpa

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