„Weil Rumänen und Bulgaren da eingereist sind“ Laschets unbedachte Äußerungen schüren Ressentiments

Meinung | Düsseldorf · Seine Äußerungen über die Ursachen für den Covid-Ausbruch im Kreis Gütersloh bescheren dem NRW-Ministerpräsidenten einen veritablen Shitstorm. Tatsächlich sind die Aussagen extrem unglücklich, weil sie am Kern des Problems völlig vorbeigehen.

 NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU)

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU)

Foto: dpa/Markus Schreiber

Er hätte es besser wissen müssen, der langjährige Integrationsminister von NRW. Doch Kostenpflichtiger Inhalt Armin Laschet (CDU) hat es sich am Mittwoch einfach gemacht. Zu einfach. Als der Ministerpräsident von der ZDF-Journalistin Nicole Diekmann in Berlin gefragt wurde, was denn der Ausbruch bei Tönnies über die Lockerungen aussage, antwortete er spontan: „Das sagt darüber überhaupt nichts aus.“ Das ist in seiner Absolutheit so kurz nach Bekanntwerden der Fälle schon bemerkenswert, aber der dann folgende Nachsatz machte den Auftritt erst zum Politikum: „Weil Rumänen und Bulgaren da eingereist sind und da der Virus herkommt.“

Nicht nur, dass laut Johns Hopkins University beide Länder bezogen auf die Einwohnerzahl deutlich weniger Covid-Fälle ausweisen als Deutschland. Laschet muss doch wissen, dass er mit solch einem Satz Ressentiments gegen die Bürger zweier EU-Staaten schürt und sie mal eben mit einem Federstrich unter Generalverdacht stellt. Zudem blendet er dabei völlig aus, dass die jüngsten Ausbrüche vor allem eines sind: ein strukturelles Problem der Fleischindustrie. Laschet erweckt so gerade den Eindruck, als seien der Ausbruch in dem Schlachthof der Firma Westfleisch im Kreis Coesfeld und die Infektionswelle in einem niederländischen Betrieb spurlos an ihm vorübergegangen.

Nun macht er die schwächsten Glieder in der Kette verantwortlich, jene Menschen, die oftmals noch nicht einmal für den Mindestlohn zu menschenunwürdigen Bedingungen in den Schlachthöfen schuften, die in Sammelunterkünften auf engstem Raum – man kann es nicht anders sagen – zusammengepfercht sind, damit wir im Supermarkt für Dumpingpreise Bauchspeck, Bratwurst und Nackensteak bekommen können.

Dieses strukturelle Problem muss die Landesregierung angehen. Schnell und beherzt. Laschets Arbeits- und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) scheint da schon ein paar Schritte weiter zu sein. Er glaube der Fleischindustrie kein einziges Wort mehr, hatte er jüngst im Plenum gepoltert. Das Vertrauen des Ministerpräsidenten scheint ungleich größer zu sein.

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