Was sind Millenials? So tickt die Generation Y

„Fridays for Future“ gab es bei der Generation Y nicht. Interessieren sie sich nur für sich selbst? Oder gibt es ganz andere Gründe? Lesen Sie hier, welche Ängste und Probleme die Millenials wirklich haben.

Generation Y: Probleme, Eigenschaften, Ängste der Millenials
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Was sind Millenials? 10 Infos zur Generation Y

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Beliebtheitswettbewerbe wird die Generation Y wohl nicht gewinnen. Sie umfasst diejenigen, die in den 1980ern und 1990ern geboren wurden, bereits in jungen Jahren digital waren und sich ansonsten eher wenig hervorgetan haben. Zumindest sagt man ihnen das nach. Unentschlossen sollen sie sein. Es soll ihnen an Engagement mangeln. Und außerdem würden sie sich nur für sich selbst interessieren und weniger für die Gesellschaft. Deshalb nennt man sie auch ab und an "Generation Me". Das sind die gängigen Vorurteile - und die nehmen stetig zu. Denn mittlerweile müssen sie sich Vergleiche mit der nachfolgenden Generation, der sogenannten Generation Z, gefallen lassen. Und die fallen wenig vorteilhaft aus. Während die Generation Z mit "Fridays for Future" für Furore sorgte, kann die Generation Y sich nicht zu den Revolutionären zählen, die in ihrer Jugend versucht hat, Änderungen zu forcieren. Stattdessen gelten die Millennials als politisch unmotiviert.

Aber stimmt das wirklich? Ist die Generation Y zu bequem und auf sich selbst fokussiert? "Nein", sagt der Kindheits- und Jugendforscher Dr. Klaus Hurrelmann. Bereits 2014 hat er zusammen mit dem Journalisten Erik Albrecht das Buch "Die heimlichen Revolutionäre - Wie die Generation Y unsere Welt verändert" veröffentlicht. Er ist davon überzeugt, dass die Generation Y vielschichtiger ist, als manches Vorurteil erahnen lässt. Und dass wir dieser Generation einiges zu verdanken haben - in mehreren Bereichen. Im Folgenden beleuchten wir die verschiedenen Seiten der Generation Y und erklären, wofür sie steht, welche Probleme sie hat, was sie von anderen Generationen unterscheidet und wie sie die Arbeitswelt verändert hat.

Wofür steht Generation Y?

Die Generation Y beschreibt die Generation der zwischen den frühen 1980er Jahren und späten 1990er Jahren Geborenen, auch Millennials genannt. Dabei ist es schwierig, zeitlich genau zu bestimmen, wann die ersten und wann die letzten Mitglieder dieser Generation auf die Welt kamen. Einige Wissenschaftler lassen die Generation Y mit dem Jahrgang 1980 beginnen, andere erst 1985. Einige sagen, ab 1995 fängt die Generation Z an, andere meinen, dass die Generation Y auch noch diejenigen einschließt, die 1999 geboren wurden.

Das liegt daran, dass jede Generationenbeschreibung ein Hilfskonstrukt ist, sagt der Sozialwissenschaftler Dr. Klaus Hurrelmann. "Das ist eine symbolische Zuspitzung. Es hilft uns zu begreifen, wer davor und danach kam und Unterschiede zu erkennen", sagt er. Die Zuspitzung gilt übrigens auch für die Merkmale. Nicht jedes Mitglied einer Generation ist gleich. "Bei der Forschung legen wir den Fokus meist auf die Meinungsführer, die uns etwas über diese Generation sagen", sagt Hurrelmann.

Was die Mitglieder der Generation Y gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass sie zu einer ähnlichen Zeit aufgewachsen sind, in ihrer Jugend ähnliche Erfahrungen gemacht haben und ähnliche Interessen hatten. "Und das lässt Prognosen zu, wohin die Gesellschaft geht", sagt Hurrelmann. Seiner Meinung nach prägt das, was uns in unserer Jugend beschäftigt hat, auch unser späteres Verhalten. Die Generationenforschung kann genau deshalb auch ein Stück weit vorhersagen, wohin es in der Zukunft geht, ist er überzeugt. Das betrifft nicht nur die Generation Y, sondern auch ihre Nachfolger, die Generation Z.

Was sind die Eigenschaften der Generation Y?

Sie sind die ersten Digital Natives und so gut gebildet wie keine Generation vor ihnen. So lassen sich die zentralen Eigenschaften dieser Generation zusammenfassen.

Digital Natives: Die Generation Y, auch Millennials genannt, sind mit Computern groß geworden, haben in jungen Jahren das Leben mit Handys und Internet kennengelernt. Das unterscheidet diese Generation grundlegend von allen Generationen davor. Während die vorherige Generation X (bis 1980) und noch stärker die Babyboomer (bis 1965) noch "analog" groß geworden sind und sich das Digitale später, in der Regel als Erwachsene, angeeignet haben (oder bis heute nicht angeeignet haben), sind die Ypsiloner von Kindesbeinen an fit im Umgang mit Computer, Smartphone und Co. Sie haben keine Angst vor neuen Technologien und fühlen sich in den sozialen Medien Zuhause. Das hat natürlich auch entscheidende Auswirkungen auf die Arbeitswelt und die Art und Weise, wie diese Generation sich in ihr bewegt.

Bildung: Die Zahl der Abiturienten steigt seit Jahren an. Das heißt, auch die Generation Y hat eine höhere Bildung als die Generationen vor ihr. Tatsächlich wird dieser Generation nachgesagt, dass sie sich sehr um Bildung bemüht. Allerdings gibt es auch Kritik: So heißt es, sie würden Zertifikate um der Zertifikate willen sammeln und nicht, um tatsächlich etwas zu lernen. Ob das zutrifft, sei dahingestellt. Die Zertifikate sammeln die Ypsiloner auf jeden Fall über einen langen Zeitraum: Für sie ist lebenslanges Lernen normal.

Es ist allerdings nicht die einzige Eigenschaft, die den Millennials nachgesagt wird. Immer wieder wird ihnen Unentschlossenheit, fehlendes Engagement und Ich-Bezogenheit vorgeworfen. Und tatsächlich: Sucht man nach großen Protestaktionen der Ypsiloner, wird man enttäuscht. Sie scheinen sich nicht wirklich aufgelehnt zu haben. Laut Forscher Dr. Klaus Hurrelmann ist das allerdings kein Grund zur Kritik. Nicht umsonst nennt er die Millennials in seinem Buch "Die heimlichen Revolutionäre". Er ist überzeugt: Die Ypsiloner haben eine Menge verändert. Allerdings ganz still und leise und ohne großes Aufsehen darum zu machen.

Welche Probleme hat die Generation Y?

So unbeschwert wie ihre Vorgänger hatten es die Millennials in ihrer Jugend nicht. 9/11, die Kriege mit Afghanistan und dem Irak und die Wirtschaftskrise von 2008 haben sie geprägt, ob sie sich dessen bewusst waren oder nicht. Durch die Krisenjahre war der Arbeitsmarkt zu dem Zeitpunkt, als die Millennials dort Fuß fassen wollten, hart umkämpft. Da half auch der demografische Wandel nicht unbedingt. Auch mit guter Ausbildung konnten sich die Ypsiloner nicht sicher sein, einen guten Arbeitsplatz zu ergattern. Mitte der 2000er kam der Begriff "Generation Praktikum" auf, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Nach dem Studium erwartete viele junge Menschen zunächst unbezahlte Arbeit in Form von Praktika. Wer es endlich zu einem Arbeitsvertrag schaffte, konnte nur begrenzt durchatmen, denn die waren in der Regel befristet. So konnte man nur auf eine Verlängerung hoffen - auch wenn die meistens auch wieder befristet war.

"Das hat die Generation geprägt", sagt der Soziologe Klaus Hurrelmann. Es stimme, dass sich die Ypsiloner nicht durch großen politischen Einsatz hervorgetan hätten. Und auch an der Bezeichnung "Generation Me" sei etwas dran. "Was die berufliche Perspektive angeht, waren sie in einer sehr schwierigen Lage. Es gab keine Garantien, stattdessen waren sie mit einer existenziellen Verunsicherung konfrontiert", erklärt er. "Sie mussten sich erst um sich selbst kümmern und durchlavieren."

Wie verändert die Generation Y den Arbeitsmarkt?

Für viele der Generation Y war der Start in die Arbeitswelt holprig und mit vielen Unsicherheiten gespickt. Am Anfang ihrer Karriere stand meist der Wunsch nach einem festen Arbeitsvertrag. "Deshalb haben sie sich auch mit Befristungen und Konditionen, die nicht die tollsten waren, zufriedengegeben", sagt Hurrelmann. Für den Arbeitsmarkt bedeutet das wiederum, dass diese Generation dazu beigetragen hat, von ihren Eltern und Großeltern erkämpfte Privilegien für Arbeitnehmer auszuhöhlen. Bei den Millennials ist die Solo-Selbstständigkeit verbreiteter als bei anderen Generationen, erklärt Hurrelmann, genau wie die schlechtere Absicherung, die oft damit einhergeht.

Der Soziologe ist trotzdem überzeugt: "Sobald die Ypsiloner fest in ihrem Job sitzen, haben sie die Energie, sich zu positionieren und aus ihrer beruflichen Position heimlich, still und leise alles zu verändern", sagt Hurrelmann. Vom Prozess bemerkt man dabei weniger etwas als von den Ergebnissen, die heute bereits sichtbar sind. Flache Hierarchien und die Arbeit in Team haben durch die junge Generation einen Schub bekommen. Als Digital Natives und Nutzer von Social Media seit sie jung waren, bringen die Ypsiloner zusätzlich ganz neue Ideen bei der Arbeit ein. Dass Arbeit zunehmend digital geht und dadurch flexible Arbeitszeiten und Homeoffice häufiger werden, hat auch viel mit der Vorgänger-Generation der Generation Z zu tun.

Welches Verhältnis hat Generation Y zu Ehe und Familie?

Die Generation Y fordere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie konsequenter ein als die Generationen davor, auch wenn es da - das gibt Dr. Klaus Hurrrelmann zu - noch Nachholbedarf gebe. "Aber ich denke, dass die kommende Generation da weitermachen und viel erreichen wird", sagt der Soziologe. Dabei wird die Generation Z auf dem, was die Ypsiloner schon erreicht haben, aufbauen können, ist er überzeugt.

Auch wenn es nicht offensichtlich ist, haben die Millennials auch im Bereich Familie und Ehe eine Menge erreicht und alte Tabus über Bord geworfen. Denn immerhin gibt es die Elternzeit für Väter, auch wenn die in der Regel nur für zwei Monate eingefordert wird. Und auch für die gleichgeschlechtliche Ehe haben sich die Ypsiloner stark gemacht. Tradierte Familienbilder sind kein Muss mehr. Wer Kinder haben will, kann sie bekommen, wer sich entscheidet, kinderlos zu bleiben, wird genauso akzeptiert.

Alles jung, frisch und neu? Ganz so einfach ist es mit den Ypsilonern dann doch wieder nicht. Manchmal zeigen sich bei dieser Generation Anzeichen von regelrechtem Spießertum. Da ist der Trend zur traditionellen Hochzeit, dort der Bausparvertrag und der Wunsch nach zwei Kindern, einem Garten und dem Hund. Was ist denn da los? Soziologe Klaus Hurrelmann meint, das komme davon, mit so vielen Sicherheiten groß zu werden. Der Wunsch nach Traditionellem, Beständigem als Gegenpol in der Welt der vielen Möglichkeiten und Unwägbarkeiten kommt dann eben schon mal auf. "Nicht umsonst ist der Trend Stricken in dieser Generation wieder aufgekommen. Und nicht umsonst haben Magazine wie die ‚Landlust‘ so einen Erfolg", fasst Hurrelmann es zusammen.

Was ist der Unterschied zwischen Generation Y und Generation Z?

Der Soziologe geht davon aus, dass die Nachfolger der Generation Y da ganz anders sein werden. Er hat kürzlich zusammen mit dem Journalisten Erik Albrecht ein Buch über die junge Generation Z veröffentlicht. Nur nennt er sie nicht Z. "Generation Greta" heißt das neue Werk. In dem Buch erklären die beiden, warum sie überzeugt sind, dass die jungen Lauten sich für noch viel mehr einsetzen werden als nur die Bekämpfung des Klimawandels. Er kündigt einen epochalen Wechsel an. "Menschen sind auch immer Seismographen ihrer Zeit", sagt der Forscher. Und die Generation Greta sei - zumindest bis sich Fridays for Future entwickelte - ohne die Sorgen und Zukunftsängste der Generation Y groß geworden.

Spannend dabei: Klaus Hurrelmann ist überzeugt, dass die Generation Z mehr mit den Boomern gemeinsam hat als mit den Ypsilonern.

Dieser Artikel stammt vom 27. April 2020 und wurde aktualisiert.

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