Scharfe Kontrollen für spanisches Gemüse EHEC-Infektionswelle schwappt über Europa

Brüssel (RPO). Deutschland bleibt klar der Schwerpunkt der Infektionswelle mit dem Darmkeim EHEC, doch auch im europäischen Ausland steigt die Zahl der Infizierten. Betroffen sind bislang Schweden, Dänemark, Großbritannien, Frankreich, Österreich, Niederlande und Polen.

Der EHEC-Erreger in Nahaufnahme
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Das schwedische Institut zur Kontrolle ansteckender Krankheiten zählte am Sonntag 36 Verdachtsfälle, die sich allesamt wahrscheinlich in Norddeutschland infiziert haben. In 13 Fällen habe sich die Infektion zum so genannten hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) ausgeweitet. HUS kann tödlich sein.

In Polen wurde am Montag eine Frau in kritischem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert. Sie hatte zuvor Hamburg besucht, wo hunderte Infektionen registriert wurden. In Deutschland starben mindestens zehn Menschen an dem Erreger.

Auch in Frankreich sind erste Fälle des Darmkeims EHEC aufgetreten. Gesundheitsminister Xavier Bertrand berichtete am Sonntagabend im Fernsehen von drei Patienten, die alle zuvor in Deutschland gewesen waren.

Die Erkrankten leben in Nordfrankreich, im südfranzösischen Toulouse und auf Korsika. Eine Lieferung vermutlich verseuchter Gurken wurde in der Bretagne abgefangen und sofort vom Markt genommen, so dass nach Angaben der Regierung durch sie keine Gefahr bestand.

Aus Dänemark hätten die Behörden elf EHEC-Ansteckungen laut EU-Kommissionssprecherin Pia Ahrenkilde-Hansen gemeldet, von denen fünf einen schweren Verlauf nähmen. In Großbritannien sei dies bei zweien von drei Erkrankten der Fall, in Österreich gebe es zwei HUS-Fälle, in den Niederlanden einen.

Bei allen Betroffenen handle es sich um Deutsche, die ausgereist seien, oder um Personen, die in Deutschland gewesen seien, sagte die Sprecherin.

Verdächtige Lieferungen mit spanischen Gurken sind Ahrenkilde-Hansen zufolge nach Dänemark, Frankreich, Luxemburg, Ungarn, Österreich und Tschechien gelangt.

In Tschechien sollen die Testergebnisse von 180 am Sonntag aus den Regalen genommenen Gurken in zwei Tagen feststehen.

Russland hat ein Einfuhr-Verbot für Gemüse aus Deutschland und Spanien verhängt. Sollte sich die Lage nicht ändern, werde Russland keinerlei europäische Gemüseprodukte mehr importieren, sagte der Chef der russischen Verbraucherschutzbehörde, Gennadi Onischtschenko, am Montag in Moskau.

Er rief die russische Bevölkerung laut Nachrichtenagentur Interfax auf, kein Gemüse aus Deutschland und Spanien zu kaufen. "Sie sollten heimische Produkte kaufen." Die Zollbehörden in Russland hatten bereits Ende vergangener Woche die Anweisung erhalten, deutsche Produkte bei der Einfuhr genauer zu prüfen.

Lebensmittelkontrolleure in Österreich haben bei der Überprüfung von 33 Biomärkten auf möglicherweise mit EHEC kontaminiertes Gemüse am Montag vorerst keine Hinweise auf den gefährlichen Durchfallerreger gefunden. In Wien gebe es keine spanischen Gurken mehr, sagte der Sprecher des Wiener Marktamtes, Alexander Hengl, österreichischen Medien.

Viele der Händler hatten das Gemüse der betroffenen Produzenten bereits Ende vergangener Woche entsorgt, hieß es. Am Sonntag war der Verkauf von spanischen Gurken, Tomaten und Auberginen verboten worden, die von zwei deutschen Großhändlern nach Österreich geliefert worden waren.

Die EU-Kommission rechnet damit, dass die spanischen Behörden am Mittwoch erste Ergebnisse über die Herkunft des tödlichen Erregers liefern. In Almeria und Malaga, von wo die verdächtigen Gurken exportiert wurden, seien Boden-, Wasser und Produktproben entnommen worden und würden derzeit analysiert.

(AP/rtr/afp)
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