Kunstpalast Düsseldorf wird umgebaut Das erste Museum mit Geheimgängen für Kinder

Düsseldorf · Wenn der Kunstpalast 2023 neu eröffnet wird, dann ist am Ehrenhof nichts mehr, wie es einmal war. Der Plan zeigt einen modernen Museumsraum mit chronologischer Wegführung und einem Café.

Fassadensanierung am Kunstpalast.

Fassadensanierung am Kunstpalast.

Foto: Kunstpalast

Als Felix Krämer ein kleiner Junge war, hasste er es, ins Museum gehen. Viel zu langweilig fand er das, denn für Kinder gab es selten was zu entdecken. Heute ist Krämer 51 Jahre alt und seit Oktober 2017 Generaldirektor am Kunstpalast. Im Namen und Auftrag der Stadt baut er mit der Stiftung für rund 42 Millionen Euro das unter Denkmalschutz stehende Ensemble am Ehrenhof um.

 So soll der Ehrenhof nach dem Umbau aussehen – mit Gastronomie im Belvedere.

So soll der Ehrenhof nach dem Umbau aussehen – mit Gastronomie im Belvedere.

Foto: Animation: Linie 4

Sein Kindheitstrauma hat der Halbbrite und Vater von drei Kindern dabei nie vergessen. Und bei einigen großartigen architektonischen Visionen die nachwachsenden Museumsbesucher ganz besonders berücksichtigt. Im neuen Kunstpalast, der im März 2023 eröffnet werden soll, wird es fünf Geheimgänge geben, die wissbegierige Mädchen und Jungen durch niedrige Türen mit kleinen Klinken betreten können, um in ein Zauberreich zu gelangen.

Öffnung für die neue Treppe im Rubenssaal.

Öffnung für die neue Treppe im Rubenssaal.

Foto: Kunstpalast Düsseldorf

Damit dürfte Krämer ein unerwartetes Alleinstellungsmerkmal gewinnen. Ebenso wie die Kunstpalast-Website „Rhino-Palast“ weit und breit einzigartig ist, wird eine solche Erschließung des musealen Raumes durch den Nachwuchs besonders sein. Gemeinsam mit dem Architekten Joachim Sieber entwickelt, ist das eine von vielen überzeugenden Ideen, das altehrwürdige, zugleich angestaubte Haus mit den sperrigen Außenmauern für die Zukunft aufzustellen und für Besucher zu einem regionalen Kristallisationspunkt kultureller Wahrnehmung zu machen.

 Hier entsteht die neue Museumsgastronomie.

Hier entsteht die neue Museumsgastronomie.

Foto: Kunstpalast Düsseldorf

Etwa 150.000 Werke umfasst die Sammlung des Kunstpalasts, darunter Gemälde, Skulpturen, Teppiche, Glas, Grafik, Fotografie, Videos, Möbel und ganze Räume wie die legendäre Künstlerkneipe Creamcheese oder den spektakulären Zero-Raum der Documenta III. Gezeigt wird immer nur ein kleiner Ausschnitt, sagt Krämer, vielleicht 800 Teile. „Manches war noch nie zu sehen.“

Krämer ist in Düsseldorf angetreten mit der Absicht, den Sammlungsschatz zu heben. Durch den spektakulären Umbau, den er ein „Riesengeschenk der Stadt an das Bürgertum“ nennt, hat er die Gelegenheit dazu. Immer gibt es auch spöttische Stimmen, die die Sammlung des Kunstpalasts aufgrund ihrer Breite der Genres und Zeiten, ihrer Vielfalt und mutmaßlichen Beliebigkeit als „Krämerladen“ abtun. Was Krämer als Chance betrachtet, den Kunstbegriff in seinem Haus als einen erweiterten zu verkaufen. In seinem „Krämerladen“ wird die Kunst chronologisch und genreübergreifend, verbindend, nebeneinander dargestellt, zu Vergleichen anregend. „Es gibt keine kunsthistorischen Hierarchien in dem Parcours, den wir erstellen“, so Krämer. „Wir werden sehen, dass die Vielfalt der Sammlung ihre Stärke ist.“

Die Geschichte der Sammlung – und damit ihre Güte – hängt, so sieht es der Generaldirektor, stark mit der Entwicklung des Kunststandortes Düsseldorf zusammen. Die Kunstakademie wird im nächsten Jahr 250 Jahre alt; sie hat das Künstlertum, den Geschmack und die Offenheit der Bürger geprägt, Künstler in alle Welt entsendet und aus dieser empfangen, viele zu Meistern gemacht.

Krämer verweist aus der Baustelle heraus Richtung Akademie – ein Zipfel des Gebäudes bleibt immer sichtbar. „Die Auseinandersetzung mit Kunst, wie sie hier in Düsseldorf gepflegt und gelebt wird, gibt es in anderen Städten nicht. Denn das Regionale stürzt hier nicht ins Provinzielle ab.“ Insbesondere die Kunst nach 1945 sei die große Stärke der Sammlung, jene Zeit, in der sich das Rheinland zum international brennenden Nucleus moderner Kunst entwickelte.

Die Kunst leitet durch das Haus, durchaus unerwartet mit einer dialogischen Setzung aus Bildern, Skulpturen, Glas und Möbeln. Der kapitale Rubens aber hängt da, wo er immer schon hing, nur in einem luftigeren Umfeld. Die Idee von Joachim Sieber, der in Düsseldorf auch das formschöne Philara-Haus verantwortet, folgt der künstlerischen Linie. „Das Haus wird künftig nicht mehr fragmentiert wahrgenommen“, so der Architekt. „Verschiedene Ausbaustandards werden vereinheitlicht, Schwellen beseitigt.“ Es wird nur einen Eingang geben für beide Häuser, und es wird eine einzige stringente Wegeführung durch die neuen Säle geben über immer denselben Boden, ein robustes Eichenparkett. Licht-, Luft- und sonstige Technik ist versteckt in den Laibungen. Statt der verwinkelten Treppenhäuser gibt es neue Wendeltreppen, ein bisschen im Stil vom New Yorker Guggenheim. Und Aufzüge. Das Haus ist barrierefrei. Viele Fenster sind künftig offen, die Blicke aufs städtebauliche Ensemble und das Umfeld atemberaubend. Herzkammer des neu zu eröffnenden Kunstpalasts ist das durch Thorn-Prikker geprägte Foyer im alten Sammlungsflügel, auf das von neu geschaffenen Galerien aus hinabgeschaut werden kann.

Endlich aber, so werden viele Düsseldorfer und auswärtige Besucher denken, endlich gibt es eine Gastronomie, ein Museumscafé, das schöner nicht liegen könnte. Nach vorne hinaus wird die Terrasse Richtung Brunnen angelegt; zum Rhein hin gibt es einen zweiten Eingang. Im ersten Stock des „Belvedere“, direkt unter der steinernen Aurora, ist eine Extra-Gastronomie, die als Event-Location buchbar ist.

Die Idee des neuen Kunstpalasts ist die Idee, der Kunst eine Bühne zu bieten. Das Werk soll mit den Besuchern in den Dialog treten, Wandtexte ergänzen die Fragen an die Kunst. Der neue Kunstpalast soll bei den Menschen verortet sein. Denn ihnen gehört dieser Schatz.

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