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Die Highlights auf dem roten Teppich Cannes sagt den Promis Adieu

Cannes (RPO). Inzwischen ist der rote Teppich eingerollt, die Goldene Palme eingepackt, das Starensemble abgereist. Was bleibt vom diesjährigen Filmfestival in Cannes? Immerhin ein paar tolle Eindrücke vom roten Teppich. Wir haben die besten für Sie gesammelt.

Die Highlights auf dem Roten Teppich
20 Bilder

Die Highlights auf dem Roten Teppich

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Die Botschaft, dass die besten Kinofilme des Jahres nicht dazu angetan sind, die allgemeine Krisenstimmung zu vertreiben. Im Gegenteil: Schuld und Sühne, Krieg und Psychodrama sind die schweren Sujets, die von der Jury am höchsten geschätzt wurden. Nicht Unterhaltung, sondern Mahnung und Verstörung warten im Kinosaal.

Das muss nicht bedeuten, dass man sich in einer Endzeitstimmung suhlt, wie der österreichische Regisseur Michael Haneke eindrucksvoll bewiesen hat. Seine deutsche Produktion "Das weiße Band", ein bedrückendes Drama über ein norddeutsches Dorf am Vorabend des Ersten Weltkrieges, ist am Sonntagabend verdient mit der Goldenen Palme ausgezeichnet worden.

Hanekes Stück, in faszinierenden Schwarz-Weiß-Bildern gedreht, gehörte zu den Favoriten. Für den 67-Jährigen mit dem dichten weißen Bart ist es die Krönung im fünften Anlauf. Schon für die Jelinek-Verfilmung "Die Klavierspielerin" (2001) hatte er den großen Jurypreis gewonnen, für seinen Thriller "Caché" 2005 den Regiepreis.

"Ich bin glücklich, und Du hoffentlich auch!"

Überglücklich zeigte sich der gebürtige Münchner, als er die prestigeträchtige Trophäe in den Händen hielt: Seine Frau frage ihn häufig, ob er glücklich sei. "Das ist schwer zu beantworten, aber heute kann ich sagen, ich bin glücklich, und Du hoffentlich auch", sagte er an seine im Publikum sitzende Frau gerichtet.

In "Das weiße Band" zeigt sich Haneke auf dem Höhepunkt seiner Kunst, Gefühle messerscharf zu sezieren und mit reduzierter Bildsprache Abgründe mehr anzudeuten als auszuleuchten. Die Mitglieder eines Kinderchores und ihre Familien werden mit mysteriösen Unfällen konfrontiert. Im Umgang mit der Bedrohung schält der Regisseur die autoritäre, rigide Erziehung heraus, die Gewalt, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Im Subtext geht es um die Wurzeln des Übels zu Beginn des 20. Jahrhunderts. "Wenn man seinen Film verlässt fragt man sich beklommen, zu welcher Form von Faschismus wir heute in der Lage wären", schreibt die Zeitung "Libération".

Waltz hat Berufung als Schauspieler wiedergefunden

Zu den Darstellern gehörten unter anderen die deutschen Schauspieler Ulrich Tukur, Susanne Lothar, Burghart Klaußner und Josef Bierbichler. Der Fernsehdirektor des koproduzierenden Bayerischen Rundfunks, Gerhard Fuchs, gratulierte Haneke und dessen Team zum Erfolg. "Wir waren schon stolz, dass der Bayerische Rundfunk mit 'Das weiße Band' in den Wettbewerb von Cannes eingeladen wurde. Dass wir nun sogar die Goldene Palme gewonnen haben, stimmt uns ausgesprochen froh."

Auch zum besten Schauspieler wurde ein in Deutschland bestens bekannter Österreicher gekürt: Christoph Waltz erhielt die Auszeichnung für seine Rolle als Nazi-Oberst in dem Weltkrieg-II-Drama "Inglourious Basterds" von US-Regisseur Quentin Tarantino. Waltz bedankte sich bei Tarantino für die Rolle. Der Regisseur habe ihm seine "Berufung als Schauspieler" zurückgegeben. Die Verkörperung des schadenfrohen und mörderischen Nazis lässt das Blut gefrieren, und Waltz herausragende Leistung war bei Kritikern nahezu unumstritten. An seiner Seite sind Brad Pitt, Diane Kruger, Daniel Brühl, Til Schweiger und Martin Wuttke zu sehen.

Von Pornodarstellerin gedoubelt

Weniger einhellig fiel das Verständnis für die Kür der besten Schauspielerin aus. Charlotte Gainsbourg musste in der Verkörperung einer psychopathischen Ehefrau in Lars von Triers Zwei-Personen-Drama "Der Antichrist" bis an ihre Grenzen gehen. Für die schockierendste Szene, in der sie sich die Genitalien selbst verstümmelt, wurde Gainsbourg von einer Pornodarstellerin gedoubelt. Doch auch die übrigen Szenen sind drastisch genug, so dass Gainsbourg bei den Dreharbeiten im nordrhein-westfälischen Wald "die stärksten, schmerzlichsten aber auch aufregendsten Erfahrungen" ihres Lebens machte.

Auch der Große Preis der Jury ging an einen gewalttätigen Film. "Un Prophète" von Jacques Audiard zeichnet die Karriere eines Kleinkriminellen nach, der hinter Gittern zum Großgangster ausgebildet wird. Nicht überzeugen ließ sich die Jury um Schauspielerin Isabelle Huppert in diesem Jahr von den romantischen Beiträgen. Weder Jane Campions begeistert aufgenommener Film "Bright Star" noch Pedro Almodóvars sehnsüchtige "Zerissene Umarmung" mit Penélope Cruz konnten triumphieren.

In Deutschland hingegen ist das Resümee positiv: Der Geschäftsführer der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, Michael Schmid-Ospach, erklärte, das diesjährige Festival von Cannes sei "die Stunde der Deutschen" gewesen, die künstlerisch und wirtschaftlich an so unterschiedlichen Filmen wie "Antichrist" und "Inglourious Basterds" beteiligt gewesen seien.

(AP)
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