Animationsfilm „Die Addams Family“ Zuhause ist es schrecklich-schön

„Die Addams Family“ kehrt erstmals in einem Animationsfilm zurück.

 Oberhaupt Gomez Addams gibt sich Mühe und putzt das Anwesen der Familie heraus.

Oberhaupt Gomez Addams gibt sich Mühe und putzt das Anwesen der Familie heraus.

Foto: dpa/-

Sie sind schon ziemlich seltsam, diese Addams: Wo andere es sonnig und heiter lieben, bevorzugen sie Gewitterwolken. Ihre Speisen können nicht eklig und verdorben genug sein. Und ständig versuchen sie, einander in die Luft zu sprengen, aufzuspießen oder sonstwie zu quälen. Aber dennoch muss man sie gern haben, diese okkulten Gestalten – sind sie doch lustig, einfallsreich und trotz allem unglaublich liebevoll zueinander. Kein Wunder, dass die „Addams Family“ seit ihrer Schöpfung von Zeichner Charles „Chas“ Addams für das Magazin „New Yorker“ vor gut 80 Jahren immer wieder auf der Bildfläche erscheint. Nach etlichen Verfilmungen, mit realen Schauspielern und als Zeichentrickserie, sind die Addams erstmals animiert im Kino zu sehen.

Optisch liefern Regisseur Conrad Vernon („Shrek“, „Madagascar 3“) und Co-Regisseur Greg Tiernan einen liebevoll-gruseligen Augenschmaus. Der Animationsstil erinnert an Tim Burtons „Nightmare before Christmas“ und die Vampir-Reihe „Hotel Transsilvanien“: Die Figuren sind plastisch, das Setting ist fantasievoll.

Die Story holt auch Addams-Unkundige ab. Die Hochzeit der düsteren Morticia und des heißblütigen Gomez im Kreise ihrer seltsamen Verwandtschaft wird von Normalbürgern gestört, die diese ihnen fremde Gesellschaft vertreibt. Sie flüchten in ein dunkles Anwesen. In diesem neuen Zuhause werden die Kinder geboren und groß, die melancholische Wednesday und ihr Streiche spielender Bruder Pugsley. Alles könnte so schrecklich-schön sein, wäre da nicht Wednesdays pubertäres Verlangen nach Ausbruch aus diesem Familien-Idyll und die Konfrontation mit der Vorzeige-Siedlung „Assimilation“ am Fuße des Addams-Hügels. Denn die ist das genaue Gegenteil der Addams: pastellfarben-bunt, vordergründig gut gelaunt, angepasst.

Es kommt zum Äußersten: Gerade als die gesamte Addams-Verwandtschaft zu einem Familienfest zusammenkommt, greifen die guten Bürger von „Assimilation“ an. Solche Fremden will man nicht als Nachbarn haben! Doch vielleicht gibt es ja entgegen aller Vorurteile eine gemeinsame Zukunft für Monster und Normalos?

Zugegeben, die Botschaft kommt etwas mit dem Holzhammer daher, aber es handelt sich auch um einen Kinderanimationsfilm. Und in Zeiten des zunehmenden Populismus dürfte es wichtig sein, schon Grundschülern zu zeigen: Das Unbekannte muss einem keine Angst machen, sollte eher Neugier erzeugen. Möglicherweise sind uns die „Monster“ näher, als man denkt.

Die Addams Family, USA 2019, von Conrad Vernon und Greg Tiernan, 87 Min.

(dpa)
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