Kinofilm „Rebellinnen“ Showdown in Frankreichs Provinz

in „Rebellinnen“ kommen drei Frauen zu Geld und haben bald Stress mit der Mafia.

 Audrey Lamy, Cecile de France und Yolande Moreau (v.l.) sind „Rebellinnen“.

Audrey Lamy, Cecile de France und Yolande Moreau (v.l.) sind „Rebellinnen“.

Foto: dpa/-

(dpa) Der Weg zurück ins Paradies ist hart. „L‘Éden“ heißt der Campingplatz in Nord-Pas-de-Calais. Ein oft kalter, wenig attraktiver Teil Frankreichs. Nach 15 Jahren unter der Sonne der Côte d‘Azur kehrt Sandra (Cécile de France) in den Wohnwagen der Mutter zurück. Pleite, desillusioniert, schwanger, aber alles andere als gebrochen.

In bester Quentin-Tarantino-Manier wird sie sich in „Rebellinnen“ behaupten. Mehr oder weniger an ihrer Seite hat sie dabei die alleinerziehende Marilyn (Audrey Lamy) und die etwas schusselige Nadine (Yolande Moreau). Regisseur Allan Mauduit lässt dieses in Frankreich gefeierte Trio in seinem Erstlingsfilm die hart-herzliche Schroffheit ländlicher Kleinbürger ausleben.

Sandra ist bekannt im Ort. Schließlich war sie Miss Nord-Pas-de-Calais 2005. Die Schmach ihrer Rückkehr überspielt sie am Band einer Fischkonservenfabrik neben Marilyn und Nadine, die auch gleich Tipps für die richtige Fischbelegung in den Dosen geben: „Wenn einer zu groß ist und nicht reinpasst – Schwanz abhaken.“ Der Satz wird wenige Filmminuten später makabre Bedeutung erlangen. Die Arbeiterinnen leiden unter Vorarbeiter Jean-Mi, der seine Macht für sexuelle Übergriffe nutzt. Auch an Sandra macht er sich ran. Der Versuch einer Vergewaltigung endet mit einem tödlichen Unfall. Sehr geschickt führt Regisseur Mauduit die Zuschauer in eine emotionale Melange aus Mitleid und Schadenfreude, Entsetzen und Lachen.

Die Frauen wollen die Ambulanz rufen, entdecken aber einen Batzen Geld in der Tasche von Jean-Mi. Das kann ja jetzt keinem mehr fehlen, und knapp bei Kasse sind sie alle. Die Leiche muss also aus der streng bewachten Konservenfabrik. In die kleinen Dosen passt ja eine Menge rein.

Wenig überraschend: Das Geld stammt von einer mafiösen Bande. Und Sandras Rabenvater ist als Kleinganove auch noch verwickelt. Bestes Material für eine rasante Entwicklung, zumal die drei Frauen alles andere als konsequent ihre Vertuschungspläne verfolgen: Sandra hat einen One-Night-Stand mit dem ermittelnden Polizisten, Marilyn holt sich einen auffällig flotten Flitzer und Nadine muss dringend überfällige Miete abbezahlen.

Regisseur Mauduit siedelt diese schrille Komödie sehr respektvoll in der so verpönten Nord-Provinz an. Fabrik und Stadt dienen ihm als Kulisse der Tristesse, die handelnden Personen sind vielleicht schräg, aber eben auch liebenswert.

Es folgt ein großes Finale mit Gemetzel à la Fischfabrik, wobei Mauduit seine Protagonisten immer wieder erdet. So muss Marilyn im Trubel des Showdowns Sohn Dylan aus der Schule holen. Mit Waffengewalt. Im Rausgehen entsinnt sie sich ihrer Mutterpflichten, dreht sich mit vorgehaltener Pistole zur Lehrerin: „Wir müssen dann auch noch mal reden wegen der schlechten Noten für Dylan!“

Rebellinnen, Frankreich 2019, von Allan Mauduit, mit Cécile de France, Yolande Moreau, Audrey Lamy, 88 Min.

(dpa)
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